4.5.1771: "Das bewog
den verstorbenen Grafen von M.. einen Garten auf einem
der Hügel anzulegen, die mit der schönsten
Mannigfaltigkeit sich kreuzen, und die lieblichsten Täler bilden. Der
Garten ist einfach, und man fühlt gleich bei dem Eintritte,
daß nicht ein wissenschaftlicher Gärtner, sondern ein
fühlendes Herz den Plan gezeichnet, das seiner selbst hier
genießen wollte. Schon manche Träne hab ich dem Abgeschiedenen
in dem verfallenen Kabinettchen geweint, das sein Lieblingsplätzchen war und auch meines ist."
10.9.1771: "Albert hatte mir versprochen, gleich nach dem Nachtessen
mit Lotten im Garten zu sein. Ich stand auf der
Terrasse unter den hohen Kastanienbäumen und sah der
Sonne nach, die mir nun zum letztenmal über dem lieblichen
Tale, über dem sanften Fluß unterging. So oft hatte
ich hier gestanden mit ihr und eben dem herrlichen Schauspiele
zugesehen."
"... Erst hast du zwischen den Kastanienbäumen die weite
Aussicht - Ach ich erinnere mich, ich habe dir, denk ich,
schon viel davon geschrieben, wie hohe Buchenwände
einen endlich einschließen, und durch ein daranstoßendes
Boskett die Allee immer düsterer wird, bis zuletzt alles
sich in ein geschlossenes Plätzchen endigt, das alle Schauer
der Einsamkeit umschweben."
"... Sie gingen die Allee hinaus,
ich stand, sah ihnen nach im Mondscheine und warf
mich an die Erde und weinte mich aus und sprang auf und
lief auf die Terrasse hervor und sah noch dort unten im
Schatten der hohen Lindenbäume ihr weißes Kleid nach
der Gartentür schimmern, ich streckte meine Arme aus,
und es verschwand."
{ABSCHIED}: "Nach Tische hieß er den Knaben alles vollends einpacken,
zerriß viele Papiere, ging aus und brachte noch kleine
Schulden in Ordnung. Er kam wieder nach Hause, ging
wieder aus vors Tor, ungeachtet des Regens, in den gräflichen Garten,
schweifte weiter in der Gegend umher und kam mit anbrechender Nacht zurück und schrieb."
|