Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Br(2)

Bremen Rathaus, obere Halle; heute Focke-Museum      
Umfang 35 Inschriften des Ratsgestühls in Bremen (späterer Zustand)
Datierung Anfang bis Mitte 16. Jh. (?)
Schreiber -
Schreibsprache -
Inhalt Abschriftlich überliefert in den "Bremischen Inschriften" des Archivars Dr. Hermann von Post, S. 254-256; zwischen S. 284 und 285 war eine zweite Kopie der Inschriften: "Sprüche, so im Stuhl des Raths, da das Obergericht geheget wird, hinter eines jedweden Rathsherrn Gesess geschrieben" eingelegt, die jedoch nicht mehr im Band einliegt. Staatsarchiv Bremen, B 2-P.1. - Quellensammlungen und Geschichtsforschung (freundl. Auskunft von Lars Fischer)
Anzahl und Form 26 Zweizeiler
Autoritäten-Freidanke Marburger Repertorium (Sigle Br)
Katalog -
Archivbeschreibung -
Literatur
  • Denkmale der Geschichte und Kunst der Freien Hansestadt Bremen. Hrsg. von der Abtheilung des Künstlervereins für Bremische Geschichte und Alterthümer. Erste Abtheilung. Bremen 1862, S. 11-24 (mit Edition der "Inschriften am Rathsstuhl" A. nach der Rennerschen Chronik, S. 12-16, B. nach den Aufzeichnungen von Hermann Post, Mitte 18. Jh., S. 16-18,  nach der eingelegten, zweiten Kopie).
Anschrift Focke-Museum
Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Schwachhauser Heerstraße 240
28213 Bremen

Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen
 Bearbeiter U. Seelbach (24.6.2010)

 

Transkription

<Überlieferung nach Hermann Post (1679-1756), Änderungen gegenüber der ersten Fassung hervorgehoben. Unterstrichnes im Original in Antiqua-Schrift. >

<254> Die pag. 248. gesetzte Sprüche am Rahtsstuhl sind aus der Chronica
Bmsi genommen. Es sind aber dieselbe anjetzo nicht mehr daran zu
lesen wohl aber folgende

[Schema: Quadrat mit den Buchstaben B - A oben und C - D unten; rechts unter A ein F und über D ein E. Rechts oben und unten sind die beiden Eingänge zum Rathsgestühl offengelassen]

An der obersten Banck ins Osten von A. bis B. <= Zweite Bank, innen>

Ange[lus]    
Denket dat Godt Jm Gerichte sitt

(13) Boetius
Wat dar mach sacken haat und niedt
Dat richte jo in korter tyth

(9) Seneca
Jm Regimente nemande themet.
Dat he gelt vor ehre nehmet.                [= Freidank 72,7 f.]

(11) Cato
Jm thoren richte nine sake
Hot di vor nieth und eigen wrake

(7) Aristoteles
Ein richter moeth sin sulvest recht
Wen he will spreken andren recht.

(8) Plato
Wo ein recht suth fruntschup an
De kumpt heel lichte van der bahn

(12) Socrates
Richte nicht eines Mannes worth
De Wedderrede si den gehort.

An der Banck ins Norden von B. bis C. <= Vierte Bank an der Wand>

Angl(us).
Forchte den der alles süt.

(-) Tacitus.
Wat men gedan, wo men gericht
Kumpt na dem doedt erst an dat licht

(-) Demos[thenes].
Nemand bi uns schal sin so hoch
Dat he quaed doh und dannoch poch

(24) Augustin(us)
Laht jo unrecht nicht mit di gahn
Wultu nah gutt und eren stahn. <255>

(23) Hieronym(us)
Neen levend is so schoen und goet
Alse dar men altyd recht in doet                [= Freidank 31,22 f.]

(22) Ambrosius
Wol unrecht wil to rechte gahn
De moht vor gade to rechte stahn               [= Freidank 50,16 f.]

(21) Gregorius
Wen du richten wult jemandt
Den höde die vör egen schand

(20) Jacobus
Bewiset jo Barmhartigheit
dat hemmelriek juw apensteit.

(19) Paulus
Wen du andre richten wultt
Mustu sulvest sin ahn shuldt

(18) Petrus
Weset gnädig, gnade goet
Gegen recht sick römen doet


An der Banck ins Westen von C. bis D. <= Unterste Bank, innen>

Ange[lus]
Godt settet af Godt settet in

(17) Claudian(us)
De een Recht Regent wil sin
Moet nicht söken sin gewin

(16) Terentius
Stat und Landes eendrachtigheit
Js er beste ehrenkleidt

(15) Horatius
Wor de Richter is ein kindt                            [= Freidank 72,2]
Selden men dat recht dar findt
 
(14) Ovidius
Wor nen tucht is, is nen ehre. [lies: lehre]
Wor nen dwanck is, is nen ehre.

(13) Virgilius
Up dem Rathhues syn nicht nutte
Vele worde sonder witte


An der Banck ins Süden von E. bis F. <= Oberste Bank im Norden>

Angeli forma absque scriptura.

(6) Dio Cass. [statt Ecclesiasticus]
Den werd der Stadt guth wol verwahret
Wen men dat kleine ock bespahret <256>

(5) Livius [statt Ezechiel]
Wat hard und schwahr is in der Stadt
dat werd gans licht dor goeden raht.

(4) Salvstius [statt Salomon]
Wen man wol waket und wol doht
So geht in der stadt heel goht

(3) Diodorus Sicvlus [statt David]
Dat is by my ein vastewet.
Dat einer holdt sin egen geset.

(2) Polybius. [statt Isajas]
Wor gnad und recht geit umm im Land
Dar is gewis ein seker stand

(1) Herodotus [statt Moises]
Dem de recht ordelt fallen by
is wisheit und verstandt by my.

<Keine Entsprechung für die Unterste Bank, außen und die Zweite Bank, außen; Sprüche 25-35>