
Elisabeth von Ardenne nimmt die Übersiedlung nach Berlin aber weniger als
gesellschaftlichen Aufstieg denn als Zurückverbannung in die Familie wahr.
Festliche Abende wie im kleinen Benrath werden selten, das einzige Erfreuliche sind ihr
die nun wieder möglichen Besuche im Zoo. Noch mehr allerdings leidet an dieser
Übersiedlung Emil Hartwich. Vier Jahre lang hat er sich des ständigen Umgangs
dieser Frau erfreut, in Distanz zwar, aber doch nahe, und beginnt nun zu merken, dass
das sein Lebensinhalt war. "Eine Trennung beeinflusst die Liebe wie der Wind das Feuer",
heißt es bei La Rochefoucault, "ein kleines bläst er aus, ein großes facht
er an". Emil Hartwich wirkt nach dem Wegzug der geliebten Frau auf seine Freunde bald
so verstört, dass sie auf eine aufkommende Gemütskrankheit schließen,
niemand ahnt, dass der Grund dafür diese Trennung ist. In den Briefen, die er nach
Berlin schreibt - immer noch förmlich, immer noch kontrolliert -, drückt er aus,
dass er in seinem Leben keinen Sinn mehr sehe, alles Glück, alle Freude sei daraus
entwichen. Zu Weihnachten schickt sie ihm für ein Landschaftsbild, das er ihr gemalt
hat, etwas Handgearbeitetes für seinen Schreibtisch, und er dankt ihr mit den Worten,
er habe das erste Mal in seinem Leben das stille Glück gefühlt, dass jemand
"in weiter Ferne durch seiner Hände Werk mir eine Freude zu bringen sucht".