Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Be2

Berlin                                  Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 1428
Umfang I + 185 + I Bll.; hier Bl. 92ra -93va
Datierung 1462 (Bl. 185rb, s. Becker S. 20)
Schreiber Johannes de Bullishem (185r. s. Becker S. 20)
Schreibsprache ripuarisch
Inhalt Theologisch-didaktische Sammelhandschrift
Anzahl und Form 24 Vierzeiler; 1 Zweizeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und
Handschriftencensus
Katalog
  • Becker, Peter-Jörg: Kurzes Verzeichnis der von Hermann Degering nicht mehr erfaßten Handschriften in Folio. Ms. germ. fol. 1384 - Ms. germ. fol. 1500 (Typoskript). Berlin 1986. S. 19. (online)
Archivbeschreibung  -
Literatur
  • Grimm, Wilhelm (Hrsg.): Freidank. 2. Ausgabe. Göttingen 1860. S. V (G.),  S. XV (G). (online)
  • Bezzenberger, Heinrich Ernst (Hrgs.): Frîdankes Bescheidenheit. Halle 1872. S. 49 (G). (online)
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea. N.F. Bd. 110),  S. 32, 58 f., 60.
  • Jäger, Berndt: "Durch reimen gute lere geben". Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238).  S. 174 f.
  • *Holznagel, Franz Josef: Der Wiener Codex 2705. Untersuchungen zu Überlieferung und Form kleinerer mittelhochdeutscher Reimpaardichtungen des 13. Jahrhunderts. Tübingen 2011 (= Hermaea. N.F. ? ), S. 84 f., 215-219. *erscheint im Dezember
  • Kornrumpf, Gisela: Spruch der Engel. In: ²VL 9 (1995), Sp. 180-186, hier 185.
  • Lampert, Hans Otto: Beschreibung von 23 bei Degering nicht mehr erfaßten Handschriften der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek Berlin. Magisterarbeit (masch.). Tübingen 1970, S. 34-37.
Anschrift Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Haus Potsdamer Straße
Handschriftenabteilung
Potsdamer Str. 33
10785 Berlin
 Bearbeiter Kathrin Wenzel (nv)

 

Transkription



(1) Salomon
Alle der werlt wijsheyt leijt an eyme synne
Dat wir vns keren an die ewicheit
Want wir moissen van hynne
Want alle vns kunst an vns vergeijt

(2) Ysayas
Wer da dreget van buyssen schijn
van geproffden orden
hie in drage mynne in dem hertzen sijn
hie wijl sijn sele vermorden

(3) Augustinus
O du edel creature
Woultu mit gode verreijnget sijn
So sich an dat adel der selen dijn
Jnd dode dyn bose nature

(4) Petrus
Woultu behalden dat ewige leue(n)
So vluy quait ind halt dich in duichden euen
Want gewenheit dogentlicher sachen<92rb>
Jn kan die nature neit anders gemachen

(5) Catho
Denck wat du bis in salt werden
Du sijs Junck off alt vp erden
Setz du dat in dijnen syn
Du deis der sunden vil de myn

(6) Seneca de heydensche meister
Dat sunde neit sunde in were                [= Freidank 40,5-6]
Nochtant wer sij mir vnmere
vmb ir groisse vnvledicheit
Dat wijst mich mijne bescheijdenheit

(7) Bernardus
Jdt is eyn hillich vijrdach                       [~Freidank 36,24/23]
Den man van sunden vijren mach
Die duicht vur alle duichden geijt          [~Freidank 54,5/4]
Der eyme bosen willen wedersteijt

(8) Salmon
Salomon spricht der here
Geyn dinck in hast got so sere
Dan houart dat verstaet
Want sij bouen alle sunden gaet

(9) Jheremias
Wer diese kurte zijt                              [~Freidank 1,7-10]
vur die ewige vreude nympt
Der hait sich seluer bedrogen<92va>
Jnd zymmert vp den regenbogen

(10) ysaias
Wir sijn hey vreymde geste
Wir zymmeren hey groisse veste
Mich hait wunder dat wir neit in muren
Da wir ewelich mogen duren

(11) Helyas
Dit spricht got der here
Der oitmodich ind gedulich we(re)
Jnd seluer wail bekante sich
der mijnsche were wale selich

(12) Job
Bis gerne alleyne
Jnd halt dijn gedenck reijne
Jnd haff vur ougen die · (10) · gebot
Jnd bouen al so mynne got

(13) Augustinus
Mir in wart nye besser wech beka(n)t
als ich mich kan versynnen
Dan gehoirsamgeit in ordens bant
Jnd dat van reichter mynnen

(14) Augustinus
allit dat quait dat wir lijden
Dat verdienet vnse sunden<92vb>
Deeden wir als wir soulden
Got dede allit dat wir woulden

(15) Augustinus
Wie darstu da ynne geleuen
Da du node ynne wouldes steruen
Jn allen dijynen wercken
Saltu dijn ende mircken

(16) Jheromias
als du salt steruen wat du dan
Salt willen dat du hetz gedain
Die wijle du bis gesunt wijff off man
Des saltu in der zijt bestain

(17) Aristotiles
Mer bouen all sult ir keren
vyre mildicheyt zo gotz eren
Dar kompt loen aff bouen all
Dat uch ewich duren sal <duren: nach u e gestr.>

(18) vrigedanck
Sijnt reicht ind bescheit
der duichden crone dreit
So in han ich neit bessers gelesen
Dan waildoin ind vrolich wesen

(19) Bernhardus
Der neit in hoirt de stij(m)me der armen
Jnd in leijst sich ir gebrech neit erbarmen<93ra>
Den in sal got horen neyt
als hie kompt in grois verdreit

(20) Ieremias
Synt alle werck so loin solen intfain
So is idt goit wale gedain
wat leijt dir da ane we du leues vp erden.
Dat du ewelch selich moges werden

(21) Gregorius
Gedenck an den Junxsten dach
als mancher schrijet owe owach
Da eyn yecklich rede mois geuen
Wat hie begangen hait in sijme leue(n)

(22) Sent Jeronimus vraget ind spricht
Wer is wijse Do antworde
Der is wijse der got vortet
Jnd der is starck die bosen willen wedersteijt
Jnd der is rijch dem genoget.
als idt eme got zo voget

(23) Jheronimus
Die waildait houent begange(n)
Die geent in die ewicheit
Die boesen moissen gain gevangen<93rb>
In dat vuyr dat nummer in vergeijt

(24) Vnse here Ihesus (christ)us spricht
Alsulch gerijcht wil ich dir geuen
als du verdiens in dijme leuen

(25) Vrigedanck
Viele geiait ind neit gevangen
Viele gehoirt ind neit verstanden
Viele gesien ind neit gemirckt
Dat sijnt allet verloeren werck

Anmerkungen:
1. Worttrennung (z.B. Nr. 4 ge=woenheit) zugunsten der Versgestaltung nicht mit aufgenommen

2. Unregelmäßige Kennzeichnung des u;
hier nicht wiedergegeben, da keine Lautveränderung vorliegt  oder ein sonstiges System zu erkennen ist.