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Viertes Kapitel
Sprung zum Absatz 60 des Romantextes
"Warum soll ich ihn nicht lieben? Ich liebe Hulda, und ich liebe Bertha, und ich liebe Hertha. Und ich liebe auch den alten Niemeyer. Und daß ich Euch liebe, davon spreche ich gar nicht erst. Ich liebe alle, die's gut mit mir meinen und gütig gegen mich sind und mich verwöhnen. Und Geert wird mich auch wohl verwöhnen. Natürlich auf seine Art. Er will mir ja schon Schmuck schenken in Venedig. Er hat keine Ahnung davon, daß ich mir nichts aus Schmuck mache. Ich klettere lieber und ich schaukle mich lieber, und am liebsten immer in der Furcht, daß es irgendwo reißen oder brechen und ich niederstürzen könnte. Den Kopf wird es ja nicht gleich kosten."
Mit dieser Passage werden zwei für die weitere Handlung wichtige Andeutungen gemacht. Zum einen wird auf Effis geringes Interesse an einer wirklichen Liebe hingewiesen. Wenn sie ihr Verhältnis zu Innstetten mit dem zu Bertha, Hertha und Niemeyer gleichsetzt und überhaupt jeden zu lieben erklärt, der sie 'verwöhnt', so lässt das auf eine ziemliche Gleichgültigkeit Männern gegenüber schließen. Ihr Vater sagt ja auch von ihr (Kap.5, Abs.30), sie gehöre "nicht zu denen, die so recht eigentlich auf Liebe gestellt sind". Zum anderen wird damit auf ihre Neigung hingewiesen, sich bloß aus Nervenkitzel in Gefahr zu begeben. Beides soll im Voraus wohl eine Erklärung für ihr Sich-Einlassen mit Crampas sein, das dann unmittelbar nicht mehr erklärt wird. Auch dort geht es ihr demnach nicht um Liebe, sondern um Lust auf Abwechslung und den Reiz der Gefahr.