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[Achter Teil]
Sprung zur Textstelle "... so ergriff sie ihre Krücken, hob sich langsam daran vom Schemel empor, und indem sie sich mit geheimnisvoll vorgehaltenen Händen dicht zu mir heran drängte, flüsterte sie mir vernehmlich ins Ohr: nein!"
Zeichnung von Povl Christensen (1960)
Sprung zur Textstelle "Aber wie groß war unser Erstaunen, da aller Augen sich einem großen, vom Schlosshof herantrabenden Schlächterhund zuwandten, der in der Küche den Rehbock als gute Beute beim Nacken erfasst ..."
Zeichnung von Ernst Barlach (1910)
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Sprung zur Textstelle ... der Rosshändler nötigte sie, unter Gedanken, die sich seltsam in ihm kreuzten, auf einen Stuhl nieder, und fragte, was sie in aller Welt in Geschäften des Kämmerers zu ihm führe.
Holzschnitt von Friedrich Stein (1947)
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Sprung zur Textstelle Eben trat er, ... seine beiden Knaben auf dem Arm, aus dem Tor seines Gefängnisses, als ... der Kastellan des kurfürstlichen Schlosses zu ihm herantrat und ihm ein Blatt gab, das ihm ein altes Weib für ihn eingehändigt.
Zeichnung von Paul Thumann (1873)
Sprung zur Textstelle "Nun, Kohlhaas, heut ist der Tag, an dem dir dein Recht geschieht! Schau her, hier liefere ich dir alles, was du auf der Tronkenburg gewaltsamer Weise eingebüßt, ... zurück."
Farbzeichnung von Franz Stassen (1924)
Sprung zur Textstelle Kohlhaas ... übergab die Kinder, nachdem er sie noch einmal vom Boden erhoben und an seine Brust gedrückt hatte, dem Amtmann von Kohlhaasenbrück und trat ... an den Block.
Aquarell von Roland Strasser (1946)
Die Filme
Eine zweite Variante von 'Abbildern' und zugleich Wirkungszeugnissen stellen die beiden Verfilmungen dar. Zu der ersten kam es 1969 durch Volker Schlöndorff (geb. 1939). Schon der Titel "Michael Kohlhaas - Der Rebell" deutet die Tendenz des Filmes an: es geht um einen Aufstand von Unterdrückten, nicht unbedingt um einen Kampf um das Recht. Der hinsichtlich seiner Pferde übervorteilte Michael Kohlhaas hat es deshalb auch nur mit einem Kurfürsten, dem sächsischen, zu tun und steht so von Anfang an auf verlorenem Posten. Den Tücken und Tricks der Mächtigen ist er ebenso wenig gewachsen, wie er das ihm zulaufende Volk richtig einzuschätzen weiß. Während er ausschließlich Genugtuung in der Sache seiner Pferde sucht, möchte sein Gefolge plündern, töten, vergewaltigen oder ist - in deutlicher Anspielung auf die Studentenbewegung - einfach nur auf Abenteuer aus. Die einzige Spannung, die sich daraus ergibt, liegt in der Frage, wie lange das gut gehen kann.
Der äußere Verlauf entspricht dem der Novelle, wenn auch die gesamte Zigeunerin-Geschichte fehlt, weil sie in diesem Exempel um einen einsamen Idealisten und eine verdorbene Welt keinen Platz hat. Luther, der zwischen beiden vermittelt, tritt hier auf wie ein Staatsmann und übernimmt insoweit mit auch die Rolle des brandenburgischen Kurfürsten. Szenen von exzessiver Grausamkeit, darunter die widerliche Vergewaltigung einer am Pranger stehenden Frau, sollen die sittliche Verwahrlosung des Kohlhaas-Gefolges zeigen, sind aber nicht frei von voyeuristischen Momenten. Auch das Ende von Kohlhaas ist mittelalterlich-grausam, er wird auf das Streckbett gelegt und gerädert - Anklage gegen eine Welt, in der es ungerecht zugeht und die Mächtigen immer die Mächtigen bleiben. Als Aussage über die Ziele der revolutionären Linken von 1968 ist der Film durchaus pessimistisch.
Michael Kohlhaas (David Warner, geb. 1941) am Schlagbaum.
Kohlhaas vor dem Junker von Tronka (Inigo Jackson, 1933-2001)
Der Junker von Tronka weist Kohlhaas ab
Die Rappen werden abgeführt
Der kranke Knecht Herse (Václav Lohniský, 1920-1980)
Anna Karina (geboren 1940) als Kohlhaasens Frau.
Kohlhaas als Heerführer
Eine Szene im Kohlhaas-Lager aus dem Schlöndorff-Film von 1969.
Martin Luther (Thomas Holtzmann, geb. 1927) beim sächsischen Kurfürsten (Anton Diffring, 1915-1989).
Michael Kohlhaas und Martin Luther
Junker von Tronka und der Abdecker
Junker von Tronka gibt Kohlhaas die Pferde zurück
Anton Diffring (1915-1989) als sächsischer Kurfürst verliest das Todesurteil.
Eine zweite Verfilmung gab es - ebenfalls 1969 - durch Wolf Vollmar (geboren 1929) für den Westdeutschen Rundfunk. Erstmals ausgestrahlt wurde der Film allerdings erst zehn Jahre später, wohl um nicht mit Schlöndorffs Verfilmung in einen unvorteilhaften Vergleich zu geraten. Denn anders als dessen Film, der die Welt des 16. Jahrhunderts vollständig ins Bild zu setzen bemüht ist, handelt es sich bei Vollmars Film eher um eine szenische Lesung, bei der zu vorgelesenen Textpartien bestimmte Vorgänge gezeigt und hauptsächlich nur die in der Novelle geführten Gespräche szenisch ausgespielt werden.
Die DVD-Ausgabe der Verfilmung
Die Nähe zum Text und die vergleichsweise vollständige Berücksichtigung der Handlung sind zur Vergegenwärtigung des Inhaltes gut geeignet, geben aber zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Film oder gar mit Kleist kaum Anlass. Auch lässt das gepflegte Agieren der Schauspieler vom Ingrimm der Kleist'schen Novelle nicht viel übrig.
Rolf Boysen (geb. 1920) als Michael Kohlhaas
Irene Marhold (geb. 1932) als seine Frau
Harald Dietl (geb. 1933) als Knecht Herse
Johannes Grossmann (geb. 1931) als Wenzel von Tronka
Alfred Schieske (1908-1970) als Luther
Wilhelm Borchert (1907-1990) als sächsischer Kurfürst
Lotte Brackebusch (1898-1978) als Zigeunerin