Achtes Kapitel
Rechts von mir, auf einem Balkon des ersten Stockwerks, so nahe, dass ich sie fast mit der Hand erreichen konnte, erblickte ich,
vom Mondlicht taghell erleuchtet, drei über das Geländer vorgebeugte, lautlos lauschende Gestalten.
Dass der König mit seinem Gefolge auf einem Balkon den Beginn des Überfalls auf die Hugenotten erwartet habe, steht in
einem der zeitgenössischen Berichte und findet sich von etlichen historischen Darstellungen übernommen.
In J. Michelets "Histoire de France" (S. 437) wird aus einer Erinnerung König Heinrichs III. das Folgende zitiert
(der König spricht von sich als Herzog von Anjou, der er 1772 noch war, und teilweise in der 'wir'-Form):
Wir begaben uns, schreibt der Herzog von Anjou, zum Tor des Louvre neben dem Ballspielsaal in ein Zimmer, das auf den unteren
Hof schaut, um den Beginn der nächtlichen Aktion zu sehen. Wir waren noch nicht lange dort und
bedachten die Ereignisse und die Folgen einer so gewaltigen Unternehmung (an die wir, offen gesagt, bis dahin wenig gedacht hatten),
als wir einen Pistolenschuss vernahmen. Ich weiß nicht, wo genau, und auch nicht, ob er jemanden verletzte; aber ich weiß,
dass dieses Krachen tief in unseren Geist drang, dass es unsere Sinne und unseren Verstand berührte, die ergriffen wurden von
Schrecken und Furcht vor den Unruhen, die ausbrechen würden. Um dem zu begegnen, schickten wir sofort und in höchster
Eile einen Edelmann zu M. de Guise, um ihm zu sagen und ausdrücklich zu befehlen, sich in seine Gemächer zurückzuziehen
und sich wohl zu hüten, etwas gegen den Admiral zu unternehmen; dieser einzige Befehl würde allem Übrigen Einhalt
gebieten. Doch bald danach kam der Edelmann zurück und teilte uns mit, M. de Guise habe geantwortet, dass der Befehl zu
spät gekommen und der Admiral tot sei.
(Übersetzt von Ulrich Krafft)
Dass der Herzog von Anjou als König Heinrich III. die Mitverantwortung für das Gemetzel der Bartholomäusnacht von
sich wies, ist nicht weiter verwunderlich.