Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

In

 

Innsbruck Universitätsbibliothek, Cod. 961, Tl. 2
Umfang 3 Teile (36 Bll. + 21(20) Bll. + 28 Bll.); hier Teil 2, Bl.15r-16v
Datierung 1. Hälfte 15. Jh. (s. Schweitzer, S. 187)
Schreiber unbekannt
Schreibsprache mittelbairisch
Inhalt Sammelhandschrift aus drei eigenständigen Teilen; darin u.a. Auszüge von Hans Vintlers 'Blumen der Tugend', deutsche und lateinische Sprüche
Anzahl und Form 1 Zweizeiler, 21 Vierzeiler, 1 Achtzeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und
Handschriftencensus
Katalog -
Archivbeschreibung Helbik (1913) 3 Bll. (online)
Literatur
  • Grimm, Wilhelm: Über Freidank. In: Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1849. Berlin 1851, S. 331-413, hier S. 350-353 (online)
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 36, 57, 59, 60.
  • Schweitzer, Franz-Josef: Tugend und Laster in illustrierten didaktischen Dichtungen des späten Mittelalters. Studien zu Hans Vintlers 'Blumen der Tugend' und zu 'Des Teufels Netz'.  Hildesheim, Zürich, New York 1993 (= Germanistische Texte und Studien 41), S. 187, 239 f.,  Anhang III.
  • Zingerle, Ignaz V.: Beiträge zur älteren tirolischen Literatur. II. Hans Vintler. In: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 65 (1870). Wien 1871, S. 279-351, hier S. 284. (online)
Anschrift Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Handschriftenabteilung
Innrain 50
A - 6020 Innsbruck
 Bearbeiter Kathrin Wenzel (1.11.2012)

 

Transkription



(1) Johannes
Wer die welt also chewst
Damit er got verlewst
Wann es get dann an ain schaid(e)n
So ist er ledig von In paid(e)n

(2) Bernhardus
Seyt der tod niemandes schont
Wer sol dann die welt lieb hab(e)n
Die welt selt(e)n yemand lont
Ob du es recht wild besyn(n)en

(3) Salomon
Aller welt weishait leyt an <geb. aus am> aine(m) Sy(n)ne
Das wir vns cheren an ewchait
Wann all vns(er) kunst zerget
Vnd mu+:ssen auch all van hynnen <Nasalstrich über nn>

(4) Ambrosius
O du edlew Creatur
Wil du mit got verainigt sein
So Sich an den adl der sele dein
Vnd to+:t dein po+:se natur

(5) Petrus
Wil du behalt(e)n das eweg Lebe(n)
So fleuch vbl vnd halt dich in tuge(n)t eb(e)n
Vnd gewon tugentleich(er) sach(e)n
Du chanst dein natur nit and(er)s mach(e)n

(6) Katho
Bedenkch waraus du word(e)n bist
Vnd <vnd doppelt> auch solt werd(e)n
Iunkch oder alt auf erd(e)n
Wildu es recht besynnen <Nasalstrich über nn>
Du te+:st der Sunt vil myn(n)er <15v>

(7) Seneca
Das Sund nicht Su+:nd wa+:r        [~ Freidank 40,5-7]
Noch dannocht wa+:r(e)n sy mir vnmer
Vmb Ir grosse vnfletichait
Das weyset mich mein beschaidenhait

(8) Bernhardus
Es ist ain heilig veyertag               [~ Freidank 36,24/23]
Als man von Sund(e)n geueyr(e)n mag
Die tugent uber alle tugent get
Der eine(m) bos(e)n will(e)n widerstet

(9) Salomon
Salmo(n) Spricht der weyse herr
Nie chain ding hasset got mer
Denn hoffart das verstet
Wann sy ub(er) alle sunde get

(10) Helias
Wer dise churcze zeit                      [~ Freidank 1,7-10]
nymbt fu+:r die ewig freude gemait
Der hat sich selb betrog(e)n
Vnd zym(m)ert auf aine(n) Regenpog(e)n

(11) Thomas
Wir sein hie fremd gest
Vnd zy(m)mer(e)n gross vest
Mich hat wund(er) das wir nicht <danach ein Wort gestr.> <ü.d.Z..> maurn
Do wir ewichleich mu+:ss(e)n dawrn

(12) Paulus
Wer dem geist <geist ü.d.Z., Fleisch gestr.> in d(er) warhait lebt
Der mag nicht verderb(e)n
Wann wer mach dem fleisch lebt
Der mu+:s ewichleich sterb(e)n <16r>

(13) Ditz spricht got der herr
der diemu+:tig vnd gedultig wär
vnd selber wol kennet sich
der mensch wa+:r wol selich

(14) Iob
Pis gern(e) allain
Vnd halt dein gedankch rain
Vnd halt vor aug(e)n die zeh(e)n gebot
Vnd vor all(e)n ding(e)n hab lieb got

(15) Ieronimus
Als du nu solt sterb(e)n so soltu nu well(e)n
Das du recht hietest getan
Die weil du warst gesunt weib od(er) man
Des wirst du nur noch in d(er) zeit bestan

(16) Freydankch
Wer recht sucht vnd beschaid(e)nhait
derselbig ist wol d(er) der tug(e)nt ain kron trait
So han ich nicht pessers gesehn
Denn wol tu+:n vnd fr+:oleich <?> wes(e)n

(17) Bernhardus
Der nicht erhort die Sty(m)me der Armen
Vnd lat sich ir prest(e)n nicht erparm(en)
Den wil auch got erhor(e)n nicht
Wenn er chumbt in sein gross v(er)drussz

(18) Josaphat
Josaphat der gute sprach
Seytmaln waynen klagen vnd vngemach
Rew Yamer hicz kelt vnd grozze vndt grozze <sic!> vnaussprechleiche pein vnd arbait
vns sein ze púzze aufgelait
So ist vil pezz(er) die sunde vor ze meyd(e)n
Vmb das man nicht bedurffe leyden
d(er) su+:nden aufgesazte begang(en) pein
Vnd das <?> erczu+:rn(en) dez her(re)n v(er)trag(e)n sein <16v>

(19) Daniel
Seyt all die welt sol lon emphah(e)n
Die vor got ser wolgetan
Was leit dir den(n) daran wie du lebst auf erd(e)n
gedenkch das du mûst ewichl(ich) selig werd(e)n

(20) Ieremias
Gedenkch an den Iungst(e)n tag
Als manig(er) schrey(e)t awe vnd ach
Da ein igleich red mus geb(e)n
Was er hie begang(e)n hat in seine(m) leb(e)n

(21) Augustinus
Die wol te+:t hab(e)n begang(e)n
Die gen in die ewichait
Die bo+:sen mu+:ss(e)n gen geuang(e)n
In das few+:r das ny(m)m(er) verget

(22) Augustinus
Es ist torleich ze leben zwar
In aine(m) leb(e)n darInn ma(n) nicht gesterb(e)n <ü.d.Z.:> getar

(23) Freydankch
Vil geyeid vnd nicht geuang(e)n
Vil geho+:rt vnd nicht v(er)stand(e)n
Vil gesait vnd nicht gemerkcht
Das sind alles verlar(e)n werich