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Zweites Kapitel
Sprung zur Textstelle ... ein Blick in das vor ihm aufgeschlagene Buch belehrte mich, dass er nicht von meinem Falben, sondern von einem der vier apokalyptischen Reiter sprach.
Sicherlich ist hier der Holzschnitt von den vier apokalyptischen Reitern von Albrecht Dürer (1471-1528) gemeint. Die Frage des Ohms ist allerdings nicht leicht zu beantworten. Der Text der Apokalypse lautet (Offenbarung des Johannes Kap. 6, Vers 8):
Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.
Die vier Reiter des Holzschnittes werden fachlich gedeutet als Sieg, Kampf, Teuerung und Tod, jene Plagen, die schon zuvor in der Offenbarung genannt sind. Insofern bedeutet das Pferd, auf dem der Tod sitzt, auch nur den Tod und die Frage wäre unsinnig. Der Ohm will in Aufnahme der zitierten Bibelstelle aber vermutlich darauf hinaus, dass das fahle Pferd - auch wegen der Untier-Köpfe daneben - die 'wilden Tiere' bedeutet. Das hätte einen witzigen Hintersinn, weil einerseits das Pferd gerade nicht wild aussieht, andererseits der Falbe, den sein Neffe sich wünscht, ein bekannt wildes Tier ist.
Albrecht Dürer: Die vier apokalyptischen Reiter
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Sprung zur Textstelle ... nicht nur hatte mein bibelkundiger Ohm vom Papsttum einen üblen Begriff und meinte es in der Babylonerin der Offenbarung vorgebildet zu sehn ...
In der Offenbarung des Johannes (Kapitel 17, Vers 4) ist Babylon der Inbegriff der Sittenlosigkeit, eine 'große Hure':
Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden.
Das glänzende Papsttum ist aus der Sicht des Ohms also auch eine solche 'Babylonerin'.
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Sprung zur Textstelle ... nahm neben dem großen Admiral sein jüngerer Bruder Dandelot die erste Stelle ein, dessen weltkundige, stolze Brautfahrt meine Einbildungskraft entzündete.
Die Geschichte von Dandelots Brautfahrt wird in J. Michelets "Histoire de France" (1859), Bd. 11, S. 329 so erzählt:
Der Hass der Guise wurde durch ein romantisches Abenteuer geschürt, das von Colignys Bruder ausging. Eine große lothringische Dame, geborene Prinzessin von Salm und Witwe des Herrn von Assenleville, schwor, dass sie keinen anderen zum Mann nehmen wolle als Dandelot. Ihre ganze Familie, allesamt überzeugte Katholiken, widersprach vergebens. Vergebens stellte man ihr vor, dass ihre Ländereien vor den Mauern von Nancy lagen, sich also im Herrschaftsbereich des Herzogs von Lothringen und der Guise befanden, sodass sie nicht einmal würde heiraten können, ohne das Wagnis einer Schlacht einzugehen. Nichts brachte sie von ihrem Vorhaben ab.
Als Dandelot aufgefordert wurde, sich aus diesem Anlass in Feindesland zu begeben, scharte er hundert entschlossene Männer um sich, und obwohl er wusste, dass alle Guise sich gerade beim Herzog aufhielten, kam er nach Nancy. Dreimal verweigert man ihm den Zugang. Trotzdem verbleibt er in der Vorstadt, und seine Reiter erfrischen sich. Dann macht sich der Trupp bei helllichtem Tage und unter Getöse zum Schloss der Dame auf. Bei der Zugbrücke feuern alle ihre Musketen ab. Davon erzitterten die Fenster der Guise, die, nur durch die Breite des Flüsschens getrennt, gegenüber lagen. Und ihre Herzen erbebten. Der Kardinal seufzte. Der kleine Guise (er war 14 Jahre alt) sagte: "Hätte ich doch nur eine Muskete, um auf diesen Pöbel zu schießen!..."
Drei Tage und drei Nächte lang feierte man das Fest mit Lärm und Lust, länger als notwendig, um der Nachbarn Zorn zu erregen. Dann saß Madame Dandelot hinter ihrem Helden auf, sagte ihrem Gut Lebewohl und folgte ihm, stolz und arm, in die Wechselfälle des Bürgerkriegs.
(Übersetzt von Ulrich Krafft)