Gestaltungsmerkmale Zur Übersicht Zur Synopse Zur Einzelebene Druck
Fünfzehntes Kapitel
Sprung zum Absatz 62 des Romantextes
"... Abwechslung ist des Lebens Reiz, eine Wahrheit, die freilich jede glückliche Ehe zu widerlegen scheint." - "Wenn es glückliche Ehen giebt, die meinige ausgenommen ..." und sie reichte Innstetten die Hand.
Nach ihrem Wegzug von Kessin erinnert sich Effi an diese erste private Begegnung mit Crampas mit den Worten: "Das war der erste Tag; da fing es an." (Kap.24, Abs.101). Und in der Tat werden hier von Fontane die ersten Signale einer Annäherung zwischen ihnen gegeben. Ihre Bekundung, dass ihre Ehe - als große Ausnahme - glücklich sei, kann von Crampas kaum anders denn als Beschönigung und somit als Einladung zu einer Werbung aufgefasst werden - denn warum überhaupt macht sie ihr Eheglück ihm gegenüber zum Thema? Im weiteren flirtet sie regelrecht mit ihm und nimmt zuletzt - wie zum Schutz oder zur Rückversicherung - ihr Kind in die Arme und hält es "stolz und glücklich in die Höhe". Da sie sich in der späteren Szene auch daran genau erinnert, ist der Sinn dieser Geste - auch für Crampas - nicht misszuverstehen: 'Gäbe es das Kind nicht', bedeutet sie, 'wer weiß, wozu ich im Stande wäre'.