Die Fiktion einer gemeinsamen Sprache Marcus Kracht, Linguistik Kolloquium Bielefeld In der Linguistik reden wir gerne vom "Deutschen", "Englischen" oder dem "Spätlatein". Aber ist die Vorstellung einer Gemeinsprache gerechtfertigt? Aus theoretischer Sicht ist die Vorstellung, dass wir gar nicht dieselbe Sprache sprechen, höchst ärgerlich: wenn wir noch nicht einmal garantieren können, dass wir dieselbe Sprache sprechen, dann ist Kommunikation im Grunde genommen unmöglich. Ähnlich ergeht es der Idee des Sprachrelativismus. Deswegen ist diese Idee in der Sprachphilosophie auch nicht sehr beliebt (unter anderem Creswell und Glanzberg haben dagegen argumentiert). Leider kommt man nicht umhin anzuerkennen, dass Gemeinsprachen reine Fiktionen sind. Denn Sprache muss erst einmal gelernt werden, und dies kann nur unvollständig geschehen. Sprache ist sowohl das Medium der Kommunikation wie auch ihr Endpunkt. Ausgehend von diesem Dilemma versuche ich, ein etwas genaueres Bild der sprachlichen Kommunikation zu entwerfen.