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Als Gesamtabbildung der Novelle ist - außer den Filmen - auch eine Comic-Darstellung zu nennen, die in einer Ausgabe von 'Hundert Meisterwerken der Weltliteratur' erschienen ist. Auf ein oder zwei Seiten wird dabei - durchaus ironisch - jeweils eine Art Quersumme des behandelten Werkes gezogen, im Falle des 'Schimmelreiters' in einer Bilderfolge von Elke Steiner.
Aus einem Comic von 2001
Die Filme
Eine zweite Serie von 'Abbildern' und zugleich Wirkungszeugnissen stellen die drei Verfilmungen dar. Zu der ersten kam es schon 1934 mit Marianne Hoppe in der Rolle der Elke. Eine Reihe von Standfotos aus diesem Film wurde noch im selben Jahr in eine Schimmelreiter- Ausgabe übernommen und wird hier in einer Auswahl wiedergegeben.
Hauke Haien und der alte Deichgraf
Der alte Deichgraf und Tochter Elke
Großknecht Ole Peters und Hauke Haien
Vollina Harders als Verlobte von Ole Peters
Elke und Hauke Haien bei ihrer Verlobung
Elke zeigt dem Pfarrer den Verlobungsring
Hauke Haien und seine Frau
Der Kauf des Schimmels
Beim Deichbau
Der Erbauer des Hauke-Haien-Deiches
Die Handlung des Filmes lässt sowohl den Rahmen wie auch die Jugendzeit Hauke Haiens weg und setzt damit ein, dass der bereits erwachsene Hauke beim Deichgrafen Knecht ist. Als dessen Tochter nach längerer Abwesenheit in ihr Elternhaus zurückkehrt, wird er in Konkurrenz zu Ole Peters ihr Bräutigam und dank ihrer Unterstützung nach dem Tod des alten Deichgrafen dessen Nachfolger. Die gesamte weitere Handlung zeigt dann den Kampf, den er um seinen neuen Deich gegen eine widerstrebende Dorfbevölkerung führen muss, wobei auch deren Bräuche und Lebensgewohnheiten gut berücksichtigt werden. Alles Dämonische in Haukes Handeln ist aber weggelassen, auch das schwachsinnige Kind kommt nicht vor, er ist ganz der überlegene Führer, der einer rückständigen Masse den richtigen Weg weist. Entsprechend enthusiastisch wurde der Film von den Nationalsozialisten gefeiert.
Eine Lübecker Kino-Anzeige von 1934
Zuletzt opfert Hauke Haien sogar sein Land und sein Leben dem Wohl der Allgemeinheit. Da er den alten Deich vernachlässigt hat, durchsticht er in der Sturmflut eigenhändig den Deich vor seinem eigenen Koog und rettet dadurch sowohl den neuen Deich wie das Dorf. Seine Frau, die sich nicht hat in Sicherheit bringen wollen, kommt mit in den Fluten um. - Die Rede, die bei der Einweihung des neuen Deiches gehalten wird, lässt an der Botschaft des Filmes keinen Zweifel: Deutschland braucht einen Führer, der für neuen Lebensraum sorgt.

Die Deicheinweihungs-Szene in der Verfilmung von 1934. In der Rolle des Oberdeichgrafen: Eduard von Winterstein (1871-1961).
In der Sparsamkeit der Dialoge, der exemplarischen Gestaltung der Szenen und der unterlegten Musik ist der Film aber durchaus eindrucksvoll, mag auch sein Pathos heute nicht mehr recht glaubhaft erscheinen.
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Zu einer zweiten Verfilmung kam es 1978 durch den Hamburger Filmproduzenten Alf Teichs. Mit Gert Froebe als altem Deichgrafen, John Phillip Law als Hauke Haien, Anita Eckström als Elke und weiteren namhaften Schauspielern ist der Film hervorragend besetzt, doch wird das Resultat dieser Besetzung nicht gerecht.
Die Handlung wird ähnlich gerafft wie in der Verfilmung von 1934, nur mit dem Unterschied, dass es hier hauptsächlich um die persönlichen Beziehungen zwischen Hauke Haien und Ole Peters sowie Elke Volkerts und Vollina Harders geht. Hauke ist an Elke interessiert, um die auch Ole Peters wirbt, wird aber auch von Vollina begehrt, die sich erst nach einigem Widerstand mit Ole Peters zufrieden gibt. Nette Menschen, die sie alle sind, söhnen sie sich aber untereinander aus und feiern eine Doppelhochzeit. Der Kampf um den neuen Deich sieht dann mehr wie eine Zugabe aus, auch das Kind kommt nicht vor, und trotz der Spukgeschichte um das Pferdegerippe und Haukes Schimmel kann von Dämonie nicht die Rede sein. Der Berliner TAGESSPIEGEL urteilte am 9. April 1978 zu Recht:
... diese allzu verknappte Geschichte ist zu wenig, um einen ganzen Film zu rechtfertigen, wenn es nicht gleichzeitig gelingt, die Atmosphäre der Landschaft, das Wesen der Menschen, die ja von ihrer Umgebung geprägt sind, mit in das Bild einzubeziehen ... Doch weder die lyrischen Töne noch die realistischen Klänge trifft Weidenmann [der Regisseur], der, wo es ihm gerade passte, sich des Stormschen Textes bediente, auf weite Strecken jedoch einer unverbindlichen Sprache verfällt. ... Was nun aber die beiden Protagonisten betrifft, so hatte Weidenmann keine; denn John Phillip Law lässt alle Charakterzüge vermissen, die Storm seinem Schimmelreiter zuschrieb: weder den Groll gegen die Menschheit noch den Rausch der Landgewinnung durch den neuen Deich, weder die Einsamkeit noch den Trotz des Hauke Haien vermag er auch nur andeutungsweise zu vermitteln.
Benutzte Literatur: Spurgat,  Theodor Storm im Film, 
                  1987
Gert Froebe als Deichgraf Tede Volkerts
Gert Froebe mit Anita Eckström als Elke
Werner Hinz als Amtmann mit John Phillip Law als Hauke Haien
Anita Ekström als Elke
Dirk Galuba als Großknecht Ole Peters
John Phillip Law als Hauke Haien und Vera Tschechowa als Vollina
Lina Carstens als Trin Jans
John Phillip Law und Dirk Galuba
Anita Ekström und John Phillip Law als Elke und Hauke Haien
John Phillip Law als 'Schimmelreiter'
Kennzeichend für den Film ist aber auch eine Verjüngung des Milieus. Weder in der Ausstattung noch im Verhalten der Personen nimmt man das 18. Jahrhundert wahr, es ist - trotz Kerzenlicht und einer unbestimmt altmodischen Kleidung - immer die Mentalität des 20. Jahrhunderts, die aus ihm spricht. Als Beispiel hier die Szene (aus dem sechsten Abschnitt), in der der Oberdeichgraf den Deichgrafen für seine verbesserte Arbeit lobt und Elke dies im Stall Hauke mitteilt. Bei Storm will Hauke sich die Hand auf Elkes Mitteilung geben lassen, aber sie wird rot und läuft weg. Im Film will Hauke zum Zeugnis einen ersten Kuss von ihr haben - und erhält ihn auch.

Die Belobigungs-Szene aus dem Film von 1978.
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Die dritte Verfilmung entstand 1984 als Gemeinschaftsproduktion des Fernsehens der DDR und des polnischen Fernsehens unter der Regie von Klaus Gendries. In diesem Film wird wie in dem von 1934 der Gegensatz zwischen dem aufgeklärt-sachlichen Hauke Haien und einer abergläubischen Bevölkerung in den Mittelpunkt gestellt. Alle Spukelemente sind Einbildungen oder Gerüchte, und auch die dämonischen Züge an Hauke Haien selbst sind ganz weggelassen. Als er z.B. um das Leben seiner kranken Frau beten soll, frottiert er sie lieber mit Eiswasser ab, um sie auf diese Weise ins Leben zurückzuholen. Auch ist die Geschichte zwischen ihr und ihm kaum eine Liebesgeschichte, im Vordergrund steht der gemeinsame Wille zum Erfolg. Der Film behält deshalb auch den Altersunterschied der Novelle bei: Hauke Haien ist hier der erkennbar Jüngere. Die erste persönliche Annäherung aus Anlass der Belobigung durch den Oberdeichgrafen läuft so ab:

Die Belobigungs-Szene aus dem DEFA-Film von 1984.
Das Milieu der Novellen-Handlung ist hier aber gut getroffen, auf jede Beschönigung der Verhältnisse des 18. Jahrhunderts wird verzichtet. Nur kommt deshalb auch kaum Anteilnahme an diesen Menschen und ihrem Schicksal auf, der Film hat schon fast den Charakter eines Brecht'schen Lehrstückes.
Benutzte Literatur: Jørgensen,  Die verlorene Mehrdeutigkeit 1993
Hauke Haien mit seinem Vater
Sylvester Groth als Hauke Haien
Jolanta Grusznic als Elke Volkerts
Lech Ordon als Tede Volkerts
Hansjürgen Hürrig als Ole Peters
Ole Peters wirbt um Elke Volkerts
Elke Volkerts im Gespräch mit dem Oberdeichgrafen
Das Paar vor dem Oberdeichgrafen
Vollina bei Hauke Haien
Hauke Haien mit Schimmel und Hund