Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Ba1

Basel Öffentliche Bibliothek der Universität, Cod. A IX 2
Umfang 299 Bll.; hier Bl. Bl. 89r/v u. 249r/v (Nachträge am Blattrand von der Hand Stephan Irmis)
Datierung M. 15. Jh. (Binz Bl.1); fol. 121r: Hergamor/Krain, 1459 Januar 12; Einträge auf Bl. 249v: 1466 eingetragen
Schreiber verschiedene Hände des 15. Jhs.; zahlreiche Nachträge am Rand von Stephan Irmi
Schreibsprache niederalemannisch
Inhalt Handbuch des Dominikanermönchs Stephan Irmi in Basel (1432-1488) mit Texten von Humbertus de Romanis, Alexander de Villa Dei, Spiegel der Toten, Planetenverse, Gebete, Sermones Innocentii III, Musiktraktate - Digitalisat [online] über den Verbundkatalog HAN (s.u.)
Anzahl und Form 15 Vierzeiler (89r/v) und 11 Zweizeiler (249r/v), von Stephan Irmi eingeschrieben in die freigebliebenen Ränder des Blatts
Autoritäten-Freidanke Marburger Repertorium (Sigle Ba)
und Handschriftencensus
Katalog
  • Binz, Gustav: Die Deutschen Handschriften der Oeffentlichen Bibliothek der Universität Basel. Beschrieben. Bd. 1: Die Handschriften der Abteilung A. Basel 1907, S. 110-126, hier S. 113 (zu Bl. 89r/v) und S. 124 (zu Bl. 249r/v)
  • Verbundkatalog HAN [online]
Archivbeschreibung Gustav Binz (22. August 1936)
Literatur
  • Franke, Ruth: Peter van Zirns Handschrift. Ein deutsches Schulbuch vom Ende des 15. Jh. Berlin 1932 (= Germanische Studien 127), S. 25.
  • Gärtner, Kurt: Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung. Die Vierzeilerreihe Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Hrsg. von Johannes Janota u.a. Bd. 2I. Tübingen 1992, S. 803-825, hier S. 806, 812.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea NF 110), S. 30 (vgl. die Lesarten S. 53 u. 61 zu Ba1-II.1 und Ba1-I.14)
  • Jäger, Berndt: 'Durch reimen gute lere geben'. Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978, S. 250.
  • Ladner, Pascal: Briefformulare als Quellen zur Biographie Stepan Irmis. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 71 (1971), S. 79-95.
  • Roth, Gunhild Roth; Honemann, Volker (Hrsg.): Jammerufe der Toten. Untersuchung und Edition einer lateinisch-mittelhochdeutschen Textgruppe. Stuttgart 2006, S. 51
  • Scarpatetti, Beat Mathias von: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550. Bd. 1: Die Handschriften der Bibliotheken von Aarau, Appenzell und Basel. Text- und Abbildungsband. Dietikon-Zürich 1977, Textbd. S. 74 (Nr. 199); Abb.-Bd., S. 160 (Nr. 398).
  • Wuttke, Dieter: Die Histori Herculis des Nürnberger Humanisten und Freundes der Gebrüder Vischer, Pangratz Bernhaubt gen. Schwenter. Materialien zur Erforschung des deutschen Humanismus um 1500. Köln, Graz 1964, S. 172 f. [Abdruck der Reihe II, Bl. 249r/v]
Anschrift Öffentliche Bibliothek
Universität Basel
Schönbeinstrasse 18-20
CH-4056 Basel
 Bearbeiter Kathrin Wenzel (18.04.2010); erneut durchges. U. Seelbach (20.3.2014)

 

Transkription

I. Reihe

<89r Kopf>
[Sprüche ohne Autoritäten-Zuweisung:]

Anuec<h>tu(n)g <? s. Nr. 7> <gestr.: súnder pin> in vil sunder pin
Der strit mu+oß hie vff erden sin.

Tu+ont dem bo+esen widerstant
So nocht u+.ch dz vatter lant.

Die welt fu+ert eyn betrogen schin
Si tribt die zit mitt schaden hin.

Die welt die gibt vil argen lon.
Gedechtniß mitt dem glocken ton.

Maria hi(m)melsche ku+,ngin.
Erlúcht hercz mu+ot vnd v+,nß<er> sinn.
Won vn+,s zu+o allen ziten bi
Vnd mach vn+,s all(er) su+,nde(n) fri.

Wer getouft ist vnd in rechte(m) gloube(n) stat.
Wer gott vn(d) sine(n) nechste(n) lieb hat
Vnd hie durch gott gedultenklich lidet pin.
Der wirt behalten vnd <gestr.: ewe> ewencklich bi gott sin


<89r rechter Rand>

(1) Magn(us) albert(us) <alle Autoritätennamen in Umrandung>
Wen(n) d(er) mo+ensch recht bedecht wer er wer
od(er) wa(n)ne(n) er ko(m)me(n) wer
vnd wz er wirt werden.
Der wurd <gestr. nie> niem(er) fro vff dieser erden.

(2) Augustin(us)
Es ist vff erden kein erschrockner ding.
den(n) dz sich der mo+ensch wigt also ring.
dz er nitt von sinem vnrechten leben lot.
Vnd er so gar in eine(m) vnsicheren leben stot.

(3) Gregori(us)
Su+och zu(m) ersten dz rich gottes teglich.
ie du dich anders v(er)t vnderwindst.
vnd ho+er ouch do bi meß ob du macht.
wiltu den(n) betten so tu+o es mitt andacht.

(4) Chrisostom(us)
Mo+ensch los dir vff erden nu+.t so lieb sin.
Dz du vergessest gottes des herre(n) din.
Betracht teglich sin marter vnd lide(n).
so wil er dich ewe(n)cklich nitt v(er)miden.

(5) Aristotiles
Mo+ensch du solt gott da(n)ke(n) fro+ey vnd spat
Dz er dich noch im(e) geschaffen hat.
Danck im(e) ouch in rechter begird.
aller gu+otheit die er hett verlichen dir.

<unterer Rand>

(6) Beda
Wen(n) du vf stost <gestr. vn> od(er) nid(er) gast.
Wen(n) du essen wilt od(er) gessen hast.
So sag <gestr. lob> lob vnd da(n)k dine(m) herren.
Vermagst du es den(n). so gib din almu+osen gern.

(7) Bonaventura
Mo+ensch wiltu ewe(n)kliche(n) wone(n) bi gott.
So fo+ercht in(e) vn(d) halt sin gebott.
Wiltu den(n) bo+eß <gestr. anuectu(n)g vberwinde(n)> anuechtu(n)g v+,berwinde(n)
So mid todsùnd vnd loß dich selte(n) mu+essig vinden

(8) Seneca
Wer noch d(er) wollust vnd ere stelt.
vn(d) wem(e) es wol noch sine(m) sinne get.
Der ist on alle(n) zwifel wol gewiß.
Dz er ku(m)pt in ewige verda(m)nis.

<89v am oberen Rand>

(9) Paul(us)
Wiltu gott dienen so mu+ost du die welt lon.
dan(n) nieman zweien herren gedienen kan.
die(n)st du d(er) welt so misdienstu gott.
dienst du ab(er) gott so ku(m)stu nitt i(n) ewig not

(10) Hieronim(us)
Mo+ensch su+.nd nitt vff gottes erbarmherczikeit.
Los dir dines nechsten tru+ebsal sin leid
Betracht dz zerge(n)cklich leben in disem ellend
vnd spar din gu+ot <gestr. b...> werck nitt bis an din end.

(11) Ambrosi(us)
Es ward d(er) sùnd(er) nie so groß.
hatt er rùwen vn(d) sind im(e) sin sùnd leid.
so wil im(e) gott dz barmhercze(n)klich vergeben.
tu+ot er es anders zu+o recht(er) zit dz merk eben.

<89v linker Rand>

(12) Boeti(us)
d(er) meist(er) hatt gesprochen.
Es blibt kein vbel vngerochen.
So blibt ouch kein gu+ot werk vngelont.
wol dem(e) d(er) gottes in allen dingen schont.

(13) Jsidor(us)
Wor an nitt vil ist gelegen
Dz verschwig vnd loß vnder wegen
Vn(d) wart dem(e) dz noturftiger ist
Vnd des du von not <gestr. vnderwegen> vnd eren wegen verbu(n)den bist.

(14) Frydank
Wilt du sin mitt <gestr. ru+o> ru+ow vn(d) gemach
So red lùczel vnd verantwert nitt all sach.
Verschwig. v+,bersich vn(d) gib dine(n) o+ebren beuor.
vnd wo bo+ese geselschaft sy do hu+et dich vor.

(15) Ypocras
Mitt dine(n) dingen so+elt du nitt <gestr. Wort> vil wunders triben.
Tu+o hu+.bschlich vn(d) loß es by eine(m) gelichen beliben.
Spar fu+.r dich vn(d) wird nitt zu+o vnnùcz on.
wen(n) wer vast gittet <lies giltet> der mag nitt la(n)g beston.


II. Reihe

<249r/v>

(1) Frygedang
Hett súnde nit súnde nam(m)e(n)
Doch wolt ich mich d(er) súnde(n) scha(m)me(n)

(2) Aristotiles
fu+er war ich ùch kunde
dz schande ist dz ist sunde

(3) Moyses
Wer gu+otes weis vnd arges tu+ot
Der súndet mit bedochtem mu+ot

(4) Hiero(n)i(m)us
Horte ied(er)man die worheit gerne
So were ma(n) súnde(n) vil enberen

(5) Osee
Wer do stellet noch gerechtikeit
Der hett de(n) vngerechte(n) wid(er)seit

[Bl. 249v am oberen und linken Rand]

(6) Ezechias
Manig(er) weiß des rechte(n) vil
der dz recht nit wisse(n) wil

(7) Amos
Gerechtikeit ist hie ein hort
vnd bri(n)get vns ewige fro+eide dort

(8) Abagug
Es kan vnd mag nit anders sin
wer hie sùndet der lidet do+ert pin

(9) Dauid
Der eine(n) hielt dor noch er de+ate
Meng(er) blibe an den ere(n) stete

(10) Helyas
fùr richtu+ome vnd alles gu+ot
jst ein hort der do recht du+ot

(11) Joachim
Wer gu+ot hat d(er) hat ere
Niemant froget fùrbas mere