Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Gi3

Gießen Universitätsbibliothek, Hs 1247
Umfang Gesamtblattzahl der Hs.; hier Bl. 219va-220va
Datierung ca. 1467-1472 (Wzz.)
Schreiber  zehn Schreiber, hier Hand E (Kanzleihand)
Schreibsprache  niederalemannisch (elsässisch)
Inhalt  Aeneas Silvius Piccolomini; Cicero: Epistolae ad familiares; Urkunden; Briefsteller
Anzahl und Form 29 Vierzeiler, drei Zweizeiler (Verse der Vierzeiler nicht abgesetzt)
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung
und Handschriftencensus
Katalog
  • Adrian, Johann Valentin: Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Academicae Gissensis. Frankfurt a.M. 1840, S. 375 f. [online]
  • Seelbach, Ulrich: Katalog der deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Gießen. [online] [PDF]
Archivbeschreibung  --
Literatur
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 34 (Sigle Gi3).
Anschrift Universitätsbibliothek Gießen
Otto-Behaghel-Straße 8
35394 Gießen
 Bearbeiter U. Seelbach

 


Transkription

(1) Salomo(n)
Aller wißheit fundame(n)t/
jst das man got lobet vnd bekent/
vnd an betten einen got/
vnd halten dar zu sin gebot

(2) Jeronim(us)
Wer noch der welt gu+ot vnd ere statt
vnd wem es in sinen sunden wol go+et/
Das ist ein zeichen gewiß/
Siner ewigen verda(m)pnis

(3) Gregori(us)
Was sol richtu(m) vnd gu+et/
So ich ye sterben mu+eß//
zitlich gut kom(m)et vnd fert/
Die ewige froude im würt

(4) Dauid
Der sine sinne <geb. aus süne> vff richtu(m) kleit/
Der nymet gern ein vbel ende/
die greber sin sin vmbkleit/
Dar zu die helsche pin on ende

(5) Aristotol(es)
Vber alle sachen sollen wir kere(n)/
vnser miltikeit zu gottes ere(n)/
Dan do von kum(m)et lon vber al/
der uch eweklich bliben sol

(6) Fridang
Jch han gu+et das ist nit myn/
ach got wes <geb. aus: was> mag es sin/
es ist mir <geb. aus min> nit me dan zu+o mynem gebot
Den(n)en ich gesse vnd trincke vnd gibe durch got

(7) johannes
Wer disse kurcze welt vß erku+eßet
Do mit er got verlu+eset/
So es de(n) go+et an ein scheiden/
So wu(r)t er ir quit von yn beiden

(8) Bernhard(us)
Syder der dot nyma(n)s schonet
Wer sol dan die welt <zwischen l u. t gestr. l> myn(n)en <219vb>
Der welt dienst selten lonet
Ob du es wilt besinnen

(9) Salomon
Aller welte wißheit lit an eime sinne/
das wir vns kere(n) an ewikeit/
wenne so wir muße(n) scheiden von hinnen/
danne <geb. aus: denne> kunst an vns vergot

(10) Ambrosi(us)
O du edel creatu+er/
wiltu mit got vereinet sin/
so sich an den adel der selen din/
vnd dote die bose natu+er

(11) Petrus
Wiltu behalten dz ewige leben
So flich bo+eses vnd halt dich in tugenden gar eben/
denne gewonheit tugenklicher sachen
Enkan die natur nit anders machen

(12) Katho
Gedenck was du werdest vnd solt werden/
du sigest jung oder alt vff erden
vnd secze das in dine sin(n)e
Du dust der sund vil sunde deste mi(n)re

(13) Seneca
Das sunde nit sunde were/                    [= Freidank 40,5-8]
noch den(n)e werre sie mir vnmere/
Vmb ir grosse vnfletikeit/
das wiset mich myn bescheydenheit

(14) Bernhard(us)
Es ist ein heiliger fierdag/ <über -dag Nasalstrich>
so man von sunden keren mag/
die tugende vber alle tugende go+et
wer eine(m) bosen willen wide(r) stot

(15) Salomon
Salomon spricht der wise her(r)e <220ra>        [= Freidank 36,23 f.]
kein ding hasset got mere/
dan(n)e hochfart das verstot/                            [= Freidank 54,5/4]
wenne sü vber alle sunde go+et.

(16) Daniel
Wer disse kurcze zijt/                                        [= Freidank 1,7-10]
vor die ewige froude nymt/
der hat sich selber gar betrogen/
vnd bühet vff den rege(n) bogen

(17) thomas
Wir sint hie fremde geste/
vnd buhen grosse veste/
Mich nymet wu+vnder das wir nit buhen/
do wir ewiklich mogen duren

(18) Paul(us)
Wer dem geist in der worheit lebet/
der enmag nit verderben/
den(n)e wer noch dem(m)e fleische lebet/
der muß ewikliche <ewik aus ewek geb.> sterben

(19) Jeronim(us)
Dis sprichet got der herre/
der demütig vnd gedultig were
vn(d) bekante selber wol sich/
der mensch <gestr. e> were selig sicherlich <-lich geb. aus -lig>

(20) Job
Bisz gerne alleine/
vnd halt din gedenck reine/
Vnd habe vor ougen die zehen gebot/
vnd uber alle ding so min(n)e got.

(21) Augusti(nus)
Mir enwart nie besser wege bekant/
alz ich mich kan versinne(n)
Den(n)e gehorsamkeit in ordens bant
vnd <gestr. v> das von rechter myn(n)e <220rb>

(22) Ysayas
Wer do treit von jnnen bo+esen schin/
von geproftem orden/
Er trag dan min(n)e in de(m) hertze(n) sin/
er wu(r)t sin sele ermorde(n)

(23) Augustin(us)
Wie getarestu do in geleben
Do du no+ete in woltest sterbe(n)
jn <geb. aus an> allen dinen wercken
Soltu din ende mercken

(24) Jeronim(us)
Also du solt sterben was du den(n)e/
Solt wellen das du hettest getan/
die wile du bist gesunt wip oder man/
Das soltu in disser zijt beston

(25) Frydang
Sit recht vnd bescheidenheit
Aller tugende krone treit
So en han ich nit besser gelessen
Dan wol thun vnd frolich wesen

(26) Bernhardus
Der nit erhoret die stim(m)e
der armen ire(n) gebreste(n) erba(r)me(n)
den wil got erhore(n) nicht
wan(n)e er kum(met) in grossen verdiesß

(27) Augustin(us)
Gedencke an den jungsten dag
So man schriet owe vnd ach
Do ein <gestr. jede> jegelicher muß geben/
wie er geton hab by sinem leben

(28) Jeronim(us)
Der do woltat het begangen
Der kum(m)et in die ewikeit <220va>
die bosen müssen gon gefange(n)/
Jn das fuer das in ist bereit

(29) Saluator
Alles gerechte wil ich dir gebe(n)
als du verdinest bi dine(m) leben

(30)
Alle die quale die wir yemer dulden
Das verdienen wir mit vnseren schulden

(31)
Wan(n)e wir detten das wir solten
got dett alles das wir wolten

(32)
Vil geiaget vnd nit gefangen
vil gehoret vnd nit versta(n)den
vil gelessen vnd nit gemercket
das sint alle verlorn wercke etc.