Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Mü1

 

München Bayerische Staatsbibliothek, cgm 523
Umfang 296 Bll.; hier Bl. 126ra-128rb
Datierung 1471 (s. Schneider S. 57)
Schreiber Ulrich Joergmair (Bl. 294vb; s. Schneider S. 58)
Schreibsprache ostschwäbisch (Augsburg?)
Inhalt Sammelhandschrift, darin u.a. eine Historienbibel (AT), 'Amicus und Amelius', Thomas Peutner: 'Vaterunser-Auslegung', 'Seelenwurzgarten' u.a.
Anzahl und Form 39 Zweizeiler, 27 Vierzeiler, 2 Achtzeiler, 1 Zwölfzeiler, 1 Achtzehnzeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung
und Handschriftencensus
Katalog
  • Schneider, Karin: Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Cgm 501-690. Wiesbaden 1978 (= Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,4), S. 56-66.(online)
Archivbeschreibung  Hans Moser (Juni 1930), 18 Bll.
Literatur
  • Grubmüller, Klaus: Freidank. In: Kleinstformen der Literatur. Hrgs. von Walter Haug und Burghart Wachinger. Tübingen 1994 (= Fortuna vitrea 14),  S. 38-55, hier S. 46-48.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110),  S. 39, 54, 55 f., 58 f.
  • Jäger, Berndt: 'Durch reimen gute lere geben'. Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 48, 71 f., 176 f., 224.
  • Pfeiffer, Franz: Über Bernhard Freidank. In: Germania. Vierteljahresschrift für Alterthumskunde 2 (1857), S. 129-163, hier S. 140-144 (Abdruck). (online)
Anschrift Bayerische Staatsbibliothek
Handschriften und Alte Drucke
Ludwigstr. 16
80539 München
 Bearbeiter Kathrin Wenzel (20.10.2012)

Transkription




HJe nach volgent ettlicher mayster vnd lerer spru+:ch
wer den nachfolgt der tu+ot recht ·

(1)  Paulus ·
DAs best gu+ot ist got ·
vnd och behallten seine gebot

(2) Augustin(us)
Got ist in drey ain ainigkeit ·
Vnd in ain ain triualtigkayt

(3) Ambrosius
was ye was oder werden sol ·
daz sicht got <126rb> allez samet wol

(4) Grego(r)i(us)
Got ist ain stren(n)ge gerechtigkait ·
Die kain u+:bel lanng vertrayt

(5) Jeronim(us)
Darumb ker dein syn ·
Von der werlt zu+o got hyn

(6) Ysaias
Ain maget schier schwan(n)ger wirt ·
Die got von hymel gepirt

(7) Jeremias
Der heylig gayst wircket das /
So die sunn scheint durch das glas

(8) Johel ·
Es hat niemant gu+ot(e)n mu+ot ·     [= Freidank 78,9-10]
Wan(n) der gottes will(e)n tu+ot

(9) Anszhelmus
Der got dienet one wanck ·     [~ Freidank 1,5-6]
Daz ist der selden anfangk ·

(10) Thomas
Es sol ein yedlich weyser man ·
Got ze all(e)n zeiten vor augen han

(11) Dauid ·
Bey gu+oten leu+:tten wirt man gu+ot ·     [~ Freidank 107,10-11]
Auch bo+:sz da man bo+:ßlich tu+on

(12) Amon
Arme hoffart ist ain spot ·     [=Freidank 29,6-7]
Reich diemu+ot mynnet got

(13) Bappias
Ains maysters werck in loben sol ·
Lobt er sich selb daz stat nit wol

(14) Maister Chu+onrat
Vil manige scho+:ne blu+om sta+vt ·     [=Freidank 120,25-26]
Die doch gar ain bitter wurczen hat / ·

(15) Beda ·
Das recht durch got man behutten sol ·
Das czimt allen leu+:tten wol

(16) Domet(r)ic(us)
Stand vnrechtes niemant bey ·
wie lieb dir dein fru+:nd sey <126va>

(17) Alfoncius
Sprich rechte vrtail ·
Dein czu<n>g sey dir nym(m)er vail /

(18) Baruch ·
Das wirst gelid daz niemant trait     [= Freidank 164,3-4]
Das ist die czun(n)g allz man vns sayt

(19) Damasten(us)
Nit bo+:sers ist dann vngerechtigkait
Deine grosse gab vnd falscheit

(20) Zephela ·
Wer ga+vben gern wil enphan ·
Der mu+oss dick daz recht lan

(21) Hugwicio ·
Die werlt sich wandelt all stund
jr leben to+:t siech vnd gesunt

(22) Demesund
Der werlt dient manig man ·
Dem sich gar krancklich loben kan

(23) Auerors
Bewerter frund vnd gesta(n)ndenew+: schwert ·     [~ Freidank 95,18-19]
Die czway sind grosses gu+ots wert

(24) Abakuck
Der reich hat fru+:nd vil ·
Den armen niemand ze fru+:nde wil

(25) Daniel ·
Gu+ot myn(n)et man mer ·     [= Freidank 147,1-2]
Denn got leib sel vnd er /

(26) Josue ·
Wer sein bu+osz ins alter spart ·     [= Freidank 33,22-23]
Der hat sein sel nit wol bewart ·

(27) Albusonor /
Wer ist der dem es nie mysz gie ·
Der nie verlor der gewan auch nie ·

(28) H ·
hab vmu+ot kvrcz frist ·
Ob ez dir  missegan(n)gen ist ·
Wer mercket sein missetat     [~ Freidank 34,1-2]
Ain andern er vngemelldet lat

(29) Mesahel <126vb>
Sich recht wem du borgest ·
Das du darnach icht sorgest · / ·
Wan wer verleu+:ret sein hab ·
Dem gand auch bald sein fru+:nd ab

(30) Alkindus
Wer schweyget vnd v(er)trag(e)n kan ·     [~ Freidank 80,10-11]
Den hayß ich wol ain weysen man

(31) Almoas ·
Er ist dump der richt den czorn     [= Freidank 64,22-23]
Daruon er selber wirt verlorn /

(32) Britto · /
Man(n)ger lacht den andern an ·
Dem er doch wenig gu+otes gan /

(33) Boppo ·
Hu+:et dich vor ainem man
Der in zorn schmieren kan

(34) Kru+:czner
Du solt das weyb erkennen wol ·
Die dir zu+o der Ee werden sol

(35) Frawenlob ·
Wie mag der frew+:den hab(e)n mer
Dem ein raines weib wirt zu+o der Ee

(36) Myssne(re)
V+:brig armu+ot vnd u+:brig gu+ot ·
Vil sellten ym(m)er gu+ot tu+ot ·
Vil dick ain armer man tugend hat ·     [= Freidank 43,18-19]
So er wirt reich die er de(n)n lat /

(37) Gistola(r)i(us)
Du solt verschweygen tag vnd nacht ·
Deins fru+:ndes laster wa du macht

(38) Omerus
Wann on gebresten mag niemant sein     [~ Freidank 120,19-20]
Das ist on all der werlt schein /

(39) fridanck <127ra>
Wer vmb dise kurcze czeit ·     [= Freidank 1,7-10]
Die ewigen fro+:de geyt ·
Der hat sich selber gar betrogen
Vnd czym(m)ert auff den regenbog(e)n

(40) Mace(r)
Ich ra+vt dir daz du schier last ·
Den krieg dez du nit recht hast

(41) Ypocras·
Das schwe(r)t hat nye so manigen man ·
Erschlag(e)n so fraszhayt hat getan

(42) Galienus ·
Vnma+:ssigkayt ist alltag ·
Dez leibs vnd der sele schlag

(43) Ru+obenschaft
Niemant nit verlieren sol ·
Vil vinden sta+vt auch nit wol

(44) Salomon ·
Weip czerung vnd auch spil ·     [= Freidank 48,9-10]
Machet tum(b)er leu+:tte vil ·
Ach got wie wol ze fu+:rchten ist der man
Der vntrew+: ist vnd wol reden kan
Auff nom vnd auff gewyn ·     [= Freidank 55,19-20]
Sta+vt aller der werlt syn ·
Wer mer verczeret
wan(n)Jm got hat beschert ·
Es ist nit wun(n)der
gat er Jn bo+:sem blun(n)der ·
Vil dick man su+ocht weysen ra+vt ·
Zu+o ainem dem ez eben ga+vt ·
Wie weysen ra+vt der arm kan ·
So volgt jm doch nit yederman ·
Aller weßzhayt fundame(n)t
Jst daz man got myn(n)et <127rb> vnd erkennt ·
Vnd ane bettet ainen got ·
vnd darczu+o behaltet sein gebott

(45) Jeronimus /
Wer nach der werlt gu+ot vnd ere stet ·
wems wol in seinen su+:nd(e)n get /
Daz ist ain zaich(e)n gewyß ·
Der ewigen verdampnu+:ß

(46) Gregori(us)
Was sol reichtumb vnd gu+ot ·
Seit es mich vor dem tod nit fru+ot ·
Zy(m)mlich gu+ot ku(m)mpt vnd vert ·
Die ewig frew+:de ymmer wert

(47) Dauid
Wer sein hoffen an das irdisch seczet
Der wirt am ennd u+:bel geleczet ·
Die gre+:ber sind sein vmbklait
Vnd wirt jn hellisch pein geleit

(48) Aristottiles
Aber v+:ber al su+:llent ir keren
An milltigkait zu+o gottes eren ·
Da von ku+:mpt hy(n)n u+:beral
Der ewigklich beleib(e)n sol

(49) Freidanck
Ich han gu+ot daz ist nit mein
O herre got wes mag ez sein ·
Es sta+vt nit mer in meine(m) gebott
wen(n) daz ich verczer Vnd gib durch got

(50) Johannes ·
Wer die werlt erkew+:set ·
Vnd der sy auch verlew+:set ·
Wen(n) es den(n) ga+vt an ain schayden
So ist er quit von in bayd(e)n

(51) Bernhardus
Seyt der tod niemands <127va> schonet ·
wer sol denn die werlt mynnen
Die werlt yemand selten lonet ·
Ob du es recht wilt besynnen

(52) Salomon
Aller werlt weyßhayt leyt an sy(n)nen
Das wir vns kern an ewigkait ·
Wann wir mu+:ssen doch von hynnen ·
Alle kunst an vns verget

(53) Ambrosi(us)
O edle creatur·
Wilt du mit got v(er)ainet sein
So to+:tte dein bosz natur ·
Sich an den adel der sele dein

(54) Bernhard(us)
Der nit erho+:rt die stym(m) der armen ·
Vnd lat sich ir gebresten nit erparmen ·
Den sol got ho+:ren nit me
So wan(n) ich her kum in groß we ·

(55) Jeronim(us)
Seit alle werck enpfahen lon ·
wol dem der gu+ot vnd recht tut schon
Das leit daran wie du lebst auff erden /
Das du ewigklich sa+:lig mu+:ssest werden ·

(56) Augustinus
Gedenck an den Jungsten tag ee ·
So maniger schreyt O we O we /
So yedlich mensch red mu+osz geben ·
Wie er began(n)gen hab sein leben

(57) Jeronimus
Flu+:ch vnd hasz das lob diser werlt ·
Fu+er die wa+vrhait nym kain gelt ·
Mit kurcze(n) wortten sag wa+vr · <127vb>
wan(n) klaffen nit hilft vmb ain har / ·
Die gu+ot geta+et hand began(n)gen
Die gand in die ewigkeit ·
Die bo+:sen mu+:ssen gan gefan(n)gen ·
Jn daz few+:r daz nit zerga+vt

(58) J[esus] ch(rist)uß <?>
Also sol ich gericht dir geben /
Allz du tu+ost jn deine(m) leben
Ain anbegyn(n) aller sa+:ligkait ·
Ist die vorcht gottes ewig weyßhayt

(59) Petrus
Wilt du behallten daz ewig leben ·
So fleu+:ch u+:bel vnd halt dich in gu+otem leben ·
Wann gewonhait tugentlicher sachen
Mag die natur nicht anders machen ·

(60) Katto
Bedenck waz du bist vnd mu+ost werden ·
Du seyest jungk oder alt auff erden ·
Vnd secz das in deine(n) syn
Du tu+ost der su+:nden vil dest(er) mynnder /

(61) Seneca ·
Das su+:nnd nit su+:nnde wa+:r ·     [~ Freidank 104,5-8]
Noch so wa+:r sy mir vnma+:r ·
Vmb ir groß vnfla+:ttigkait ·
Das weyset mich mein beschaydenhait / ·

(62) Bernhard(us)
Es ist ain hayliger veyrtag     [= Freidank 36,24/23]
So man vor su+:nnden veiren mag ·
Die tugent u+:ber all tugent gat ·     [= Freidank 54,5/4]
Der bo+:sem <128ra> willen widerstaut

(63) Salomon
Salomon spricht der weyß her /
Kain ding hasset got so ser /
Alls hochfart daz verstet ·
wan(n) sy u+:ber all su+:nd get /

(64) Olises ·
Wer dise kurcze zeit bestellet ·     [= Freidank 1,7-10]
Vnd fur die ewigen frew+:d erwelet ·
Der hat sich selber ser betrogen ·
Vnd zym(m)ert auff den regenbog(e)n

(65) Thomas
Wir sind hie fro+:md gest ·
Vnd czym(m)ern hye grosz vest ·
Mich nimbt wunnder daz wir nit mauren ·
Da wir ewig mu+:ssen dauren

(66) Paulus·
Wer nach dem gayst der warhayt lebt ·
Der mag nit verderb(e)n ·
Der nit wider daz flaisch strebt ·
Der mu+osz ewigklichen verderben

(67) Jeronim(us)
Ditz spricht got der her ·
Der diemu+:tig vnd gedultig wa+:r ·
Vnd sich selber wol erkant
Den mensch(e)n man wol sa+:lig nant / · /

(68) Jeremias
Bisz gern allain ·
Vnd halt dein gedenck rain ·
Hab vor augen gottes gepott ·
V+:ber alle ding so mynne got

(69) Augustin(us)
Mir ward nie be+:sser <geb. aus bo+:sser> werck bechant ·
Alls ich mich <128rb> kan versynnen ·
wa(n)n gehorsamikait in ordens bant ·
Vnd der das tu+ot in rechter mynnen ·
Wer da tregt in bu+osses schein ·
Von gepfrengtes orden
Der trag in dem herczen sein ·
Er wil sein sel ermorden ·
Wie darstu dor jnne(n) geleb(e)n ·
Da du vngern Jnnen woltest sterb(e)n ·
In allen deinen wercken ·
So+elt du das ennde mercken ·

(70) Jeronimus
Also solt du streben <sic> dan ·
Solt wissen / daz du hast getan ·
Du bist gesund weib oder man
Daz du solt in der czeit bestan ·
Seit recht vnd beschaydenhait · <Seit: Z zu S korrigiert>     [~ Freidank 1,1-2]
Aller tugend kron trayt /
So han ich nit bessers gelesen ·
Der wol tu+ot vnd fro+:lich wesen /


Anmerkungen:
1. Die Worttrennung wurde zugunsten der Versgestaltung nicht mit übernommen