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Zur Wirkung allgemein
"Michael Kohlhaas" ist von allen Werken Kleists das am häufigsten gedruckte, und ungewöhnlich oft auch noch wurde die Novelle literarisch bearbeitet. Wahrscheinlich ist dies sogar das meistbearbeitete deutsche Erzählwerk überhaupt. Ein Grund dafür ist zunächst der geschichtliche Stoff, der auch unabhängig von Kleist oder über ihn hinaus auf Interesse stoßen konnte. Viele der Umarbeitungen allerdings - vor allem zu Bühnenstücken - beziehen sich ausdrücklich auf ihn, wollen der Geschichte also nur durch eine andere Darbietungsform zu größerer Wirkung verhelfen.
Die Serie der erzählenden Formen beginnt 1822 und hat bis in unsere Zeit hinein zu 15 Romanen oder geschichtlichen Darstellungen geführt, von Kleist allerdings oft mehr beeinflusst, als bemerkt. Das beginnt damit, dass Michael Kohlhaas als 'Rosshändler' bezeichnet wird, was er als historische Person nicht war, und endet in der detaillierten Wiedergabe einzelner Handlungsmomente, die nicht im Mindesten historisch, sondern gänzlich von Kleist erfunden worden sind. So erzählt der 'Brockhaus' in seiner 10. Auflage (Bd. 9, 1853) in einem Kohlhaas-Artikel den Inhalt der Kleist'schen Novelle bis auf die Zigeunerin-Geschichte komplett nach, also samt Knecht und 'Tronkaburg', Prozess in Dresden und Rechtsbeistand durch den Kurfürsten von Brandenburg, ohne das Ungeschichtliche daran auch nur ahnen. Zum kuriosen Ende folgt auch noch der Satz: "Der Stoff wurde mehrfach poetisch bearbeitet, unter Andern auch von Kleist und von Maltitz."
Benutzte Literatur: Semdner,  Kleists Nachruhm, 1977
Die meisten Bearbeitungen sind aber auf Kleist beruhende Bühnenstücke, hauptsächlich Tragödien, aber auch eine Tragikomödie, ein Volksstück, eine Komödie, ein Burgfestspiel und anderes. Schon im 19. Jahrhundert lassen sich, beginnend 1828, zehn 'Kohlhaas'-Stücke registrieren, und im 20. Jahrhundert addiert sich ihre Zahl auf über 50. Hinzu kommen drei Opern, mehrere Hörspiele und Gedicht-Zyklen und nicht zuletzt zwei Filme, auf die am Ende dieser Ebene, in der Kommentierung des 8. Teils, näher eingegangen wird.
Benutzte Literatur: Wolter,  
Bibliographie der  Kohlhaas-Bearbeitungen. In: Heilbronner Kleist-Blätter 2, 1997
Die Novelle selbst hat von der Mitte des 19. Jahrhundert an mehr und mehr Leser gefunden. Bereits 1868 erschien sie als Reclam-Heft, 1873 erstmals in einer illustrierten Ausgabe, und von der Jahrhundertwende an gab es Neuausgaben beinahe Jahr um Jahr. Eine von Barbara Wilk-Mincu (Berlin) vorbereitete Bibliographie führt rund 60 'Kohlhaas'-Ausgaben mit Illustrationen auf, die vorerst letzte als französische Übersetzung aus dem Jahr 1990. 14 dieser Ausgaben werden nachfolgend einbezogen, und zwar überwiegend ältere, weil in ihnen der Abbildungsgedanke noch im Vordergrund steht und sie nicht, wie oft später, nur mehr nach künstlerischer Originalität streben.
Auffallend an allen Illustrierungen sind die großen Unterschiede in der Ausfüllung der dargestellten Situationen. Während die ausgewählten Szenen ganz überwiegend dieselben sind, weichen die Einzelheiten der Bilder stark voneinander ab. Das erklärt sich leicht daraus, dass es bei Kleist so gut wie keine beschreibenden Elemente gibt. Alles ist Handlung oder Empfindung, wie man sich Menschen und Gegenstände äußerlich vorzustellen hat, ist kaum je auch nur angedeutet. So scheint es weitgehend auf eine Geschmacksfrage hinauszulaufen, in welchen der Bilder man die Atmosphäre der Novelle besser getroffen sieht. Die Bildauswahl jedenfalls will in erster Linie den Gang der Handlung dokumentieren und sollte sich insoweit auch eignen, bestimmte Zusammenhänge inhaltlich abzufragen.
[Erster Teil]
Sprung zur Textstelle "Nun! Was bin ich schuldig?", fragte er und holte die Groschen, die der Zollwärter verlangte, mühselig unter dem im Winde flatternden Mantel hervor.
Zeichnung von Paul Thumann (1873)
Sprung zur Textstelle Schlossvogt und Verwalter und Knechte ... musterten die Tiere. Der eine lobte den Schweißfuchs mit der Blesse, dem andern gefiel der Kastanienbraune ...
Zeichnung von Ernst Barlach (1910)
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Sprung zur Textstelle Wie groß war aber sein Erstaunen, als er statt seiner zwei glatten und wohlgenährten Rappen ein Paar dürre, abgehärmte Mähren erblickte ...
Aquarell von Roland Strasser (1946)
Sprung zur Textstelle Kohlhaas rief: "Das sind nicht meine Pferde, gestrenger Herr! Das sind die Pferde nicht, die dreißig Goldgülden wert waren!"
Farbzeichnung von Franz Stassen (1924)
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Sprung zur Textstelle Sobald er bei seiner Ankunft in Kohlhaasenbrück Lisbeth, sein treues Weib, umarmt und seine Kinder, die um seine Knie frohlockten, geküsst hatte, fragte er gleich nach Herse ...
Zeichnung von Ursula Volk (1953)
Sprung zur Textstelle Lisbeth sagte: "Ja liebster Michael, dieser Herse! Denke dir, dass dieser unselige Mensch vor etwa vierzehn Tagen auf das Jämmerlichste zerschlagen hier eintrifft ..."
Lithographie von E. Ballin-Woltereck (1924)
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Sprung zur Textstelle "Meine Ungefälligkeit", sprach er, "bestand darin, dass ich die Pferde, als sie zu Mittag kaum ausgefressen hatten, nicht wieder ins Joch spannen wollte ..."
Zeichnung von Willi Probst (1950)
Sprung zur Textstelle "... und eine Koppel von mehr denn zwölf Hunden fällt über mich her. Drauf brech ich, war es eine Latte, ich weiß nicht was vom Zaune, und drei Hunde tot streck ich neben mir nieder ..."
Zeichnung von Heinrich Linzen (1926)