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[Fünfter Teil]
In seinem an Caspar David Friedrich erinnernden Bild fasst Otto Ubbelohde die Situation des heimkehrenden Friedrich Mergel eindrucksvoll zusammen: der sich stützende Mann, das Kruzifix als Symbol christlicher Reue und das verschneit liegende Dorf, auf das er sich zubewegt. In der Zeichnung von Rudolf André kommt das weniger gut zum Ausdruck. Die Lichter in den Fenstern lassen den Knienden eher wie einen Verbannten aussehen, und gebrechlich sieht er auch nicht aus. Noch verkehrter allerdings macht Erika Müller-Pöhl ihn fast zu einem Racheengel.
Der Besuch beim Gutsherren in der Zeichnung von Sigrid Schloemp zeigt Friedrich Mergel ebenfalls viel zu aufrecht, wohingegen in der Zeichnung von Hugo Feldtmann das Zerstörte seines Wesens einigermaßen richtig zum Ausdruck kommt. Unter den Schlussbildern ist das von Lange-Brock zwar nicht das effektvollste, aber das einzige, das den Erhängten zusammen mit der Inschrift an der Buche zeigt. Aus allen Bildern hintereinander sollte so eine komplette Inhaltsangabe der 'Judenbuche' abzuleiten sein.
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Sprung zur Textstelle Da bewegte sich von der Breder Höhe herab eine Gestalt langsam gegen das Dorf; der Wanderer schien sehr matt oder krank ...
Zeichnung von Otto Ubbelohde (1907)
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Sprung zur Textstelle Der Mann am Hange war in die Knie gesunken und versuchte mit zitternder Stimme einzufallen: es ward nur ein lautes Schluchzen daraus ...
Zeichnung von Rudolf André (1913)
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Sprung zur Textstelle Nach einigem Zögern ward die Tür geöffnet, und ein Mann leuchtete mit der Lampe hinaus. - "Kommt nur herein", sagte er dann ...
Zeichnung von Erika Müller-Pöhl (1978)
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Sprung zur Textstelle Beim Eintritt in das Wohnzimmer sah er scheu umher, wie vom Licht geblendet, und dann auf den Baron, der sehr zusammengefallen in seinem Lehnstuhl saß ...
Zeichnung von Sigrid Schloemp (1958)
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Sprung zur Textstelle Ein Kind hatte ihn gesehen, wie er am Rande des Brederholzes saß und an einem Löffel schnitzelte. "Er schnitt ihn aber ganz entzwei", sagte das kleine Mädchen.
Zeichnung von Hugo Feldtmann (1946)
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Sprung zur Textstelle Totenbleich kam er auf dem Schlosse an: in der Judenbuche hänge ein Mensch; er habe die Beine gerade über seinem Gesichte hängen sehen.
Zeichnung von August Lange-Brock (1948)
Die Verfilmung
1980 wurde die 'Judenbuche' im Auftrag des Bayrischen Rundfunks verfilmt. Regie führte - nach eigenem Drehbuch - Rainer Horbelt (1944-2001), ein durch zahlreiche Fernseharbeiten und eigene Veröffentlichungen ausgewiesener Autor. Der Film nimmt sich der Novelle sehr genau und sehr sorgfältig an, genau in der Wiedergabe der Handlung und sorgfältig besonders in der Ausstattung. In Zusammenarbeit mit Landesmuseen, Vereinen für Brauchtumspflege, historischen Bauernhöfen usw. ist ein Film entstanden, der hinsichtlich des Kolorits nichts zu wünschen übrig lässt. Selbst wie man Brot gebacken hat und oder wie es um die Rechte der Juden bestellt war, wird gezeigt bzw. dargelegt, manches wirkt wie eine Dokumentation zum westfälischen Landleben im 18. Jahrhundert.
Darin liegt allerdings auch ein Problem. Die Kriminalgeschichte wird über diese teilweise auch bedrückende Milieuschilderung fast zur Nebensache, zumal sie sowieso von vornherein durchschaubar angelegt ist. Von Geheimnis oder gar von Spuk keine Spur, alles ist sozial verursacht. Für zusätzlichen Abstand sorgt die Einbettung der Handlung in ein Rahmengeschehen, in dem Annette von Droste-Hülshoff dem sie im Rüschhaus besuchenden Levin Schücking (siehe unter ENTSTEHUNG) die Novelle vorliest und auch über ihre dichterischen Absichten mit ihm spricht.
Alles in allem zeigt sich, dass die Handlung der 'Judenbuche' dem Regisseur nicht ausgereicht hat und wohl wirklich für einen Film von üblicher Länge nicht ausreicht. Dann wäre es allerdings besser gewesen, die Geschichte kurz zu halten, anstatt sie - wie hier - über 1¾ Stunden zu dehnen und Langeweile zu erzeugen.
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Annette von Droste-Hülshoff als Vorleserin (Christiane Lemm, geboren 1953)
Der junge Friedrich Mergel
Barbara Morawiecz (geboren 1938) als Friedrichs Mutter Margaret Mergel
Der junge Johannes Niemand
Eberhard Feik (1943-1994) als Simon Semmler
Roland Teubner als Friedrich Mergel
Joachim Tennstedt (geboren 1950) als Johannes Niemand
Diether Krebs (1947-2000) als Förster Brandis
Franz Lichtenhahn (geboren 1932) als Dorfschulze Kapp
Harry Raymon (geboren 1926) als Jude Aaron mit dem zahlungsunfähigen Friedrich
Die Juden an der Buche
Die Inschrift an der Buche (zwischen den älteren Gravuren von Liebespaaren kaum zu erkennen)
Franz Rudnick (1931-2005) als Freiherr von Haxthausen
Der heimgekehrte Friedrich Mergel

Die Verhör-Szene aus dem Fernsehfilm von 1980.