Kaum aber, daß Roswitha draußen die Thür ins Schloß
gezogen hatte, so riß Effi, weil sie zu ersticken drohte,
ihr Kleid auf und verfiel in ein krampfhaftes Lachen ...
Der Ausbruch Effis gegen die Abrichtung ihres Kindes, gegen die Kleinlichkeit
Innstettens und gegen seinen unmenschlichen Ehrbegriff ist zwar eine im Zorn
gesprochene, aber fraglos auch von Fontane vertretene Anklage. Dabei mag ihm
zumal der Scheidungsfall Ardenne vor Augen gestanden haben, bei dem es ja zu einer
völligen Trennung der beiden Kinder von ihrer Mutter kam. Für Effi müsste man
kritisch einwenden, dass diese Wiederbegegnungs-Szene die erste in dem Roman ist,
die sie überhaupt im Gespräch mit ihrem Kind zeigt, d.h. dass ihre Mutter-Rolle
bis dahin nicht recht sichtbar ist. Mag sein, dass Fontane sie auch aus
diesem Grund so leidenschaftlich reagieren lässt - wahrgenommen hat
man ihren Schmerz als Mutter bis zu diesem Moment nicht. Jede nähere Betrachtung
dieser Szene kann denn auch kaum anders, als nicht etwa in eine Verurteilung Innstettens,
sondern Effis einzumünden, auch wenn dies von Fontane zweifellos nicht beabsichtigt ist.