"Warum soll ich ihn nicht lieben? Ich liebe Hulda, und ich
liebe Bertha, und ich liebe Hertha. Und ich liebe auch den alten
Niemeyer. Und daß ich Euch liebe, davon spreche ich gar
nicht erst. Ich liebe alle, die's gut mit
mir meinen und gütig gegen mich sind und mich verwöhnen.
Und Geert wird mich auch wohl verwöhnen. Natürlich auf seine Art.
Er will mir ja schon Schmuck schenken in Venedig. Er hat keine Ahnung davon,
daß ich mir nichts aus Schmuck mache. Ich klettere lieber
und ich schaukle mich lieber, und am liebsten immer in der Furcht,
daß es irgendwo reißen oder brechen und ich niederstürzen
könnte. Den Kopf wird es ja nicht gleich kosten."
Mit dieser Passage werden zwei für die weitere Handlung wichtige
Andeutungen gemacht. Zum einen wird auf Effis geringes Interesse an einer
wirklichen Liebe hingewiesen. Wenn sie ihr Verhältnis zu Innstetten mit
dem zu Bertha, Hertha und Niemeyer gleichsetzt und überhaupt
jeden zu lieben erklärt, der sie 'verwöhnt', so lässt das auf
eine ziemliche Gleichgültigkeit Männern gegenüber schließen.
Ihr Vater sagt ja auch von ihr (
Kap.5, Abs.30),
sie gehöre "nicht zu
denen, die so recht eigentlich auf Liebe gestellt sind". Zum anderen wird
damit auf ihre Neigung hingewiesen, sich bloß aus Nervenkitzel in Gefahr zu
begeben. Beides soll im Voraus wohl eine Erklärung für ihr Sich-Einlassen
mit Crampas sein, das dann unmittelbar nicht mehr erklärt wird. Auch dort
geht es ihr demnach nicht um Liebe, sondern um Lust auf Abwechslung und den Reiz der
Gefahr.