Fünftes Kapitel
"Da steht unter den tapfersten meiner Leute, mit einem Kreuze bezeichnet, der Name Sadow, mir dünkt, es war ein Deutscher.
Sollte dieser Name mit dem Eurigen derselbe sein?"
Eine ähnliche Szene gibt es bei Merimée. Als sich Bernhard von Mergy hier erstmals Coligny vorstellt (S. 69f.), vollzieht sich seine Aufnahme
folgendermaßen:
Er [Coligny] warf einen schnellen Blick auf die Wappen des Siegels. - "Das kommt von meinem alten Kameraden, dem Baron v.
Mergy!" sagte er, "und Ihr gleicht ihm so sehr, junger Mann, daß Ihr sein Sohn seyn müsset?"
"Hoher Herr, mein Vater hätte gewünscht, daß sein Alter ihm erlaubte, selbst zu kommen und Euch seine
Hochachtung zu erweisen."
"Meine Herren", sagte Coligny, nachdem er den Brief gelesen, zu seiner Umgebung gewendet, "ich stelle Euch den
Sohn des Baron v. Mergy vor, der mehr als zweihundert Stunden gemacht hat, um einer der Unsrigen zu werden. ... Meine Herren, ich bitte
um Eure Freundschaft für diesen Jüngling: Ihr alle heget hohe Achtung für seinen Vater."
Und augenblicklich empfieng Mergy zwanzig Begrüßungen und ebensoviele Dienstanbietungen.
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Was mir der Admiral übergeben hatte, war ein Memorandum, das er an den Prinzen von Oranien richtete.
Über die Gründe für Colignys Memorandum heißt es in J. Michelets "Histoire de France" (1859), Bd. IX, S. 380 :
Frankreich bot sich die beste Gelegenheit seit zweihundert Jahren. Die Niederlande öffneten sich. Der Herzog von
Alba befand sich in einer furchtbaren Lage; er war auf einmütigen und unbesiegbaren Widerstand gestoßen, nicht mehr
von Protestanten, sondern von Katholiken. Er wurde aufs Niederträchtigste von seinem König im Stich gelassen, der nun
vor den Flamen den Guten und Sanften abgab, und hatte kaum mehr die Kraft, seine Verzweiflung zu verbergen. Darüber verlor er
fast den Verstand und wandte sich an Hellseher. "Er schien dem Tode nahe."
(Übersetzt von Ulrich Krafft)
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... öffnete mir dieser ein Kabinett mit den Worten: "Dies ist das Studierzimmer des Königs."
Da herrschte eine gräuliche Unordnung. Der Boden war mit Notenheften und aufgeblätterten Büchern bestreut.
Das Zimmer und auch das Verhalten des Königs werden von Merimée ähnlich beschrieben. Dort ist es
Bernhard von Mergys Bruder Georg, der mit dem König zu tun hat (S. 147f.):
Der Kapitän [Georg] blieb in ehrerbietiger Haltung sechs Schritte von dem Tisch aufrecht stehen und hatte Muße,
seine Blicke in dem Zimmer umhergehen zu lassen und die Verzierung desselben im Einzelnen zu beobachten.
DasGeräthe war ziemlich einfach, und der Schmuck bestand höchstens in Jagdgeräthen, welche ohne Ordnung an
der Mauer hiengen. Ein ziemlich gutes Gemälde der heiligen Jungfrau nebst einem großen Buchsbaumzweig darüber war
zwischen einer langen Arkebuse und einem Jagdhorn angebracht. Den Schreibtisch des Monarchen bedeckten Papiere und Bücher. Auf
dem Fußboden lagen ein Rosenkranz und ein kleines Horenbuch vermischt mit Netzen und schellenbehangenen Falkenhauben.
Ein großes Windspiel schlief auf einem Kissen daneben.
Mit einemmal warf der König in wüthender Aufregung und einem derben Fluch zwischen den Zähnen seine Feder auf den Boden.
Gesenkten Kopfs durchlief er zwei- bis dreimal in ungleichem Schritt die ganze Länge des Kabinetts. Dann plötzlich vor dem Kapitän stille
haltend, warf er auf ihn einen Blick starren Erstaunens, gleich ob er ihn zum erstenmal bemerke.
"Ah! Ihr seyd es?" sagte er, einen Schritt zurücktretend.
Die Unaufmerksamkeit des Königs setzt sich noch eine Zeitlang fort, bis sich herausstellt, dass ihm zu einem Vers das passende
Reimwort nicht einfällt.
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"Er bläst herzzerreißend", erwiderte dieser, ... " wenn er nicht ... vor dem Amboss steht und schmiedet,
dass die Funken stieben. Jetzt aber ruhen Waldhorn und Hammer. Er ist mit dem jungen Chateauguyon eine Wette eingegangen, welchem
von ihnen es zuerst gelinge, den Fuß im Munde das Zimmer auf und nieder zu hüpfen."
Bei Michelet (Bd. IX, S. 369) wird sowohl über des Königs Schmiedearbeit am Amboss wie über seine Wette mit einem
Höfling berichtet, wer es zuerst schaffe, seinen eigenen Fuß zu küssen.