Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Zü1

Zürich Zentralbibliothek, Cod. A 130
Umfang 226 Bll; hier Bl. 207v-211r
Datierung 1466 (Bl. 154r, s. Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung)
Schreiber unbekannte Hand
Schreibsprache hochalemannisch
Inhalt Sammelhandschrift; darin u.a. Marquard von Lindau 'Dekalogerklärung'; 'Eucharistie-Traktat', 'Hiob-Traktat' 
Anzahl und Form 21 Vierzeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und
Handschriftencensus
Katalog
  • Mohlberg, Leo Cunibert: Mittelalterliche Handschriften. Zürich 1952 (= Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich I), S. 6 f., 345.
  • Gagliardi, Ernst und Forrer, Ludwig: Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich II: Neuere Handschriften seit 1500 (ältere schweizergeschichtliche inbegriffen). Einleitung und Register von Jean-Pierre Bodmer. Zürich 1982, Sp. 109 f.
  • Scarpatetti, Beat Matthias von: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550. Bd 3: Die Handschriften der Bibliotheken St. Gallen - Zürich. Text- und Abbildungsband. Dietikon-Zürich 1991, S. 167, 134, 341 (105v).
Archivbeschreibung E. Caflisch (1940) 12+1 Bll. (online)
Literatur
  • Gärtner, Kurt: Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung. Die Vierzeilerreihe Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Hrsg. von Johannes Janota u.a., Bd. II. Tübingen 1992, S. 803-825, hier S. 809, 812.
  • Greifenstein, Eckhart: Der Hiob-Traktat des Marquard von Lindau. Überlieferung, Untersuchung und kritische Textausgabe München 1979 (= MTU 68), S. 83 f.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 46, 61.
  • Jäger, Berndt: "Durch reimen gute lere geben". Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 251, 257.
  • Ruh, Kurt: Bonaventura deutsch. Ein Beitrag zur deutschen Franziskaner-Mystik und -Scholastik. Bern 1956 (= Bibliotheca Germanica 7), S. 135 f.
Anschrift Zentralbibliothek Zürich
Handschriftenabteilung
Zähringerplatz 6
A - 8001 Zürich
 Bearbeiter Kathrin Wenzel (28.1.2012; 1.11.2012)

 

Transkription

<207v>

(1) Hie nauch Spricht gott der her <208r>
Wer getouft ist vnd in rechtem cristem glouben sta+ut
vnd wer got vnd sin nechsten lieb ha+ut
vnd hie lidet pin
der wirt behallten hie vnd do+ert vnd yemer ewanklich by got sin

(2) Es spricht magnus alberttitus
Wenn der mensch recht beda+echte wer er wer ·
oder von wannen er were komen ha+er ·
vnd was vß im so+ellte werden ·
so wurde er billich niemer fro vf erden

(3) Es spricht augustinus
Es ist vff erden kain erschrockne(r) ding ·
denn das sich der mentsch waugt also ring ·
das er nit von sinem vnrecht(en) la+eben laut
vnd so gar in aine(m) vnsichrem wa+esen staut <208v>

(4) Es spricht bernhard(us)
Mentsch du mu+ost sterben dar fu+.r hilfft dich nu+.tz
vnd weist nit vff welich zit das beschicht
So weist ouch nit wie es dine(r) armen sele wirt ergaun
dar vm(b) soltest du billichen in truwen staun

(5) Es spricht Gregori(us)
Mentsch su+:ch am ersten das rich gotz ta+eglich ·
vor vn(d) e du u+.tzit vnderwindest dich
ho+ere ouch dar by ain meß ob du macht
wilt du den(n) ba+ett(en) so tu+o es mit andaucht

(6) Es spricht Criso stim(us)
O mentsch laus dir vff erden nu+.t so lieb sin
das du icht vergessest gott des ho+echsten herren din
betracht <209r> ta+eglich sin marter vnd sin lid(en)
so wil er dich yemer Ewanklich nit v(er)miden

(7) Es spricht aristotiles
Mentsch du solt beden kenfru+.o+eg <sic> vnd spaut
das er dich Geschaffet vn(d) nauch im gebildet haut
dank im ouch dar by in rechter begir
aller der gu+:thait die er haut v(er)lichen dir ·

(8) Es spricht beda
Wenn du vf staust oder nider gaust
vnd wenn du essen wilt oder geessen ha+ust
So sag vor lob vn(d) dank got dem herren
vermacht du es denn so gib din allmu+:sen geren

(9) Es spricht bona ventura
Mentsch wilt du ewankliche(n) wonen by gott
so fu+.rcht in <209v> vnd behalt sin gebott
wilt du denn hass vn(d) anuechtung u+.ber werden
so mide tod su+.nd uf erd(en)

(10)  Es spricht senica
Wer nauch der welt vnde wollust staut
vn(d) wenne es im in sinen su+.nden wolga+ut
der ist a+une allen zwiuel des wol gewiss
dz er kunt in Ewige verdampnu+.ss

(11) Es spricht palus
Wilt du gott dienen so mu+ost du die welt la+un
den(n) niema(n) zwayen herre(n) wol Gedienen kan
dienest du der welt so v(er)lu+.rst du gott
darvm(b) diene gott so kumpst vs nott

(12) Es spricht yeronimus
Mentsch su+.nd nit vff gotz barmhertzikait
laus dir dins nechsten tru+.o+ebsal wa+esen laid
betracht diss zergengklich leben in disem ellende
vn(d) spar din gu+ot werk nit bis vff din ende

(13) Es spricht ambrosi(us) <210r>
Es ward der su+.nder so gross nie
haut er ru+.w vn(d) laut im sin su+.nd wa+esen laid hie
gott wil im barmhertzenklichen vergeb(e)n
tu+ot ers by zitt das merk a+eben

(14) Es spricht Boecius
Boetius haut geschriben vn(d) gesprochen
Er sagt das kain u+.bel belipt vngerochen
so belipt ouch kain tugendhait vn(d) gu+athait vnbelonet
wol dem der gottes in allen sache(n) schonet

(15) Es spricht ysiderus
Wer an dir nit vast ist gela+egen
des erwig dich vn(d) laus es vnder wegen
vnd wardt dem zu+o das da notlich ist
vn(d) des du von recht gebunden bist

(16) frydank spricht
Wilt du sin mit rw+o vn(d) mit gemach
So red lu+.tzel vnd red nit zu+: aller sach
schwig vn(d) u+.bersich vn(de) gib dinem <210v> Obren vor
vnd wo bo+es geselschaft sy da hu+.o+et dich vor

(17) Es spricht yppocras
Mit dinen dingen solt du nit vil wunders triben
tu+o hu+.pschlich vn(d) laus es zum nechsten belib(e)n
spar fu+.r dich vn(d) wird nu+.tzit ze vnrecht a+un
denn wer vast gu+.det der mag nit lang besta(n)

(18) Es spricht plauto
Der ist werdt der da gewalt oder gu+ot haut
wenn in aber gewallt vn(d) das gu+ot enga+ut
So ist er vngewert vn(d) sicht ma(n) in kum an
das betracht eb(e)n bist ain wiser man

(19) Es spricht katho
Halt yeder ma(n) dar fu+.r er ist
red niemant v+.bel zu+o kainer frist
vn(d) nim dich nit frembder dinge(n) an
besorg dz din bist du ain wiser man <211r>

(20) Es spricht dauit
Was dir schand oder schad ist das flu+.ch
vnrechtes gu+:tz dich nit vnderzu+.ch
vnd nere dich diner ha+ende arbait
vnd v(er)schwig ouch was man dir in truw+uen sait

(21) Es spricht Salamo(n)
Was du tu+ost das vauch wisliche(n) an
betracht das end merk wz dar nauch werd ga+un
bis in haimschen sorgen vnd hallt dich schla+echt
dise lere hab dir von ainem armen knecht

Anmerkungen:
1. Die Worttrennung wird zugunsten der Versgestaltung nicht mit aufgenommen.
2. Gelegentliches initiales rundes s wurde als Minuskel transkribiert.