Drittes Kapitel
Plötzlich fuhr ein blendender und krachender Blitzstrahl wenige Schritte vor mir in die Erde. Der Falbe stieg, drehte sich und
jagte in wilden Sprüngen gegen das Dorf zurück ...
Der Blitz schlägt wie ein Gottesbefehl vor Schadau ein, so dass er, selbst wenn er wollte, den Weg nach Melun nicht fortsetzen kann. So
muss er Gasparde wie Boccard kennenlernen, und
selbst Boccard nennt es später eine glückliche Fügung, dass den Reiter "Blitz und Donner in die drei Lilien zurückjagten, sonst
wären wir uns fremd geblieben" (siehe
5. KAPITEL).
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Während Boccard seine innere Genugtuung zu verbergen suchte, musterte ich eilig meine Gegengründe; aber ich wusste
in diesem Augenblicke nichts Triftiges zu antworten ...
Es kann offen bleiben, ob Meyer selbst diesem logischen Dilemma gegenüber nicht weiter weiß - von einem der 'vielen Zeichen für seine
Unklarheit in Weltanschauungsfragen' spricht Zäch -
oder ob nur Schadau hier nichts mehr einfällt. Tatsache ist, dass auch die theologisch-dogmatische Diskussion für diesen Widerspruch nie zu
einem logisch befriedigenden Schluss gekommen ist. Für Schadau aber bedeutet das Verstummen an dieser Stelle, zumal er sich auch
nachträglich seiner Argumente nicht vergewissert, dass er nicht mit letzter Bestimmtheit an die Prädestination glaubt.
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Mit diesen Worten zog er eine seidene Schnur, die er um den Hals trug und an der ein Medaillon hing, aus dem Wams hervor
und küsste es mit Inbrunst.
Für den calvinistisch erzogenen Schadau sollte das Tragen eines solchen Medaillons der reine Götzendienst sein und ihm den Verkehr
mit Boccard unmöglich machen. Stattdessen jedoch reicht er ihm die Hand - ein weiteres Zeichen dafür, dass von religiöser Intoleranz
bei ihm - und ebenso bei Boccard - nicht die Rede sein kann.
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Während ich diese Worte sprach, begann Fräulein Gasparde zu meinem Erstaunen erst leise zu erröten, ... bis sie mit Rot
wie übergossen war.
Gasparde kann das Lob der Tugend Dandelots nur mit großer Verlegenheit anhören, weiß sie doch, was Schadau
erst in Paris erfahren wird, dass sie das Kind aus einer außerehelichen Beziehung dieses Mannes ist
(siehe
4. Kapitel).