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- III,1 -
Sprung zur Textstelle Die schwarzen, parallel laufenden Geleise darauf glichen in ihrer Gesamtheit einer ungeheuren, eisernen Netzmasche ... Auf den Drähten, die sich wie das Gewebe einer Riesenspinne von Stange zu Stange fortrankten ...
Hier werden die Vergleiche wieder aufgenommen, die zuvor für Thiels 'Fesselung' durch Lenes Körperlichkeit gebraucht werden (siehe GESTALTUNG zu Abschnitt II).
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Sprung zur Textstelle Auch die Geleise begannen zu glühen, feurigen Schlangen gleich; aber sie erloschen zuerst. Und nun stieg die Glut langsam vom Erdboden in die Höhe, erst die Schäfte der Kiefern ... zuletzt nur noch den äußersten Rand der Wipfel mit einem rötlichen Schimmer streifend.
Nähme man diese Beschreibung beim Wort, würde Thiel wohl über eine Stunde an seiner Schranke warten, bevor der Zug eintrifft, weil ein Sonnenuntergang, der anfangs noch die Schienen erglühen, zuletzt aber nur noch die Baumwipfel rötlich schimmern lässt, nicht nur ein paar Minuten dauert. Es soll sich aber die ganze Erhabenheit der Natur aus dieser Zeitraffer-Aufnahme erschließen und dadurch der Einbruch der Technik in diese Welt als nur um so frevelhafter darstellen. Als das "schwarze, schnaubende Ungetüm" in der Ferne verschwindet, kehrt "das alte heilige Schweigen" in den Forst zurück.
Nach den Begriffen des 19. Jahrhunderts handelt es sich hier nicht um eine realistische Schilderung und schon gar nicht um eine naturalistische, aber in Kenntnis späterer Stilrichtungen würde man sie auch nicht 'unrealistisch' nennen. Sie hat einen 'surrealen', das Reale überzeichnenden Charakter, ohne dass allerdings der Erzähler dies kenntlich macht. Das Resultat ist jedenfalls eine Szene, in der sich die Abendstille der Natur, die Einsamkeit des Bahnwärterhauses und der an- und abschwellende Lärm des vorbeifahrenden Zuges in suggestiver Eindringlichkeit miteinander verbinden.