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[Erster Abschnitt]
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... und sah dann, den Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, aus dem Fenster auf den Fluss, die Brücke und die Anhöhen am anderen Ufer mit ihrem schwachen Grün.
So wenig bei Kafka jemals ein Schauplatz konkret benannt wird, so klar ist doch oftmals der Bezug auf die Stadt Prag. Hier ist in Anbetracht des Schlusses mit dem 'Autoomnibus' und dem 'unendlichen Verkehr' auf der Brücke (siehe Abschnitt 4) für 1912 eindeutig eine Großstadt-Szenerie anzunehmen, und natürlich kommt dafür bevorzugt Prag infrage. Da Kafka zur Zeit der Niederschrift der Erzählung am Moldau-Ufer gewohnt und auf die verkehrsreiche Niklasbrücke (Cechuv most) heruntergesehen hat, dürfte es eben der Blick auf diese Brücke mit dem gegenüber liegenden Bellevue-Park sein, der seine Vorstellungen bestimmt hat. Von dem Haus her, in dem Kafka wohnte, stellte sich dieser Blick so dar:
Der Blick über die Moldau an der Niklasbrücke
Mehr als der Blick über die Niklasbrücke erschließt sich im 'Urteil' von Prag jedoch nicht. Schon die 'niedrigen, leicht gebauten Häuser' gab es an dieser Stelle des Moldau-Ufers 1912 nicht mehr (allenfalls einige Jahre früher), und sowieso hat Kafka bewusst in allen seinen Werken Ort und Zeit der Handlung unbestimmt gelassen. Außer 'Großstadt' und 'Gegenwart' soll in dieser Erzählung also nichts assoziiert werden.