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Zur Wirkung allgemein
Der Schimmelreiter ist das mit Abstand meistgedruckte Werk Theodor Storms, auch zumal wegen der zahlreichen Einzelausgaben, die von dieser Novelle im Laufe der Zeit erschienen. Bis zum Ende der Schutzfrist - 30 Jahre nach dem Tod des Autors - erreichte aber auch schon die Erstausgabe bei Paetel 20 Auflagen, zusätzlich zu den 26 Auflagen, in denen die achtbändige Ausgabe der 'Sämtlichen Werke' bei Westermann bis dahin herauskam.
Zu einer wahren Flut von Neudrucken kam es aber ab 1919. Schon in den 20er Jahren waren mehrere Dutzend neuer Ausgaben auf dem Markt, und viele von ihnen waren auch illustriert. Die Gesamtzahl der Abbildungen zum Schimmelreiter beläuft sich auf einige Hundert, und dreimal überdies wurde die Novelle verfilmt. Bei der Wiedergabe der Illustrationen musste aber natürlich ausgewählt werden. Einerseits wurde angestrebt, möglichst viele der Szenen in Abbildungen zu erfassen, andererseits, möglichst viele auch der Illustratoren einzubeziehen. Insgesamt sind rund 50 Bilder von 20 verschiedenen Illustratoren aufgenommen, und ihre Abfolge gibt die Handlung der Novelle praktisch als Bildgeschichte wieder. Insofern eignet sie sich auch gut dazu, sich den Inhalt der Geschichte rasch wieder vor Augen zu führen.
Aber auch didaktisch lässt sich von den Illustrationen Gebrauch machen. Es können an einzelnen Bildfolgen ganze Handlungsteile abgefragt oder in ihrer Bedeutung für das Gesamtgeschehen erörtert werden. Die Bilder z.B. zu den Abschnitten 8 (Eisboseln), 12 (Beerdigung und Hochzeit) und 23 (Sturmflut) würden sich dafür eignen.
Die Aussagekraft oder Angemessenheit der Illustrationen wird sicherlich nicht von allen gleich beurteilt werden - hier kommt notwendig der Geschmack ins Spiel, über den sich bekanntlich nicht streiten lässt. Vielleicht ist aber Übereinstimmung darin zu erzielen, dass die nur andeutenden Zeichnungen gegenüber den vollständigeren den Vorteil haben, auch nicht so leicht zu Irritationen zu führen. So wird z.B. bei Storm niemals über die Kleidung etwas gesagt, doch in den Verbildlichungen muss sie natürlich erscheinen. Je deutlicher sie nun aber ausgeführt ist - egal, ob mehr dem 18. oder mehr dem 19. Jahrhundert zugehörend -, desto mehr kann man ins Grübeln geraten, ob sie passt. Irgendwelche vagen Konturen stören da bei weitem weniger. Das ist überhaupt eine Erkenntnis, die man im Vergleich von Text und Bild gewinnen kann: dass Texte die Außenseite der Erscheinungen nur in ganz wenigen Zügen erfassen und der Fantasie hier viel überlassen, während Bilder die Außenseite notwendig zeigen, aber in der Auslegung des dargestellten Momentes größeren Spielraum bieten. Schon Lessing hat in seinem 'Laokoon' (1766) diesen Sachverhalt mustergültig analysiert.
Ein Wirkungszeugnis des 20. Jahrhunderts stellen auch noch die drei Verfilmungen dar. Sie werden am Ende dieser Ebene, in den Erläuterungen zum 24. Abschnitt, vorgestellt und mit jeweils einem kurzen Szenenausschnitt dokumentiert.
[Abschnitt 2 ]
Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 4 des Romantextes Jetzt aber kam auf dem Deiche etwas gegen mich heran; ich hörte nichts; aber immer deutlicher glaubte ich eine dunkle Gestalt zu erkennen ...
Zeichnung von T. Schultz (um 1925)
Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 4 des Novellentextes ... und bald, da sie näher kam, sah ich es, sie saß auf einem Pferde, einem hochbeinigen hageren Schimmel; ein dunkler Mantel flatterte um ihre Schultern, und im Vorbeifliegen sahen mich zwei brennende Augen aus einem bleichen Antlitz an.
Tuschzeichnung von Otto Marcus (1924)
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Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 11 des Novellentextes Als ich eintrat, sah ich etwa ein Dutzend Männer an einem Tische sitzen ...
Radierung von Alexander Eckener (1870-1944)
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Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 34 des Novellentextes ... sondern blieb, die Hände über die Knie gefaltet, an der abfallenden Seeseite des Deiches sitzen und sah stundenlang zu, wie die trüben Nordseewellen immer höher an die Grasnarbe des Deiches hinaufschlugen ...
Tuschzeichnung von Otto Marcus (1924)
Sprung zu Abschnitt 2 Absatz 35 des Novellentextes Wurde es so dunkel, dass alle Erdendinge vor seinen Augen verschwanden und nur die Flut ihm in die Ohren donnerte, dann stand er auf und trabte halb durchnässt nach Hause.
Zeichnung von Otto Soltau (1923)
[Abschnitt 3 ]
Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 8 des Novellentextes ... wie Rauchwolken stieg es aus den Rissen, und über das ganze Watt spann sich ein Netz von Dampf und Nebel ...
Steinzeichnung von Robert Budzinski (1919)
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Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 13 des Novellentextes Draußen - man sah es durch die unverhangenen Fenster - trieb der Sturm die Wolken, und Licht und Dunkel jagten durcheinander; aber auch mir war es, als hätte ich den hageren Reiter auf seinem Schimmel vorbeisausen gesehen.
Zeichnung von Karl Wernicke (1935)
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Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 19 des Novellentextes Mit der Faust hielt er das mächtige Tier empor und würgte es, dass die Augen ihm aus den rauen Haaren vorquollen ...
Radierung von Jens Rusch (1987)
Bei aller Kunst, die sich in den Bildern von Jens Rusch zeigt, bleibt zu beanstanden, dass er sich um die Handlung der Novelle wenig gekümmert hat. Storms Hauke Haien ist 15 Jahre alt, als er den Kater tötet, nicht ein Mann mittleren Alters, wie hier dargestellt. Auch sonst ist in vielen von Ruschs Bildern Hauke zu alt und seine Frau Elke zu jung.
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Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 20 des Novellentextes Hauke mochte kaum hundert Schritte weiter getan haben, während er mit einem Tuch das Blut aus seinen Wunden auffing, als schon von der Kate her ihm ein Geheul und Zetern in die Ohren gellte.
Zeichnung von Max Schwimmer (1944)
Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 27 des Novellentextes ... dann nahm sie den blauen Überzug bei beiden Zipfeln und schüttete daraus den großen Katerleichnam auf den Tisch.
Zeichnung von Otto Quante (1936)
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Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 54 des Novellentextes Als nach einer Weile der lang aufgeschossene Hauke die hohe Werfte hinaufstieg, ... sah er droben die Tochter des Hauswirts neben der niedrigen Haustür stehen.
Zeichnung von Gustav Olms (1921)
Sprung zu Abschnitt 3 Absatz 55 des Novellentextes "Guten Abend auch!", sagte er, zu ihr tretend, "wonach guckst du denn mit deinen großen Augen, Jungfer Elke?"
Zeichnung von Hans Wingenbach (1948)
[Abschnitt 4]
Sprung zu Abschnitt 4 Absatz 10 des Novellentextes Hauke stand, die Hände in den Seitentaschen, am Türpfosten, hatte den Kopf im Nacken und studierte an den Fensterrähmen ihm gegenüber.
Zeichnung von Hans Volkert (1919)
[Abschnitt 5]
Sprung zu Abschnitt 5 Absatz 11 des Novellentextes Da tat es aus dem Lehnstuhl plötzlich einen lauten Schnarcher, und ein Blick und ein Lächeln flog zwischen den beiden jungen Menschen hin und wider ...
Zeichnung von C Hachez (1931)
[Abschnitt 6]
Sprung zu Abschnitt 6 Absatz 5 des Novellentextes Als er aber das Mädchen kommen sah, stieß er die Furke auf den Grund. "Nu, Elke!", sagte er.
Zeichnung von Josef Weiß (1919)
[Abschnitt 8]
Sprung zu Abschnitt 8 Absatz 1 des Novellentextes Auf der weiten Weidefläche, die sich zu Osten an der Landseite des Deiches entlangzog, sah man am Nachmittag darauf eine dunkle Menschenmasse.
Zeichnung von Hans Volkert (1919)
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Sprung zu Abschnitt 8 Absatz 14 des Novellentextes "Geh nur; ich kenne dich, Ole Peters!", erwiderte das Mädchen, sich hoch aufrichtend ...
Zeichnung von Otto Marcus (1924)
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Sprung zu Abschnitt 8 Absatz 25 des Novellentextes Da flog es wie eine Stahlkraft in Haukes Arm; er neigte sich ein wenig, er wiegte die Kugel ein paarmal in der Hand; dann holte er aus ...
Holzschnitt von Karl Stratil (1928)
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Sprung zu Abschnitt 8 Absatz 27 des Novellentextes Das Dunkel breitete sich allmählich über die weite Gegend; es wurde immer stiller ...
Zeichnung von C. Hachez (1931)
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Sprung zu Abschnitt 8 Absatz 40 des Novellentextes ... und als beide dann nach Hause gingen, hatten sie sich Hand in Hand gefasst; aus der Himmelshöhe funkelten die Sterne über der schweigenden Marsch.
Zeichnung von Max Schwimmer (1944)
[Abschnitt 9]
Sprung zu Abschnitt 9 Absatz 11 des Novellentextes Da ergriff er eifrig ihre Hand, und sie entzog sie ihm nicht. Noch eine Weile standen die jungen Menschen in dem sinkenden Dunkel beieinander ...
Zeichnung von Otto Soltau (1923)
[Abschnitt 10]
Sprung zu Abschnitt 10 Absatz 2 des Novellentextes Und der erschütterte Sohn setzte sich dicht an das dunkle Wandbett. "Sprecht, Vater, was Ihr noch zu sagen habt!"
Federzeichnung von Eugen O. Sporer (1947)
[Abschnitt 11]
Sprung zu Abschnitt 11 Absatz 16 des Novellentextes ... bei dem Hochzeitessen traf es sich durch das Ausbleiben eines näheren Verwandten, dass sie ihre Plätze nebeneinander fanden.
Zeichnung von Max Schwimmer (1944)
[Abschnitt 12]
Sprung zu Abschnitt 12 Absatz 4 des Novellentextes Und schon kam unten aus der Marsch der Leichenzug heran, eine Menge Wagen aus allen Kirchspielsdörfern; auf dem vordersten stand der schwere Sarg ...
Zeichnung von Hans Alexander Müller (1921)
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Sprung zu Abschnitt 12 Absatz 9 des Novellentextes "Alles gut, ihr Herren", sagte der erste, "den alten Deichgrafen haben wir mit Ehren beigesetzt; aber woher nehmen wir den neuen?"
Zeichnung von C. Hachez (1931)
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Sprung zu Abschnitt 12 Absatz 20 des Novellentextes ... da trat Elke Volkerts, die eine Weile schon im Zimmer gewesen, plötzlich zu ihnen. "Wollen Euer Gnaden mir ein Wort erlauben?", sprach sie zu dem Oberbeamten ...
Zeichnung von Otto Ubbelohde (1922)
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Sprung zu Abschnitt 12 Absatz 26 des Novellentextes Aber Elke zog an einem schwarzen Bändchen einen blinkenden Goldring aus ihrem Mieder. "Ich bin verlobt, Pate Manners", sagte sie ...
Zeichnung von Bernhard Winter (1930)
[Abschnitt 13]
Sprung zu Abschnitt 13 Absatz 3 des Novellentextes "Das kommt von eurem klugen Deichgrafen", rief einer von den Geestleuten, "der immer grübeln geht und seine Finger dann in alles steckt!"
Zeichnung von Otto Quante (1936)
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Sprung zu Abschnitt 13 Absatz 42 des Novellentextes
An Sonntagnachmittagen, oft auch nach Feierabend, saß Hauke mit einem tüchtigen Feldmesser zusammen ...
Zeichnung von Otto Quante (1936)
Sprung zu Abschnitt 13 Absatz 42 des Novellentextes ... bald fuhr er, solange nur das Eis ihm nicht den Weg versperrte, mit einem Knecht zu Boot ins Wattenmeer hinaus und maß dort mit Lot und Stange die Tiefen der Ströme ...
Tuschzeichnung von Otto Marcus (1924)
[Abschnitt 14]
Sprung zu Abschnitt 14 Absatz 12 des Novellentextes Der Knecht hob den Arm und wies stumm nach der Hallig. "Oha!", flüsterte der Junge, "da geht ein Pferd - ein Schimmel ... "
Radierung von Alexander Eckener (1870-1944)
[Abschnitt 15]
Sprung zu Abschnitt 15 Absatz 38 des Novellentextes ... auf dem Damm, hinter dem Hafen, begegnet' mir ein ruppiger Kerl; ich wusst nicht, war's ein Vagabund, ein Kesselflicker oder was denn sonst.
Zeichnung von Otto Quante (1936)
Sprung zu Abschnitt 15 Absatz 46 des Novellentextes ... sah ich den Slowaken, der stand noch sperrbeinig, die Arme auf dem Rücken, und lachte wie ein Teufel hinter mir drein.
Zeichnung von Hans Alexander Müller (1921)
[Abschnitt 16]
Sprung zu Abschnitt 16 Absatz 11 des Novellentextes "Sprechet!", sagte einer der Gevollmächtigten. Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches auf dem Tische aus.
Zeichnung von Bernhard Winter (1930)
[Abschnitt 17]
Sprung zu Abschnitt 17 Absatz 06 des Novellentextes ... dazwischen ritt der Deichgraf auf seinem Schimmel, den er jetzt ausschließlich in Gebrauch hatte, und das Tier flog mit dem Reiter hin und wider, wenn er rasch und trocken seine Anordnungen machte ...
Zeichnung von Otto Ubbelohde (1922)
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Sprung zu Abschnitt 17 Absatz 18 des Novellentextes "Herr, mein Gott", schrie er, "nimm sie mir nicht! Du weißt, ich kann sie nicht entbehren!"
Zeichnung von Eugen O. Sporer (1947)
[Abschnitt 18]
Sprung zu Abschnitt 18 Absatz 9 des Novellentextes
Seine Augen flogen über die Männer, die bei den Wagen standen. "Wer war es?", rief er. "Wer hat die Kreatur hinabgeworfen?"
Steinzeichnung von Robert Budzinski (1919)
[Abschnitt 19]
Sprung zu Abschnitt 19 Absatz 2 des Novellentextes So ging es munter von der Werfte und in den Weg hinaus, den Akt zum neuen Deich hinan ...
Radierung von Alexander Eckener (1870-1944)
[Abschnitt 20]
Sprung zu Abschnitt 20 Absatz 13 des Novellentextes Von nun an kam Wienke täglich zu der Alten in die Kammer; sie setzte sich bald von selbst auf den Angoraschemel ...
Zeichnung von Gustav Olms (1921)
Sprung zu Abschnitt 20 Absatz 13 des Novellentextes ... und wenn dann auf der Werfte etwa das gelbe Hündlein um sie herum und eifersüchtig gegen den Vogel aufsprang ...
Zeichnung von Max Schwimmer (1944)
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Sprung zu Abschnitt 20 Absatz 24 des Novellentextes Die blassblauen Augen sahen in wirrem Schreck zu Hauke auf: "Das Wasser, Vater! das Wasser!", rief sie.
Zeichnung von Gustav Olms (1921)
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Sprung zu Abschnitt 20 Absatz 45 des Novellentextes Da warf sich Elke an ihres Mannes Brust und weinte sich satt und war mit ihrem Leid nicht mehr allein.
Zeichnung von C. Hachez (1931)
[Abschnitt 21]
Sprung zu Abschnitt  21 Absatz 11 des Novellentextes ... aus den Spalten stiegen wie damals die rauchenden Nebel, und daran entlang waren wiederum die unheimlichen närrischen Gestalten und hüpften gegeneinander und dienerten und dehnten sich plötzlich schreckhaft in die Breite.
Zeichnung von Max Schwimmer (1944)
[Abschnitt 22]
Sprung zu Abschnitt 22 Absatz 31 des Novellentextes "Was macht sie? Was ist das, Vater?", flüsterte sie angstvoll und grub die Fingernägel in ihres Vaters Hand.
Zeichnung von Hans Alexander Müller (1921)
[Abschnitt 23]
Sprung zu Abschnitt  23 Absatz 15 des Novellentextes ... die lehnte am Stamme der Esche, deren Zweige über ihr die Luft peitschten, und starrte wie abwesend in die Nacht hinaus, in der ihr Mann verschwunden war.
Zeichnung von Karl Wernicke (1935)
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Sprung zu Abschnitt  23 Absatz 43 des Novellentextes "Mein Kind! O Elke, o getreue Elke!", schrie Hauke in den Sturm hinaus. Da sank aufs Neu ein großes Stück des Deiches vor ihm in die Tiefe, und donnernd stürzte das Meer sich hintendrein ...
Zeichnung von Robert Buszinski (1921)
Sprung zu Abschnitt  23 Absatz 43 des Novellentextes Er richtete sich hoch auf und stieß dem Schimmel die Sporen in die Weichen ... "Vorwärts!", rief er noch einmal, wie er es so oft zum festen Ritt gerufen hatte. "Herr Gott, nimm mich; verschon die andern!"
Zeichnung von Gustav Olms (1921)
Als Gesamtabbildung der Novelle ist - außer den Filmen - auch eine Comic-Darstellung zu nennen, die in einer Ausgabe von 'Hundert Meisterwerken der Weltliteratur' erschienen ist. Auf ein oder zwei Seiten wird dabei - durchaus ironisch - jeweils eine Art Quersumme des behandelten Werkes gezogen, im Falle des 'Schimmelreiters' in einer Bilderfolge von Elke Steiner.
Aus einem Comic von 2001
Die Filme
Eine zweite Serie von 'Abbildern' und zugleich Wirkungszeugnissen stellen die drei Verfilmungen dar. Zu der ersten kam es schon 1934 mit Marianne Hoppe in der Rolle der Elke. Eine Reihe von Standfotos aus diesem Film wurde noch im selben Jahr in eine Schimmelreiter- Ausgabe übernommen und wird hier in einer Auswahl wiedergegeben.
Hauke Haien und der alte Deichgraf
Der alte Deichgraf und Tochter Elke
Großknecht Ole Peters und Hauke Haien
Vollina Harders als Verlobte von Ole Peters
Elke und Hauke Haien bei ihrer Verlobung
Elke zeigt dem Pfarrer den Verlobungsring
Hauke Haien und seine Frau
Der Kauf des Schimmels
Beim Deichbau
Der Erbauer des Hauke-Haien-Deiches
Die Handlung des Filmes lässt sowohl den Rahmen wie auch die Jugendzeit Hauke Haiens weg und setzt damit ein, dass der bereits erwachsene Hauke beim Deichgrafen Knecht ist. Als dessen Tochter nach längerer Abwesenheit in ihr Elternhaus zurückkehrt, wird er in Konkurrenz zu Ole Peters ihr Bräutigam und dank ihrer Unterstützung nach dem Tod des alten Deichgrafen dessen Nachfolger. Die gesamte weitere Handlung zeigt dann den Kampf, den er um seinen neuen Deich gegen eine widerstrebende Dorfbevölkerung führen muss, wobei auch deren Bräuche und Lebensgewohnheiten gut berücksichtigt werden. Alles Dämonische in Haukes Handeln ist aber weggelassen, auch das schwachsinnige Kind kommt nicht vor, er ist ganz der überlegene Führer, der einer rückständigen Masse den richtigen Weg weist. Entsprechend enthusiastisch wurde der Film von den Nationalsozialisten gefeiert.
Eine Lübecker Kino-Anzeige von 1934
Zuletzt opfert Hauke Haien sogar sein Land und sein Leben dem Wohl der Allgemeinheit. Da er den alten Deich vernachlässigt hat, durchsticht er in der Sturmflut eigenhändig den Deich vor seinem eigenen Koog und rettet dadurch sowohl den neuen Deich wie das Dorf. Seine Frau, die sich nicht hat in Sicherheit bringen wollen, kommt mit in den Fluten um. - Die Rede, die bei der Einweihung des neuen Deiches gehalten wird, lässt an der Botschaft des Filmes keinen Zweifel: Deutschland braucht einen Führer, der für neuen Lebensraum sorgt.

Die Deicheinweihungs-Szene in der Verfilmung von 1934. In der Rolle des Oberdeichgrafen: Eduard von Winterstein (1871-1961).
In der Sparsamkeit der Dialoge, der exemplarischen Gestaltung der Szenen und der unterlegten Musik ist der Film aber durchaus eindrucksvoll, mag auch sein Pathos heute nicht mehr recht glaubhaft erscheinen.
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Zu einer zweiten Verfilmung kam es 1978 durch den Hamburger Filmproduzenten Alf Teichs. Mit Gert Froebe als altem Deichgrafen, John Phillip Law als Hauke Haien, Anita Eckström als Elke und weiteren namhaften Schauspielern ist der Film hervorragend besetzt, doch wird das Resultat dieser Besetzung nicht gerecht.
Die Handlung wird ähnlich gerafft wie in der Verfilmung von 1934, nur mit dem Unterschied, dass es hier hauptsächlich um die persönlichen Beziehungen zwischen Hauke Haien und Ole Peters sowie Elke Volkerts und Vollina Harders geht. Hauke ist an Elke interessiert, um die auch Ole Peters wirbt, wird aber auch von Vollina begehrt, die sich erst nach einigem Widerstand mit Ole Peters zufrieden gibt. Nette Menschen, die sie alle sind, söhnen sie sich aber untereinander aus und feiern eine Doppelhochzeit. Der Kampf um den neuen Deich sieht dann mehr wie eine Zugabe aus, auch das Kind kommt nicht vor, und trotz der Spukgeschichte um das Pferdegerippe und Haukes Schimmel kann von Dämonie nicht die Rede sein. Der Berliner TAGESSPIEGEL urteilte am 9. April 1978 zu Recht:
... diese allzu verknappte Geschichte ist zu wenig, um einen ganzen Film zu rechtfertigen, wenn es nicht gleichzeitig gelingt, die Atmosphäre der Landschaft, das Wesen der Menschen, die ja von ihrer Umgebung geprägt sind, mit in das Bild einzubeziehen ... Doch weder die lyrischen Töne noch die realistischen Klänge trifft Weidenmann [der Regisseur], der, wo es ihm gerade passte, sich des Stormschen Textes bediente, auf weite Strecken jedoch einer unverbindlichen Sprache verfällt. ... Was nun aber die beiden Protagonisten betrifft, so hatte Weidenmann keine; denn John Phillip Law lässt alle Charakterzüge vermissen, die Storm seinem Schimmelreiter zuschrieb: weder den Groll gegen die Menschheit noch den Rausch der Landgewinnung durch den neuen Deich, weder die Einsamkeit noch den Trotz des Hauke Haien vermag er auch nur andeutungsweise zu vermitteln.
Benutzte Literatur: Spurgat,  Theodor Storm im Film, 
                  1987
Gert Froebe als Deichgraf Tede Volkerts
Gert Froebe mit Anita Eckström als Elke
Werner Hinz als Amtmann mit John Phillip Law als Hauke Haien
Anita Ekström als Elke
Dirk Galuba als Großknecht Ole Peters
John Phillip Law als Hauke Haien und Vera Tschechowa als Vollina
Lina Carstens als Trin Jans
John Phillip Law und Dirk Galuba
Anita Ekström und John Phillip Law als Elke und Hauke Haien
John Phillip Law als 'Schimmelreiter'
Kennzeichend für den Film ist aber auch eine Verjüngung des Milieus. Weder in der Ausstattung noch im Verhalten der Personen nimmt man das 18. Jahrhundert wahr, es ist - trotz Kerzenlicht und einer unbestimmt altmodischen Kleidung - immer die Mentalität des 20. Jahrhunderts, die aus ihm spricht. Als Beispiel hier die Szene (aus dem sechsten Abschnitt), in der der Oberdeichgraf den Deichgrafen für seine verbesserte Arbeit lobt und Elke dies im Stall Hauke mitteilt. Bei Storm will Hauke sich die Hand auf Elkes Mitteilung geben lassen, aber sie wird rot und läuft weg. Im Film will Hauke zum Zeugnis einen ersten Kuss von ihr haben - und erhält ihn auch.

Die Belobigungs-Szene aus dem Film von 1978.
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Die dritte Verfilmung entstand 1984 als Gemeinschaftsproduktion des Fernsehens der DDR und des polnischen Fernsehens unter der Regie von Klaus Gendries. In diesem Film wird wie in dem von 1934 der Gegensatz zwischen dem aufgeklärt-sachlichen Hauke Haien und einer abergläubischen Bevölkerung in den Mittelpunkt gestellt. Alle Spukelemente sind Einbildungen oder Gerüchte, und auch die dämonischen Züge an Hauke Haien selbst sind ganz weggelassen. Als er z.B. um das Leben seiner kranken Frau beten soll, frottiert er sie lieber mit Eiswasser ab, um sie auf diese Weise ins Leben zurückzuholen. Auch ist die Geschichte zwischen ihr und ihm kaum eine Liebesgeschichte, im Vordergrund steht der gemeinsame Wille zum Erfolg. Der Film behält deshalb auch den Altersunterschied der Novelle bei: Hauke Haien ist hier der erkennbar Jüngere. Die erste persönliche Annäherung aus Anlass der Belobigung durch den Oberdeichgrafen läuft so ab:

Die Belobigungs-Szene aus dem DEFA-Film von 1984.
Das Milieu der Novellen-Handlung ist hier aber gut getroffen, auf jede Beschönigung der Verhältnisse des 18. Jahrhunderts wird verzichtet. Nur kommt deshalb auch kaum Anteilnahme an diesen Menschen und ihrem Schicksal auf, der Film hat schon fast den Charakter eines Brecht'schen Lehrstückes.
Benutzte Literatur: Jørgensen,  Die verlorene Mehrdeutigkeit 1993
Hauke Haien mit seinem Vater
Sylvester Groth als Hauke Haien
Jolanta Grusznic als Elke Volkerts
Lech Ordon als Tede Volkerts
Hansjürgen Hürrig als Ole Peters
Ole Peters wirbt um Elke Volkerts
Elke Volkerts im Gespräch mit dem Oberdeichgrafen
Das Paar vor dem Oberdeichgrafen
Vollina bei Hauke Haien
Hauke Haien mit Schimmel und Hund