Fünftes Kapitel
Was mir der Admiral übergeben hatte, war ein Memorandum, das er an den Prinzen von Oranien richtete.
Wilhelm von Oranien (1533-1584) führte den Unabhängigkeitskampf der Niederländer gegen die Spanier an und wurde
von Coligny in dem genannten Memorandum zur Vereinigung seiner Truppen mit denen der Hugenotten aufgefordert. Die Bartholomäusnacht ließ es
zu dieser Vereinigung nicht kommen, sodass sein Feldzug gegen Alba Ende 1772 scheiterte. 1779 vereinigte Wilhelm von Oranien die holländischen
Provinzen in der Union zu Utrecht und legte damit den Grundstein zu einem unabhängigen niederländischen Staat. 1783 heiratete er in vierter Ehe
(die Frauen davor waren gestorben) Colignys Tochter Luise (1555-1620), wurde ein Jahr später aber auf eine Anstiftung des spanischen
Königs hin ermordet.
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Ehe dieser Zeit hatte, sich von seinem Sitze zu erheben, trat ein sehr junger Mann von schlanker, kränklicher Gestalt heftig
erregt ins Gemach ...
Karl IX. (1550-1574), der zweitälteste Sohn von Katharina von Medici, wurde 1560 unter der Vormundschaft seiner Mutter der
designierte König und versuchte sich unter Colignys Führung aus ihrem Einfluss zu lösen. Die Bartholomäusnacht
lief praktisch auf seine Entmündigung durch die Mutter hinaus. Er war kränklich und starb 1574 an Schwindsucht.
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Karl IX.
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"Bei den Eingeweiden des Teufels! Wir erklären seiner katholischen Majestät nächstens den Krieg!"
Katholische Majestät war der Titel des Königs von Spanien, in dieser Zeit Philipp II. (1527-1598).
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"... als wir beide in meinem Kabinett Rat hielten, da raschelte es hinter der Tapete. Ich zog den Degen, wisst Ihr? und durchstach
sie zweimal, dreimal! ... und wer trat darunter hervor? Mein lieber Bruder, der Herzog von Anjou ... "
Tapete = hier ein Vorhang, der als Raumteiler benutzt wird. Von Katharina von Medici wird berichtet, dass sie Karls jüngeren Bruder
ihm gegenüber offen bevorzugte.
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"... ich will Euch das Louvre zeigen. Ich wohne dort, da meine Compagnie die Wache der innern Gemächer hat."
das Louvre = heute 'der' Louvre.
meine Compagnie = So wie bis heute im Vatikan eine Schweizer Garde den Wachdienst versieht, gab es damals an etlichen Höfen
Schweizer Wachmannschaften. Da die Schweiz selbst keine Armee hatte, bot sich jungen Schweizern auch immer der Militärdienst im
Ausland als Berufsmöglichkeit an.
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"... dort kommt Graf Guiche, der berüchtigte Damenfänger und der größte
Raufer vom Hofe, und neben ihm - wahrhaftig - das ist Lignerolles! ... "
Graf Guiche = hier eine nicht historische Person.
Lignerolles = in Meyers Quellen der Name eines Vertrauten des Herzogs von Anjou, der dessen Intrigen an Karl IX. verriet
und deshalb durch gedungene Mörder umgebracht werden sollte.