- Frank Morawietz, Seminar für Sprachwissenschaft, Universität Tübingen, zum Thema Zwei reguläre Schritte für mich; ein großer für die Menschheit? Zweistufige Ansätze für Grammatikformalismen. Ort: Komplex Golm, Haus 24, R.075. Zeit: Dienstag, 29. Januar '02, 17 Uhr s.t.
Abstract
Linguistischen Baumbanken stellen ein Paradebeispiel nicht-relationaler
semistrukturierter Datenbanken dar. Viele linguistische Phänomene können
in Baumform adäquat annotiert werden. Für sie steht in Form der
Monadischen Logik zweiter Stufe (MSO) eine ebenso ausdrucksstarke wie
entscheibare Abfragesprache zur Verfügung. Andererseits gibt es
linguistische Phänomene wie z.B. die Kreuzabhängigkeiten im
Schweizerdeutschen, die sich nicht kontextfrei beschreiben lassen, und
für die infolgedessen MSO als Abfragesprache nicht ausdrucksstark genug
ist. Damit steht man vor dem Problem, zwischen den Desiderata einer
möglichst großen Ausdrucksstärke und einer adäquaten Berechenbarkeit von
Anfragen einen Mittelweg finden zu müssen.
In diesem Vortrag wird ein zweistufiger Ansatz zur Lösung dieses
Problems vorgeschlagen, der sich bereits mehrfach in der Behandlung
mild-kontextsensitiver Phänomene bewährt hat. Dabei werden die bei
einer durch eine reguläre MSO Anfrage erzielten, nicht-intendierten
Resultate durch eine Anhebung in eine freie Lawvere-Algebra und eine
dort mögliche kontextfreie Kodierung der kontextsensitiven Relationen
gefiltert. Dadurch erhält man die relevanten Resultate. Die so
gefundenen Antwortbäume werden anschließend in einem zweiten Schritt in
die linguistisch relevanten Bäume der Ausgangsbaumbank zurückübersetzt.
Dabei stellt die Verwendung von Automatentechniken in beiden Schritten
sicher, daß die Abfragesprache entscheidbar bleibt.