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Dritte Vigilie
Das Märchen im Märchen, das Hoffmann in dieser Vigilie zu erzählen beginnt, darf man in seinen Einzelzügen nicht zu genau nehmen, es ist nicht wirklich zu verstehen. Die erste Dunkelheit liegt schon darin, dass - anders als sonst in der Romantik - die Märchenwelt kein harmonisches Ganzes bildet, sondern von Gegensätzen bestimmt ist. Bereits in der Natur ringt die Sonne mit Dünsten aus Abgründen, und kaum dass der Jüngling Phosphorus die Feuerlilie geküsst hat, muss er mit einem Drachen kämpfen. Auch können aus dieser Fantasiewelt heraus jederzeit dem poetischen Gemüt feindliche Kräfte - das Apfelweib - dem Menschen entgegen treten. Ob da Anselmus in Atlantis wirklich ungestört glücklich sein kann, darf man bezweifeln, aber natürlich sind solche Zweifel von Hoffmann nicht bezweckt.
Hinzu kommt, dass die Gestalten der Märchenwelt auch aus ihrem eigenen Wesen heraus gefährdet sind. Ausgerechnet die Liebe ist es, an der ihr Seelenfrieden zerbricht. Sie beschert der Feuerlilie einen 'hoffnungslosen Schmerz': den Gedanken. Wie soll dann aber die Liebe der Töchter des Salamanders zu drei empfindsamen Jünglingen die Harmonie in dem sagenhaften Reich Atlantis wieder herstellen können? Folgt bei ihnen aus der Liebe der Schmerz des Gedankens nicht?
Es hat keinen Sinn, dies logisch aufhellen zu wollen. Hoffmann zitiert gewissermaßen nur verschiedene religiöse, mythische und romantische Motive, stellt aber keinen bestimmten Zusammenhang zwischen ihnen her. Es ist ja bereits nicht einfach, die reine Handlung dieses Märchens im Märchen nachzuvollziehen, geschweige denn, einer bestimmten Idee dabei auf die Spur zu kommen. So tut man am besten, es bei einer 'Ahnung' zu belassen, auch wenn natürlich eine ganze Reihe von 'Quellen' für dieses mythische Konglomerat nachgewiesen worden ist.
Benutzte Literatur: Steinecke,  Kommentar zu 
   Hoffmanns 'Goldenem Topf' in der Ausgabe des Klassiker Verlages, 1993