
Die Abläufe von Duellen, wie hier eins stattfindet, waren streng
geregelt, da nur bei einem regelgerechten Ablauf gewährleistet war, dass es
in der Folge nicht zu einem Strafverfahren wegen Mordes oder Mordversuches kam.
Über die Einhaltung der Regeln wachten die bestellten Sekundanten. Sie vereinbarten
die Form des Duells, bestimmten den Platz, beaufsichtigten die Durchführung und hielten das
Ergebnis in einem Protokoll fest. Für den Fall einer Regelverletzung verpflichteten
sie sich, den Regelverletzer unter Umständen wegen Mordes vor Gericht zu bringen.
Das hier stattfindende Duell ist ein Pistolenduell mit Vorrücken
(im Unterschied zu Duellen mit festem Standort). Die Gegner stellten sich in diesem Falle
35 bis 40 Schritte voneinander auf (der Schritt wurde zu 75 Zentimeter gerechnet),
erhielten die für einen einzigen Schuss präparierte Waffe und nahmen auf das
Kommando "Vorwärts!", gegeben von einem der Sekundanten, den Kampf auf. Zunächst
musste der Hahn gespannt und die Waffe mit dem Lauf nach oben in Anschlag gebracht werden.
Dann setzte man sich auf einer geraden Linie aufeinander zu in Bewegung, wobei das Tempo
und der Schießzeitpunkt frei zu wählen waren. Für den Schuss musste man
stehen bleiben, man durfte aber auch stehen bleiben ohne zu schießen und konnte
nach Belieben das Vorrücken wieder aufnehmen.
Vorgerückt werden durfte aber höchstens bis zu einer markierten Stelle,
der Barriere, die von der Barriere des Gegners einen Mindestabstand von 15 Schritten
haben sollte. Wenn es für das hier geschilderte Duell heißt, dass man "auf zehn Schritt
Distance" feuern sollte, so entspricht das mithin nicht mehr der Vorschrift, weil es eine
geradezu mörderisch geringe Distanz ist. Aber es mag sein, dass das Ardenne-Duell
tatsächlich so ablief. Die Zeitungsberichte sprechen von einem Pistolenduell 'unter
sehr schweren Bedingungen', und da Fontane auch über Details informiert war (Näheres
siehe unter ENTSTEHUNG), wusste er auch die Distanz vielleicht genau.
War der erste Schuss gefallen, musste der Gegner, sofern er dazu noch in der Lage
war, binnen einer Minute - die Sekunden wurden angesagt - ebenfalls schießen. Dafür
konnte er bis auf die geringste Distanz, also bis zu seiner Barriere, vorrücken,
während der andere unbeweglich auf dem Platz, von dem aus er geschossen hatte, stehen
bleiben musste. Der zuerst Schießende hatte also den Vorteil, den Gegner niederstrecken
zu können, bevor dieser zum Schuss kam, aber den umso größeren Nachteil,
diesem ein festes Ziel zu bieten, wenn er ihn verfehlte oder nur leicht verletzte. -
Innstetten und Crampas indessen schießen beinahe gleichzeitig, und da Crampas
nicht trifft, ist das Duell entschieden.

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Die Aufstellung beim Pistolenduell mit Vorücken - hier haben
die Schützen die jeweilige Barriere schon fast erreicht.
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Als Waffen bei solchen Duellen wurden Pistolen benutzt, die noch keine gezogenen, sondern glatte
Läufe hatten, d.h. bei denen der Lauf noch nicht mit einem Schneckenprofil zur genaueren
Führung des Geschosses versehen war. Sie mussten auch noch mit Pulver und Kugel geladen werden
und blieben sowohl in Zielgenauigkeit wie Durchschlagskraft weit hinter den moderneren Patronen-Waffen
zurück. Pro Ladevorgang war deshalb auch nur ein Schuss möglich, und sogar die
Stärke der Ladung konnte Teil der Duell-Vereinbarung sein, wenn man das Risiko einer
tödlichen Verletzung vermindern wollte.

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Ein Satz Perkussions-Pistolen mit Zubehör aus der Zeit um 1840 (Kunstsammlungen
der Veste Coburg).
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Keineswegs war es also der Zweck des Pistolen-Duells, dass einer der
Kontrahenten zu Tode kam. Wegen der geringen Zielgenauigkeit der Waffen blieben
vielmehr oft sogar beide unverletzt, wenn auch natürlich die Todesfolge immer
einkalkuliert war. So war es auch mehr die bewusste Inkaufnahme dieses Risikos,
dass die Debatten um das Duell im 19. Jahrhundert immer wieder auflebten, als
die Zahl der tatsächlichen Opfer. Von 270 Duellen, die in Preußen von 1800 bis
1914 vor zivile Gerichte kamen, hatten lediglich 78 tödlich geendet - eine verschwindend
geringe Zahl verglichen mit der Zahl der Getöteten in anderen persönlichen
Auseinandersetzungen. Nicht erfasst sind dabei allerdings die tödlich verlaufenen Duelle unter
Militärangehörigen, die ja nicht vor zivilen, sondern vor Militärgerichten
verhandelt wurden, aber auch hier werden es nicht mehr als ein paar hundert gewesen sein.
