Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Wi3

Wien Nationalbibliothek, Cod. 3017
Umfang 115 Bll.; hier Bl. 112v-114r
Datierung vor 1441 (s. Menhardt, S. 792; Wzz. ~ Briquet 15052; 2. Dr. 15. Jh.)
Schreiber sieben Schreiber, darunter als Nachtragshand ein Jakob Keller 1441 (Bl. 73v; s. a. Fechter, S. 328)
Schreibsprache alemannisch (Menhardt, S. 792); südl. Niederalemannisch/Bodensee (Bestimmung nach den Karten des HSS; Seelbach)
Inhalt Sammelhandschrift geistlichen Inhalts; darin Gebete, Lebensregeln (nach Fechter Provenienz: Kloster Thalbach/Bregenz; Einbandmakulatur: vermutl. St. Galler Urkunde a.d. 14. Jh.)
Anzahl und Form 1 Achtzeiler, 4 Vierzeiler, 1 Sechszeiler, 3 Zweizeiler, 1 Vierzeiler,
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und
Handschriftencensus
Katalog Menhardt, Hermann: Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek Bd. 2. Berlin 1961 (= Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), S. 790-792. (online)
Archivbeschreibung Maria Moser (Februar 1930) 44 Bll. (online)
Literatur
  • Fechter, Werner: Eine Thalbacher Handschrift mit Eckhart-Predigten, Exzerpten aus Seuse, dem ps.-albertischen 'Paradisus animae' und anderem aus Pavia. In: ZfdA 103 (1974), S. 311-333, hier S. 328.
  • Gärtner, Kurt: Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung. Die Vierzeilerreihe Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger II. Hrsg. von Johannes Janota u.a. Tübingen 1992, S. 803-825, hier S. 808, 812.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 44, 61. (Sigle Wi3)
  • Jäger, Berndt: "Durch reimen gute lere geben". Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 250, 258 f. 
Anschrift Österreichische Nationalbibliothek
Handschriftenabteilung
Josefsplatz 1
A - 1015 Wien
 Bearbeiter Kathrin Wenzel 

 

Transkription

(1) Salomon spricht <links der Überschrift: salomon vo(m) richter>
Wilt du ain richter sin
so nim baider red gar eben in
Bist du den(n) nit wiß zu+r <r über u> frischen <n über e> ta+:t
so bedenk dich wol vn(d) hab d(er) wisen ra+:t
Den(n) so vrtail nach diner vernunft vn(d) vff din gewissenhait
nieman ze lieb noch ze laid
Ain tail als den andre(n) lieb hab <113r>
sich nit an fru+,ntschaft an gunst noch an ga+:b <an ga+:b: ü.d.Z.>

(2) Fridanck von ru+ob
Wiltu sin mit ru+ob vn(d) gemach
Red lu+.tzel vn(d) v(er)antwu+.rt nit all sache(n)
schwig vn(d) gib dine(m) obren vor
wo bo+:s gesellschaft sig da hu+et dich vor

(3) Dauid spricht vo(n) schand
was dir schad oder schand sig dz fluch
vnrechtes gu+otz dich nit vnder zu+,ch
Ner dich diner hand vn(d) arbait
verschwig was dir haimlich werd gesait

(4) Plato vo(n) gu+ot vn(d) gwalt
Er ist werd der gwalt vn(d) gu+ot ha+:t
we(n)n im aber d(er) gwalt vn(d) dz gu+ot abga+:t
So ist er vnwerd vn(d) sicht ma(n) in nit an
das merck eben bistu ain wiser man

(5) Augustinus vo(n) schrecken
Es ist uff ertrich kain erschrokne(r) ding <113v>
den(n) das der mensch sich selbe(r) wigt so ring <ring: ü.d.Z.>
das er vo(n) sinem vnrechte(n) lebe(n) nit la+:t
vn(d) doch so gar in aim vnsichre(n) wese(n) sta+:t

(6) Bernhardus
Der me(n)sch mu+oß sterben da fu+,r hilft in nicht <nicht ü.d.Z.>
Er waist och nit wen(n) das beschicht
Du waist och nit wie es dine(r) sel wirt gon
Darum(b) soltu allzit in ru+oben ston
Es kan vn(d) mag nit anderst gesin
De(n)n der hie su+,ndet der lidet do+:rt pin

(7) Aristottiles
fur wa+:r ich v+,ch das ku+,nd
was hie schand ist das ist do+ert su+.nd

(8) Moyses
Wer gu+otes waist vnd arges tu+ot
der su+,ndet mit v(er)da+:chtem mu+ot

(9) Jeremias
Hett ieder man die wa+:rhait gern
so wurd ma(n) su+,nden vil enbern <114r>

(10) Daniel
Der den mensche(n) hielt als er gern ta+et
So belib meng mensch an eren sta+et
fu+,r richtu+om vn(d) alles gu+ot
jst ain mensch der gern reht tu+ot