[Dritter Teil]
Der Engel des Gerichts fährt also vom Himmel herab ...
Bei seinem Besuch in Paris im Herbst 1801 hatte Kleist im Louvre das Raffael-Gemälde "St. Michael streckt den Teufel nieder"
gesehen und darüber an Adolphine von Werdeck geschrieben, von dem Engel könne man wahrlich sagen, daß er heranwettert,
einen Teufel niederzuschmettern. Vielleicht beruht auch schon der Vorname Michael (statt Hans) für Kohlhaas auf der Erinnerung an dieses
Gemälde.
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Raffael: St. Michael terrassant le démon (um 1518)
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... so verfasste er ein zweites Mandat, worin er nach einer kurzen Erzählung dessen, was ihm im Lande begegnet, "jeden guten Christen ...
aufforderte, seine Sache gegen den Junker von Tronka als dem allgemeinen Feind aller Christen zu ergreifen".
Von den zahlreichen Mandaten, die der historische Kohlhaas verfasst hat, muss Kleist aus einer anderen Quelle als der Chronik von Hafftitz
gewusst haben, denn dieser teilt nur mit, dass Kohlhaas "ziemlich beredt, etwas studiret und wohl belesen gewesen" sei und zitiert ihn
mit einer lateinischen Bibelstelle.
... dass er in der Tat dreißig und etliche Köpfe zählte, als er sich zur Einäscherung von Wittenberg auf die
rechte Seite der Elbe zurückbegab.
Von einer Brandstiftung in Wittenberg wird Kohlhaas in der Hafftitz'schen Chronik gerade entlastet. Ersichtlich ist Kleist aber an einer
Vermehrung und Vergrößerung der Fehdehandlungen gelegen, weil bei aller Maßlosigkeit der Respekt vor Kohlhaas
dadurch wächst.