In seinem an Caspar David Friedrich erinnernden Bild fasst Otto Ubbelohde die Situation des heimkehrenden Friedrich Mergel eindrucksvoll
zusammen: der sich stützende Mann, das Kruzifix als Symbol christlicher Reue und das verschneit liegende Dorf, auf das er sich zubewegt. In
der Zeichnung von Rudolf André kommt das weniger gut zum Ausdruck. Die Lichter in den Fenstern lassen den Knienden eher wie
einen Verbannten aussehen, und gebrechlich sieht er auch nicht aus. Noch verkehrter allerdings macht Erika Müller-Pöhl ihn
fast zu einem Racheengel.
Der Besuch beim Gutsherren in der Zeichnung von Sigrid Schloemp zeigt Friedrich Mergel ebenfalls viel zu aufrecht, wohingegen in der
Zeichnung von Hugo Feldtmann das Zerstörte seines Wesens einigermaßen richtig zum Ausdruck kommt. Unter den
Schlussbildern ist das von Lange-Brock zwar nicht das effektvollste, aber das einzige, das den Erhängten zusammen mit der Inschrift an der
Buche zeigt. Aus allen Bildern hintereinander sollte so eine komplette Inhaltsangabe der 'Judenbuche' abzuleiten sein.
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Zeichnung von Otto Ubbelohde (1907)
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Zeichnung von Rudolf André (1913)
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Zeichnung von Erika Müller-Pöhl (1978)
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Zeichnung von Sigrid Schloemp (1958)
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Zeichnung von Hugo Feldtmann (1946)
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Zeichnung von August Lange-Brock (1948)
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1980 wurde die 'Judenbuche' im Auftrag des Bayrischen Rundfunks verfilmt. Regie führte - nach eigenem Drehbuch - Rainer Horbelt (1944-2001), ein
durch zahlreiche Fernseharbeiten und eigene Veröffentlichungen ausgewiesener Autor. Der Film nimmt sich der Novelle sehr genau und sehr
sorgfältig an, genau in der Wiedergabe der Handlung und sorgfältig besonders in der Ausstattung. In Zusammenarbeit mit Landesmuseen,
Vereinen für Brauchtumspflege, historischen Bauernhöfen usw. ist ein Film entstanden, der hinsichtlich des Kolorits nichts zu wünschen
übrig lässt. Selbst wie man Brot gebacken hat und oder wie es um die Rechte der Juden bestellt war, wird gezeigt bzw. dargelegt, manches
wirkt wie eine Dokumentation zum westfälischen Landleben im 18. Jahrhundert.
Darin liegt allerdings auch ein Problem. Die Kriminalgeschichte wird über diese teilweise auch bedrückende Milieuschilderung fast zur Nebensache,
zumal sie sowieso von vornherein durchschaubar angelegt ist. Von Geheimnis oder gar von Spuk keine Spur, alles ist sozial verursacht. Für
zusätzlichen Abstand sorgt die Einbettung der Handlung in ein Rahmengeschehen, in dem Annette von Droste-Hülshoff dem sie im Rüschhaus
besuchenden Levin Schücking (siehe unter ENTSTEHUNG) die Novelle vorliest und auch über ihre
dichterischen Absichten mit ihm spricht.
Alles in allem zeigt sich, dass die Handlung der 'Judenbuche' dem Regisseur nicht ausgereicht hat und wohl wirklich für einen Film von üblicher
Länge nicht ausreicht. Dann wäre es allerdings besser gewesen, die Geschichte kurz zu halten, anstatt sie - wie hier - über 1¾
Stunden zu dehnen und Langeweile zu erzeugen.
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Annette von Droste-Hülshoff als Vorleserin (Christiane Lemm, geboren 1953)
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Der junge Friedrich Mergel
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Barbara Morawiecz (geboren 1938) als Friedrichs Mutter Margaret Mergel
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Der junge Johannes Niemand
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Eberhard Feik (1943-1994) als Simon Semmler
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Roland Teubner als Friedrich Mergel
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Joachim Tennstedt (geboren 1950) als Johannes Niemand
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Diether Krebs (1947-2000) als Förster Brandis
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Franz Lichtenhahn (geboren 1932) als Dorfschulze Kapp
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Harry Raymon (geboren 1926) als Jude Aaron mit dem zahlungsunfähigen Friedrich
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Die Juden an der Buche
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Die Inschrift an der Buche (zwischen den älteren Gravuren von Liebespaaren kaum zu erkennen)
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Franz Rudnick (1931-2005) als Freiherr von Haxthausen
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Der heimgekehrte Friedrich Mergel
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