Die Lebenswelt /Erster Teil Zur Übersicht Zur Synopse Zur Einzelebene Druck
Drittes Kapitel
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Gegen Abend veranlasste Charlotte einen Spaziergang auf die neuen Anlagen. Der Hauptmann gefiel sich sehr in der Gegend und bemerkte jede Schönheit, welche durch die neuen Wege erst sichtbar und genießbar geworden.
Die hier behandelte Landschaftserschließung entspricht der um die Mitte des 18. Jahrhunderts aufgekommenen Idee des "Englischen Gartens". Im Unterschied zu dem geometrischen "Französischen Garten", der über Jahrhunderte für die Schlossanlagen Europas maßgebend gewesen war, sollte sich die neue Gartenform der umgebenden Landschaft natürlich anpassen. In Deutschland wurde der Park von Dessau-Wörlitz dafür das Vorbild. Man wünschte sich eine Parklandschaft mit wechselnden Umblicken, lockeren Baumgruppen, kleinen Anhöhen, ein paar Gewässern, mit anderen Worten: eine Idylle, in der nichts den menschlichen Eingriff erkennen ließ.
Um 1800 kamen aber auch bereits Zweifel an dieser Art der Landschaftspflege auf. Man beanstandete die vollkommene Nutzlosigkeit solcher Anlagen. Ihr Erhalt war teuer, ohne dass irgendeinen Ertrag dabei herauskam. Insofern könnte die große Beflissenheit, mit der Eduard die Neugestaltung seines Anwesens betreibt, auch kritisch gemeint sein, erst recht, als ihm sogar das Geld für sie knapp wird. Andererseits ist er völlig einseitig dabei nicht. Gleich zu Anfang ist er mit dem Pfropfen von Obstbäumen beschäftigt, es gibt Gewächshäuser und Frühbeete, und der in Terrassen angelegte Hang zum Dorf hinunter scheint überwiegend ein Nutzgarten zu sein. Auch die vielen Blumen, die Ottilie pflanzt, gehören der englischen Naturparkform nicht an. Die Neuerungen sind also zwar ein Zugeständnis an ein zeitgemäßes Erscheinungsbild der Schlossumgebung, aber der nützliche Teil der Gartenanlage wird nicht angetastet.
Benutzte Literatur: Niedermeier, Michael
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»... und dann habt ihr beide wohl nicht daran gedacht, dass heute euer Namenstag ist. Heißt nicht einer Otto so gut als der andere?«
Der Namenstag von Otto wird regional unterschiedlich mehrmals im Jahr gefeiert, allerdings nicht im April oder Mai, wie hier anzunehmen ist. Am nächsten kommt diesem Zeitraum noch der 23. März als Gedenktag für Otto von Ariano.
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»Das erste, was wir tun sollten«, sagte der Hauptmann, »wäre, dass ich die Gegend mit der Magnetnadel aufnähme.«
Magnetnadel: im Prinzip das Ausmessen der Flächen mit dem Kompass. Die Längen wurden abgeschritten, die Winkel mit einer Kompassnadel bestimmt. Benutzt wurden dafür aber vergleichsweise genau reagierende Instrumente.
Eine zur Winkelmessung geeignete Magnetnadel
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... die Abende und die frühsten Morgen brachte er mit Aufzeichnen und Schraffieren zu. Schnell war auch alles laviert und illuminiert ...
lavieren und illuminieren: die Zeichnungen mit Wasserfarben ausmalen und die Beschriftungen gestalten.