Achtes Kapitel
" ... du rennst da mitten in das sinnreiche Tableau von der schönen Beschreibung hinein, welche
der selige Hoffmann, Seite 347 des 'Frauentaschenbuches für 1816', von dem schönsten Hummelschen Bilde gibt, das im
Herbst 1814 auf der Berliner Kunstausstellung zu sehen war!"
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Johann Erdmann Hummel: Gesellschaft in einer italienischen Locanda (1814)
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Die Überdeutlichkeit, mit der sich Eichendorff hier auf eine literarische Quelle - E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Die
Fermate" - bezieht, ist als sarkastischer Spott auf dessen Manier zu verstehen, sich immer wieder an reale Gegebenheiten
und Objekte anzulehnen. In diesem Falle erkennt ein Betrachter - ein Komponist - in dem Berliner Bild eine Situation aus seinem Leben wieder:
Zwei Sängerinnen, in die er einmal verliebt gewesen sei, die ihn aber zum Narren gehalten hätten, seien ihm nach langer
Zeit als eitle und zänkische Frauen wieder begegnet, nämlich in dieser italienischen Locanda, wo ein Dirigent ihnen durch
sein Ungeschick einen Triller abgeschnitten habe. Gleichwohl, so der Schluss des Erzählers, habe er diesen beiden Frauen viel zu verdanken, durch seine Liebe zu ihnen sei er zu seinen größten Kompositionen gelangt.
Eichendorff kannte das Bild selbst vermutlich gar nicht, sondern nimmt wohl nur die Beschreibung auf, die Hoffmann davon gibt. Der
Abbate dirigiert nicht mit einem Stöckchen, sondern mit einer Rolle, die Gitarristin zeigt keine 'blendend weißen Achseln', sondern
trägt die Schultern bedeckt, auf dem Tisch stehen nicht mehrere Weinflaschen u.a.