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[Abschnitt 2]
Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 25 des Novellentextes
... traut mir nur zu, dass ich schon selbst die Spreu vom Weizen sondern werde!
die Spreu vom Weizen sondern = die Unterscheidung der Menschen beim Jüngsten Gericht nach Matthäus 3, 12: "Und er [Christus] hat seine Wurfschaufel in seiner Hand, er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer."
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Ihr hörtet wohl schon, Herr, die Friesen rechnen gut, und habet auch wohl schon über unsern Hans Mommsen von Fahretoft reden hören ...
Der ganze weitere Abschnitt referiert Züge aus einer Beschreibung des Lebens von Hans Mom(m)sen, die 1843 in Kiel in einem 'Lesebuch für die Schuljugend' erschien, zunächst auf diesen selbst bezogen, dann auf Hauke Haien übertragen. Nachfolgend ein Auszug aus dieser Beschreibung:
19. Hans Momsen
Ein Zahl-, ein Maß- und auch ein Kraftmann. Ein Friese.
(Die Friesen rechnen gut.)
(Nach Paulsen und Sörensen in den Prov. Berichten 1813 und 14.)
Hans Momsen, geboren 1735 in Fahretoft und gestorben in Fahretoft 1811, gehört zu den merkwürdigsten Männern, die unser Vaterland aufzuweisen gehabt und nach ihrem Tode den Nachkommen darzustellen hat; während sie leben thun sie es selber.
Was ist er gewesen? Ein Landmann und eines Landmannes Sohn, der als ein solcher sich zu einem Mathematiker und zu einem Künstler gemacht hat. Er hat sich dazu gemacht, das ist in einem so genauen Wortsinn zu nehmen, wie bei nicht Vielen, die auch etwas aus sich oder sich zu etwas gemacht haben. Die Schule des Orts kann sich Momsens als ihres Zöglings nicht rühmen, im Gegentheil, sein Schullehrer hatte gar kein Wohlgefallen daran, daß der Schüler schön ritzen und pricken konnte, wie seine Risse und Figuren genannt wurden. Das Haus hob ihn auch so wenig, daß der Vater vielmehr höchst unzufrieden damit war, wenn der Sohn zeichnete, goß, löthete, drechselte. Und Privatstunden hat Momsen nicht eine einzige gehabt; wer sollte sie ihm geben in Fahretoft? Doch der Schmid daselbst war sein Freund.
Wie meistens die ersten Anreize, die dem Geist eine Richtung geben, im Verborgenen gelegen sind, also bei Momsen auch, indessen, was ihn insonderheit für die Mathematik ein- und hingenommen hat, darüber findet sich eine Nachricht. Sein Vater, der etwas vom Landmessen verstand, zeichnete einmal die Figur eines gemessenen Stück Landes. Der Sohn sah zu und fragte den zeichnenden und berechnenden Vater einmal, warum dieß eben so und nicht anders wäre. Die Frage schien dem Vater nicht übel, er konnte sie aber nicht beantworten, die Theorie ging ihm ab, und sagte: Suche auf dem Boden unter meinen Büchern da eins heraus, das Euklid betitelt ist, das wird dir sagen, was du verlangst. Er fand den Euklid, aber der war in einer Sprache geschrieben, die er nicht verstand, in holländischer. Mit Hülfe einer holländischen Fibel und einer holländischen Bibel ward er aber bald der Sprache mächtig, dagegen die Figuren machten ihm ziemlich lange zu schaffen. Wo er ging und stand, trug er seinen Euklid bei sich, und studirte ihn so fleißig, daß er in seinem vierzehnten Jahr ihn doch völlig inne hatte. Daneben trieb er viele andre Dinge, bauete kleine Mühlen, Schiffe, arbeitete in Stahl, Messing, Kupfer und Blei. Dem Vater gefiel das wenig und um die Grillen, wie ers nannte, dem Sohn recht gründlich auszutreiben, schickte er ihn nach der Confirmation, im Sommer 1752, an den Deich, wo er von Ostern bis Martini den ganzen Tag Erde schieben mußte. Allein hier auch setzte er seine Studien fort in den Zwischenstunden, und eine Nacht um die andere wandte er für seine wissenschaftlichen und mechanischen Arbeiten an. Im Winter darauf war er fleißig besonders in Verfertigung verschiedener Instrumente, Meßketten, Boussolen, Bestecke u. a. m., die alle sich durch Genauigkeit und Schönheit auszeichneten. [...] Auch Uhren vielerlei Art hat er gemacht, auch eine mit einem Glockenspiel und eine Seeuhr, in spätem Jahren auch eine niedliche Orgel. Er spielte selbst einen vierstimmigen Choral, bediente sich aber der Ziffern, da er in seinen spätern Jahren die Noten nicht mehr lernen mochte; die Theorie der Musik kannte er gründlich. Wie er früh die holländische Sprache gelernt hatte, so lernte er später und so nach gerade, wie er zu den Büchern in andern Sprachen kam, Dänisch, Französisch, Englisch und, versteht sich auch Latein, er hat sogar ein kleines Werk über Astronomie zu seinem Vergnügen aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Geographie, Geschichte, Naturlehre, Anthropologie, diese Wissenschaften waren Momsen unbekannt eben nicht, auch las er in seinem Alter mit Vergnügen englische Bücher über die Religion, doch bewegte sein Geist sich vornehmlich in der Astronomie, Geometrie, Trigonometrie, Algebra, Hydraulik, Optik, Gnomonik, Mechanik und Navigation. [...]
Benutzte Literatur: Harms, Schleswig-Holsteinischer Gnomon, 1843
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Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 26 des Novellentextes ... so suche morgen aus der Kiste, die auf unserm Boden steht, ein Buch, einer, der Euklid hieß, hat's geschrieben;
Euklid = griechischer Mathematiker um 300 v.Chr. Er fasste in seiner "Stoicheia" ('Grundlagen') die damalige Mathematik zu einem Lehrbuch zusammen, das bis in die Neuzeit fortgeführt wurde.