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Zehntes Kapitel
Sprung zur Textstelle Denn auf dem grünen Platze am Schwanenteich, recht vom Abendrote beschienen, saß die schöne gnädige Frau ...
Zeichnung von Edmund Kanoldt (1886)
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Sprung zur Textstelle Sie hielten eine lange Blumengirlande in den Händen, schlossen schnell einen Kreis um mich, tanzten um mich herum und sangen dabei: Wir bringen dir den Jungfernkranz ...
Zeichnung von Theodor Johannsen (1908)
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Sprung zur Textstelle "Siehst du", sagte sie nach einem Weilchen wieder, "das weiße Schlösschen, das da drüben im Mondschein glänzt, das hat uns der Graf geschenkt, samt dem Garten und den Weinbergen, da werden wir wohnen ..."
Zeichnung von Edmund Brüning (1898)
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Sprung zur Textstelle Sie lächelte still und sah mich recht vergnügt und freundlich an, und von fern schallte immerfort die Musik herüber ... und es war alles, alles gut.
Zeichnung von Hans Wildermann (1941)
Die Filme
Eine zweite Serie von 'Abbildern' und zugleich Wirkungszeugnissen stellen die beiden Verfilmungen dar, wobei eine frühe von 1922 hier unberücksichtigt bleibt. Zu der einen kam es 1973 durch die DEFA mit Dean Reed in der Titelrolle, dem Country-Sänger und Schauspieler aus Denver/Colorado (geb. 1938), der 1972 einer Frau wegen in die DDR übersiedelte, ein Pop-Star des Ostens wurde und 1986 dort unter mysteriösen Umständen - vermutet wird Selbstmord - ums Leben kam. Der Film von Celino Bleiweiß (geb. 1938) ist gänzlich auf ihn ausgerichtet und weicht schon in dieser Hinsicht von der Textvorlage ab. Zum jungen Müllerburschen nämlich taugt der 35-jährige Dean Reed so wenig, dass man von einer 'Taugenichts'-Verfilmung kaum mehr sprechen kann. Es geht eigentlich nur darum, ihn als 'fahrenden Sänger' in Szene zu setzen, die Handlung der Novelle ist dafür lediglich das Vehikel. Die eigens für den Film geschriebenen Lieder, von Reed mit unverkennbar angelsächsischem Akzent vorgetragen, sind allerdings allesamt so einfältig, dass sicherlich auch sein Publikum davon nicht beeindruckt war.
An einigen Stellen blitzt allerdings etwas DDR-Opposition auf, geschickt als Kritik an der Feudalgesellschaft getarnt. So singt Dean Reed - abweichend vom Novellentext - das bekannte "Die Gedanken sind frei", was leicht auf die Einschränkungen der Meinungsfreiheit in der DDR zu beziehen war. Auch die eine und andere Bemerkung über das Lästige der Arbeit und die Annehmlichkeiten des Nichtstuns passen zum 'sozialistischen Menschenbild' dieser Zeit nicht. Und einmal auch wundert sich der Taugenichts über die Angst eines Mädchens vor seiner amtlichen Autorität und sinniert über den Unsinn von Zollschranken, an denen nie jemand vorbeikommt. Die Antwort des Portiers, es sei nun einmal so vorgeschrieben (während er die Schranke mit einem Lappen noch nachpoliert), ist eine kaum zu verkennende Spitze gegen die Schlagbäume rings um die DDR.


Die Szene an der Zollschranke aus dem DEFA-Film von 1973.
Ansonsten bietet der Film eine ausgesuchte Moden- und Kostümschau mit vielen schönen Gesichtern, darunter das der 30-jährigen Hannelore Elsner, die damals als westdeutsche Schauspielerin dieser DEFA-Produktion wohl einen Hauch 'Weltniveau' verleihen sollte.
Dean Reed (1938-1986) als Taugenichts
Die Damen in der Kutsche
Hannes Fischer (1925-1989) als Portier
Monika Woytowicz (geb. 1944) als Kammerzofe
Die Schlossgesellschaft bei der Kahnfahrt
Hannelore Elsner (geb. 1942) als Gräfin
Anna Dziadyk (geb. 1951) als geheimnisvolle Schöne
Die Schöne mit dem Schlossherren
Der Taugenichts in Italien im Gespräch mit dem 'Spion'
Dean Reed als Taugenichts bei dem Räuber Rinaldo Rinaldini
Die 22jährige Anna Dziadyk als Aurelie
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Einen zweiten 'Taugenichts'-Film drehte 1978 Bernhard Sinkel (geb. 1940). Auf eine milieugerechte Ausstattung ist hier viel Wert gelegt, aber das Resultat wird der Novelle nicht gerecht. Sinkels Film hat es vorwiegend auf 'Gesellschaftskritik' im Sinne der 68er Studentenbewegung abgesehen, d.h. auf den Gegensatz zwischen einem gesund-naiven Taugenichts und einer starren, kranken oder deformierten Umgebung, schießt jedoch in seiner didaktischen Absichtlichkeit nach beiden Seiten über das Ziel hinaus. Der Taugenichts zappelt und hampelt sich so ungehemmt durch die Welt, dass von Natürlichkeit nicht mehr die Rede sein kann, während die gepuderten Adligen ihn anstaunen, als hätten sie noch nie in ihrem Leben jemanden aus dem Volk gesehen. Mit anderen Worten: Die Welt von 1820 wird in diesem Film in Szene gesetzt, als sei sie ein Zoo, kaum etwas von dem, was man mitfühlend dem 'Taugenichts' noch abgewinnen kann, bleibt übrig.
Benutzte Literatur: Schultz, Erläuterungen und Dokumente 
                  zu Eichendorffs Taugenichts, 1994


Der Taugenichts erstmals im Schloss - eine Szene aus dem Film von 1978.
In seiner Handlung ist der Film ganz auf die Flucht von Leonhard und Flora ausgerichtet, viel deutlicher als in der Novelle wird sie zum Mittelpunkt des Geschehens. Immerhin entsteht dadurch eine nachvollziehbare Erzählung, bis hin zu dem Schluss, wo der Taugenichts von seiner Herrschaft eine Dampfmühle vermacht bekommt und in der Ehe mit Aurelie auch persönlich eingefangen und gezähmt wird. Diese Aurelie allerdings ist fehlbesetzt: die 14-jährige Sybil Schreiber, von der sie gespielt wird, taugt nicht zur Geliebten und Ehefrau, sie ist beinahe noch ein Kind.
Jacques Breuer (geb. 1957) als Taugenichts
Die Damen in der Kutsche
Wolfgang Reichmann (1932-1991) als Portier
Eva Maria Meineke (geb. 1923) als Gräfin
Die vierzehnjährige Sybil Schreiber (geb. 1963) als angebetete Schöne
Matthias Habich (geb. 1940) als Leonhard
Mareike Carrière (1954-2014) als Grafentochter Flora
Flora mit dem ihr bestimmten Ehemann
Der Taugenichts unterwegs mit den 'Malern'
Unter Künstlern in Rom
Der Taugenichts mit der Kammerzofe
Sybil Schreiber als Aurelie erwartet ihren Bräutigam