Die Ardenne-Geschichte Zur Übersicht Zur Synopse Zur Einzelebene Druck
Fünftes Kapitel
Am 1. Januar 1873, nach zweijähriger Verlobungszeit, wird in Zerben zwischen Armand von Ardenne und Elisabeth von Plotho die Ehe geschlossen. Anders als Effi, die Innstetten in das ferne Kessin folgt, zieht dieses Paar zunächst aber nach Berlin, in eine Wohnung am vornehmen Lützowufer, Haus Nummer 32, nahezu Ecke Keithstraße, wo dann auch Effi nach ihrer Rückkehr aus Kessin wohnen wird. Elisabeth allerdings gefällt die Lage nicht, der noch Abwässer führende Landwehrkanal macht ihr im Sommer mit seinen Ausdünstungen zu schaffen.
Keithstraße Ecke Lützowufer und Umgebung.
Anderes ist erfreulicher. Im Oktober 1873 erhält Ardenne das Recht, seinen belgischen Baronstitel auch als preußischen führen zu dürfen, und im November bekommt Elisabeth ihr erstes Kind, eine Tochter. Ihr Mann allerdings hat anderes im Sinn. Als sie mit ihm kurz vor der Entbindung im Zoo spazieren geht und auf einen Kinderwagen deutend sagt, wie schön es sein werde, wenn erst ein Kind darin liegen werde, erwidert er gedankenlos in breitem Sächsisch: "Da liegt aber och schon was drinne."
Das Ehepaar Ardenne im ersten Ehejahr
1874 wird Ardenne zum praktischen Dienst nach Rathenow kommmandiert und man zieht dorthin um. 1875 erfolgt die Versetzung in den Generalstab und es geht wieder zurück nach Berlin, diesmal in eine Wohnung in Tegel. Mit der Veröffentlichung seiner Regimentsgeschichte findet Ardenne dort auch Zugang zu Bildungskreisen, und so lernt in einem der beiden Folgejahre auch Theodor Fontane das Ehepaar kennen. Man ist gemeinsam Gast an der Tafel von Karl Robert Lessing, dem Mitherausgeber der Vossischen Zeitung, der in seinem Haus in der Dorotheenstraße oft Besuch empfängt. (Weiteres siehe unter ENTSTEHUNG.) Von Langeweile, Einsamkeit, Abgeschiedenheit, wie Effi sie in Kessin empfindet, kann für Elisabeth also nicht die Rede sein, und auch noch ein zweites Kind, der 1877 geborene Sohn Egmont, nimmt sie in Anspruch.
Im Herbst 1877 wird Ardenne nach Düsseldorf versetzt und anderthalb Jahre später als Brigadeadjutant nach Metz in das neue 'Reichsland' Elsass-Lothringen. Hier allerdings fühlt sich Elisabeth wenig wohl. Unter der französischen Bewohnerschaft ist das preußische Militär verhasst, und das Garnisons-Milieu, auf das sie allein angewiesen ist, gefällt ihr nicht. So wird nach zwei Jahren die Rückversetzung ihres Mannes nach Düsseldorf von ihr als große Erleichterung empfunden, obschon es gerade dort zu den Ereignissen kommen wird, die sich für Effi Briest mit dem Albtraum Kessin verbinden.