Fünftes Kapitel
"Boccard", sagte ich, "betrübe dich nicht. Alles ist vorherbestimmt. Ist meine Todesstunde auf morgen
gestellt, so bedarf es nicht der Klinge des Grafen, um meinen Lebensfaden zu zerschneiden."
Die Schicksalsergebenheit Schadaus in dieser Situation scheint ganz und gar dem Prädestinations-Glauben zu entsprechen, bewegt
sich aus christlicher Sicht aber an der Grenze zur Gotteslästerung. Wegen einer solchen Lappalie, wie sie der Spott des Grafen
Guiche ist, einen Kampf auf Leben und Tod anzuzetteln, hat mit christlicher Gottergebenheit nicht zu tun. Hier würde vielmehr die Bergpredigt gelten
mit dem Wort: "Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar" (Matthäus Kapitel 5, Vers 39).
Dass sich Schadau und Boccard hinsichtlich der Notwendigkeit des Duells völlig einig sind, zeigt das undogmatische oder verweltlichte Christentum gleich
beider an.