Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Zü4

Zürich Zentralbibliothek, Ms. C 101
Umfang 178 Bll.; hier Bl. 169r/v  [online] (eingeklebt, abweichendes Breitformat mit Faltung)
Datierung um 1470 (Hänger, S. 59)
Schreiber nicht von der Haupthand (Kemli)
Schreibsprache alemannisch mit starkem pfälzisch/südrheinfränkischen Einschlag
Inhalt Sammlung des Benediktiners Gallus Kemli (1417- nach 1481): Geistliche und komputistische Texte (lat. u. dt.); vgl. Sg2
Anzahl und Form 17 Zweizeiler und 3 Vierzeiler ohne Autoritätennennung; 28 Autoritäten-Zweizeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung
und Handschriftencensus
Katalog Mohlberg, Leo Cunibert: Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich. Bd. I: Mittelalterliche Handschriften. Zürich [1932-]1954, S. 52-53, 360 (Nr. 130)
Archivbeschreibung  Emma Caflisch (Okt./November 1941), 38 Bll. und (Juni 1942), 1 Bl.
Literatur
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit.Tübingen 2006, S. 47.
  • Holtorf, Arne: Kemli, Gallus. In: 2VL 4 (1983), Sp. 1107-1112.
  • Lehmann, Paul: Die Bistümer Konstanz und Chur. München 1918 (= Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz I); Reprint: München 1969, S. 119-135 (Bücherverzeichnis des Gall Kemly, um 1470, aus der Hs. Zürich, Zentralbibliothek Ms. A 135; darin auch Inhaltsverzeichnisses der Hs. Ms. C 101 S. 124,17-127,7).
  • Wagner, Bettina: Die 'Epistola presbiteri Johannis' lateinisch und deutsch. Überlieferung, Textgeschichte, Rezeption und Übertragungen im Mittelalter. Mit bisher unedierten Texten. Tübingen 2000, S. 129 f., 282 f.
  • Werner, Jak[ob]: Beiträge zur Kunde der lateinischen Literatur des Mittelalters, aus Handschriften gesammelt. 2., durch einen Anhang vermehrte Ausg. Aarau 1905; Reprint: Hildesheim, New York 1979, S. 152-183 (S. 177-179: Abdruck der Spruchsammlung und der Autoritäten-Sammlung).
Anschrift Zentralbibliothek Zürich
Zähringerplatz 6
8001 Zürich
 Bearbeiter Katrin Wenzel, U. Seelbach (6.8.2011)

 

Transkription

<169r>

(1)
Hab vngemut kurcz frist //
So ez dir misz gangen ist

(2)
wer ist d(er) dem ez nie misz gye //
d(er) v(er)lor d(er) gewan och nie

(3)
wer mercket sin misze dot //
ey(n) and(er)n er vngemeldet lat        [= Freidank 34,1 f.]

(4)
Sich recht wem du borgest //
daz du darnach icht sorgest

(5)
wenn wer v(er)luret sin hab //
dem gand auch sin fru+end ab         [vgl. Freidank 41,3 f.]

(6)
wer schwigen vnd v(er)tragen kan //
den heisz ich auch ey(n) wisen man       [= Freidank 118,18 f.]

(7)
Er ist dvmp d(er) richt den zorn //
da von er selb(er) wirt v(er)lorn            [= Freidank 64,22 f.]

(8)
Mang(er) lachet den and(er)n an /
dem er doch wenig gutes gan

(9)
hu+et dich for eine(m) man /
d(er) den zorn wol gestr.: schlu> schmieren kan

(10)
du solt daz erkenne(n) wol //
daz dir zu der E werden sol
daz dir nit<ü. d. Z. ergänzt> werd so gach //
daz dich geru+e darnach

(11)
wie mag d(er) froden haben me //
dann d(er) ey(n) reinß wip hat zud(er) E

(12)
V+eberig a(r)mu+:t vnd v+eberig gu+:t //
vil selte(n) v+emmer gut gedut

(13)
Vil dick ey(n) arman tugend hat //
so e+,r wirt rich die er dan lat                   [= Freidank 43,18 f.]

(14)
wer vmb disz kurczen zit //
die ewigen fro+ed git
Der hot sich selber gar betrogen //
vnd zi(m)mert uff eine(n) rege(n) bogen        [= Freidank 1,7-10]

(15)
du solt v(er)schwige(n) dag vnd nacht //
dins fru+endes laster wo du macht

(16)
Jch rot dir daz du schier <gestr.: h> last //
den krig da du nit recht zu hast
wenn a+on gebresten mag nieman sin //
daz ist aller d(er) wel wolt <lies: welt wol> schin

(17)
Daz schwer<t> hot nit so manigen man //
hersch<l>age(n) alz falscheit hot g[e]tan

(18)
vnmeszikeit ist all tag
dez libes vnd d(er) sel schlag

(19)
Nieman nit v(er)lieren sol //
vil finden stet auch nit wol

(20)
Er ist wiß vnd wol gelert //
der elliu ding jn dem besten kert [...] <von anderer Hand lat. Rezept> <169v>

(21) Paul(us) <alle folgenden Autoritäten am linken Rand vorangestellt>
Daz best gut daz ist got //
Vnd auch behaltet sin gebot

(22) Augu<sti>(nus)
Got ist in drien einikeit //
Vnd yn eim ey(n) driualtikeit

(23) Ambro<si>(us)
Waz ie waz vnd werden sol //
Daz sicht got allez wol

(24) Grego<ri>(us)
Got ist ein strengu+: gerechtikeit //
Die kein v+ebel die lenge v(er)treyt

(25) Jerono<m>(us)
Dar vmb ker dinen sin //
Von d(er) welt zu got hin

(26) Ysayas
Ey(n) maget schier schwanger wirt //
Die got von hymel vnsz gebirt

(27) Jeremias
Der heilig geist d(er) wircket daz //
alz d(er) svnnen schin durch daz glasz

(28) Johel
Ez hat nieman guten mu+:t //
wan der gotes willen du+:t                    [= Freidank 78,9 f.]

(29) Anshel<m>(us)
Wer hot demu+:t a+one wanck //
daz ist der sel anefanck

(30) Thomas
Es sol ey(n) iglich(er) wiser man //
got zu aller zit vor augen ha+vn

(31) Dauid
By guten luten wirstu+: gu+:t //
vnd auch bo+esz do man bo+esheit du+:t        [~ Freidank 107,10 f.]

(32) Amon
Arm hoffart ist ey(n) spot //
rich demu+:t my(n)net got                              [= Freidank 29,6 f.]

(33) Meinst(er) conr(a)<dus>
Vil manig(er) scho+ener blu+:men stat //
Vnd doch vil bitter wu(r)celn hot                    [= Freidank 120,25 f.]

(34) Papias
Eins meinsters werck yn loben sol //
Lobt er sich selb daz stet nit wol

(35) Albert(us)
Vor allen dingen gottes kraft //
wurckeit <lies: wurckett> fu+er alle meinsterschaft

(36) Boeci(us)
Durch got man daz recht halte(n) sol //
daz zimt allen frawen wol

(37) Beda
Vor got dez sel wir <lies: wirt> geschwachet //
Der vnrech zu recht machet                              [= Freidank 50,20 f.]

(38) Demerti(us) <lies: Demetrius>
Stand mit vnrecht nieman by //
wie lieb dir joch d(er) fru+ent sy

(39) Alfonti(us)
Sprich recht vrteil //
Din <gestr.: zinge> zung sy dir nit feil

(40) Baruch
Daz wirsest gelid daz ieman treit //
daz ist die zung alz man vnß seit                      [= Freidank 164,3 f.]

(41) Damasten(us)
Nit bo+esers vmb gerechtikeit //
Dan grosz gab vnd falscheit

(42) Cappella
Wer gab wil enphahen //
D(er) mu+:ß dick daz recht lan

(43) Huginci(us)
D(er) welt dinet manig man //
de(m) siw gar krencklichen lane(n) kan

(44) Demestius <?>
Die welt sich wandelt all stond /
jn libe recht dot vnd gesvnd

(45) Demes
Wewert frund vnd bestanden schwert //
die zwey sind g(ro)sses gutes wert        [~ Freidank 95,18 f.]

(46) Albati <?>
D(er) rich hat frund vil //
Dez arme(n) niema(n) zu fru+end wil
 
(47) Daniel
G[elt] my(n)net man mer //
Den got lib vnd sel <vnd er>                                      [= Freidank 147,1]

(48) Josue
We[r] svnden bu+esset in vnart //
D(er) hot sin sel nit wol bewart                                [ = Freidank 33,22]