[Vierter Teil]
Er kehrte unter einem fremden Namen in ein Wirtshaus ein, wo er, sobald die Nacht angebrochen war, in seinem Mantel und mit einem
Paar Pistolen versehen, die er in der Tronkenburg erbeutet hatte, zu Luthern ins Zimmer trat.
In dieser Verkürzung könnte es scheinen, als habe Luther in einem Wirtshaus gewohnt, aber das ist natürlich nicht gemeint.
Dennoch ist die Leichtigkeit, mit der Kohlhaas Zugang zu Luther erhält, irreführend - auch Kleists Quelle schildert diesen Moment bei
weitem dramatischer (siehe unter
QUELLEN). Überdies muss Kohlhaas beim Verlassen
des Hauses ja auch von einem Diener geführt und ihm die Tür per Schlüssel geöffnet werden - wie kann er dann so einfach
hineingekommen sein.
Gänzlich ausgeschlossen wäre ein so einfacher Zutritt in der Realität gewesen. Luther war ein hoch respektabler, durch
Personal abgeschirmter Mann, der nahezu fürstlich im Augustinum wohnte, dem verlassenen Internat der Augustinermönche,
das ihm der Kurfürst 1524 als Familiensitz geschenkt hatte.
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Der Wohnsitz Luthers in Wittenberg
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