Siebentes Kapitel
Die Hochzeit des Königs von Navarra mit Karls reizender, aber leichtfertiger Schwester erweiterte die Kluft zwischen
den beiden Parteien ...
Eher beiläufig teilt der Erzähler hier das Ereignis mit, das zur Ermordung zahlreicher hugenottischer Führer in einer
einzigen Nacht überhaupt erst die Möglichkeit bot: ihre Anwesenheit bei der Hochzeit des Hugenotten Heinrich von Navarra,
des späteren Königs Heinrich IV. (geboren 1553, König von 1594 bis 1610), mit der Tochter Katharinas von Medici, Margarete
von Valois (1553-1615). Diese Hochzeit - bald 'Bluthochzeit' genannt - hätte eigentlich eine Annäherung der feindlichen Konfessionen
bedeuten können, wurde jedoch von Katharina von Medici benutzt, mit der gesamten hugenottischen Partei abzurechnen. Drei Tage nach
den Hochzeitsfeierlichkeiten, die bis zum 21. August dauerten, kam es in der Nacht zum 24. August 1572 zu dem größten
organisierten Massenmord, den Frankreich bis dahin erlebt hatte.
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Heinrich von Navarra
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Heinrich wurde nach der Bartholomäusnacht im Louvre gefangen gesetzt, führte nach seiner Flucht 17 Jahre lang die
Hugenotten in Kriegszügen gegen das Königshaus an und wurde 1594 selber König, nachdem er zuvor -
"Paris ist eine Messe wert" - zum Katholizismus übergetreten war. Als Heinrich IV. erließ er das 'Edikt von Nantes',
das Frankreich für ein Jahrhundert religiöse Toleranz sicherte, wurde jedoch 1610 von einem gedungenen Attentäter erstochen.
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Margarete von Valois
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Margarete von Valois, der man mehrere Verhältnisse vor ihrer Ehe nachsagte, blieb kinderlos und lebte bald von ihrem Mann getrennt.
Gleichwohl wurde sie an seiner Seite Königin von Frankreich und die Ehe erst 1599 geschieden. Heinrich heiratete noch einmal eine
Frau aus dem Hause Medici, die ihm 1601 (nach seinen zahlreichen illegitimen Kindern) einen legitimen Sohn schenkte, der ihm als Ludwig XIII.
auf dem Thron nachfolgte.
Kurz vorher war Jeanne d'Albret, die wegen ihres persönlichen Wertes von den Hugenotten hochverehrte Mutter des Navarresen,
plötzlich gestorben.
Jeanne d'Albret (1528-1572) hatte im Frühjahr 1572 die Verhandlungen über die Hochzeit ihres Sohnes mit der Tochter
Katharinas von Medici geführt und durchgesetzt, dass die Trauung vor der
Kirche von Notre Dame und nicht in ihr stattfand, damit dem Protestanten Heinrich nicht die Teilnahme an einer katholischen Messe aufgezwungen
würde. Als sie zwei Monate nach Abschluss des Ehevertrages am 9. Juni 1772 in Paris plötzlich starb, vermuteten viele einen Racheakt
Katharinas, zumal Jeanne d'Albret auch immer wieder ihren Abscheu vor der Sittenlosigkeit des Pariser Hoflebens zu erkennen gegeben hatte.
Die Hochzeit fand aber wie vorgesehen am 18. August 1772 statt.
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Jeanne d'Albret
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Damit meinte er spanische Fahnen, aber das Wort wurde falsch gedeutet.
Die Katholiken deuteten den Ausspruch so (den Coligny tatsächlich getan hat), als habe er die Fahnen der katholischen Seite,
d.h. königliche Fahnen gemeint.
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"Wisst Ihr schon, Herr Hauptmann", jammerte er, "dass der Admiral gestern meuchlerisch verwundet worden ist, als er aus dem Louvre
nach seinem Palaste zurückkehrte?"
Das Attentat auf Coligny am 21. August 1772, bei dem ein Schuss ihm Arme und Hände verletzte, ging auch auf
Katharina von Medici zurück, die diesen auf einen Krieg mit Spanien drängenden Berater ihres Sohnes - des Königs -
ausschalten wollte. Sie befürchtete, dass Frankreich einem solchen Krieg nicht gewachsen sein könnte und die weitere
Stärkung der Hugenotten das Königtum überhaupt in Gefahr bringen würde.
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Das Attentat auf Coligny
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... den ich in lebhaftem Gespräche mit einer merkwürdigen Persönlichkeit fand, einem Manne in mittleren Jahren,
... der den St. Michaelsorden trug.
Der dann auch namentlich genannte Mann ist der berühmte Moralist und Schriftsteller Michel de Montaigne (1533-1592), der
sich allerdings 1572 nicht in Paris aufhielt, sondern zurückgezogen auf seinem Schloss bei Bordeaux lebte. Den
St.-Michaels-Orden, Abzeichen eines königlichen Ritterordens, hatte er für seine Verwaltungsarbeit in Bordeaux 1771 durch
Karl IX. erhalten. Seine ab 1580 verfassten "Essays" wurden Weltliteratur.
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Michel de Montaigne
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Der Montaigne in den Mund gelegte Vorwurf an die Hugenotten, dass sie schon durch ihr Auftreten die katholische Mehrheit provozierten, ist einem
seiner Essays entnommen (siehe unter
QUELLEN). Insgesamt war Montaignes Haltung den Hugenotten gegenüber
sehr viel ablehnender, als es in Meyers Darstellung erscheint.
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"Eben kam ich vorüber, als der Herzog Heinrich vor seinem Palaste abstieg und den umstehenden Bürgern die Hände
schüttelte ..."
Herzog Heinrich ist Heinrich I. von Guise (1550-1588), einer der mächtigen 'Guisen', die die katholische Partei gegen die Hugenotten
anführten.