1. Das Schloss

Die Lage des Schlosses ergibt sich aus mehreren Textstellen. Gleich zu Anfang wird gesagt, dass es an einem Hang oberhalb eines Dorfes liegt, zu dem das Grundstück in Stufen abfällt:

Dieser stieg nun die Terrassen hinunter ... bis er ans Wasser, dann über einen Steg an den Ort kam, wo sich der Pfad nach den neuen Anlagen in zwei Arme teilte. (Kapitel 1, Absatz 8)
Diese Beschreibung wird in einem Gespräch zwischen Eduard und dem Hauptmann so vervollständigt:
»Der Schlossberg verläuft sich in einen vorspringenden Winkel herunter; das Dorf ist ziemlich regelmäßig im Halbzirkel gegenüber gebaut; dazwischen fließt der Bach, gegen dessen Anschwellen sich der eine mit Steinen, der andere mit Pfählen, wieder einer mit Balken und der Nachbar sodann mit Planken verwahren will ... So geht der Weg auch in ungeschickter Bewegung bald herauf, bald herab, bald durchs Wasser, bald über Steine. Wollten die Leute mit Hand anlegen, so würde kein großer Zuschuss nötig sein, um hier eine Mauer im Halbkreis aufzuführen ...« (Kapitel 6, Absatz 23)
Ein Problem ergibt sich, wenn der Gärtner den Blick auf das Schloss von den neuen Anlagen gegenüber so beschreibt:
»... Man hat einen vortrefflichen Anblick: unten das Dorf, ein wenig rechter Hand die Kirche, über deren Turmspitze man fast hinwegsieht, gegenüber das Schloss und die Gärten.« (Kapitel 1, Absatz 3)

Bei der hier entworfenenen Karte liegt die Kirche beim Blick von gegenüber nicht "rechter Hand", sondern eher links vom Dorf, was aber bei Berücksichtigung der anderen Angaben kaum zu vermeiden ist. Der Hinweis wird deshalb übergangen. Will man ihn nicht einfach auf einen Irrtum zurückführen - Goethes oder auch nur des Gärtners -, lassen sich die tatsächlichen Verhältnisse von Drackendorf zur Erklärung heranziehen. Das Dorf liegt nämlich nicht in einem Halbkreis dem Ziegesar'schen Gut gegenüber, sondern mit seinem alten Kern längs des Bachbettes oberhalb von diesem. Von dem Gegenhang aus sieht man den Kirchtum also wirklich rechts neben dem Dorf. Die Halbkreislage talabwärts, etwa an der Stelle des Drackendorfer Parkes, könnte Goethe sich erst später überlegt und bei der Ausformulierung dieser Stelle die anfängliche Richtungsangabe nicht mehr im Blick gehabt haben.

 
2. Kirche mit Kirchhof

Die Kirche liegt von allen Gebäuden des Dorfes dem Schloss am nächsten oder ist von ihm aus am direktesten erreichbar:

Dieser stieg nun die Terrassen hinunter, musterte im Vorbeigehen Gewächshäuser und Treibebeete, bis er ans Wasser, dann über einen Steg an den Ort kam, wo sich der Pfad nach den neuen Anlagen in zwei Arme teilte. Den einen, der über den Kirchhof ziemlich gerade nach der Felswand hinging ... (Kapitel 1, Absatz 8)

Dass die Kirche am Bachlauf nur oberhalb des Dorfkernes liegen kann, ergibt sich aus dessen Anordnung im Halbrund dem Schloss gegenüber. Kirchen hatten ihren Platz regelhaft an einer erhöhten Stelle, schon auch wegen der Kirchhöfe, die nicht im Bereich der Grundwasserlinie liegen durften. Bei einem wassergefährdeten Dorf kommt für eine Kirche also nur das höher gelegene Terrain in Frage, so wie auch in Drackendorf Kirche und Kirchhof abseits des Bachlaufes etwas höher als der Dorfkern liegen.

 
3. Die Mooshütte

Für die Mooshütte ist die Lagebestimmung einfach. Der Gärtner erklärt zu dem Bau Charlottes:

»... Die Mooshütte wird heute fertig, die sie an der Felswand, dem Schlosse gegenüber, gebaut hat ...« (Kapitel 1, Absatz 3)
Die Hütte liegt etwa auf der halben Berghöhe. Beim ersten Besuch des Hauptmanns dort sagt Eduard:
»Lass uns ... den Freund gleich völlig auf die Höhe führen, damit er nicht glaube, dieses beschränkte Tal nur sei unser Erbgut und Aufenthalt; der Blick wird oben freier und die Brust erweitert sich.« (Kapitel 3, Absatz 10)
 
4. Das Haus auf der Höhe

Die Stelle, an der später ein "Lustgebäude" (Kapitel 6, Absatz 35) errichtet wird, kommt schon bei der ersten Geländebesichtigung in den Blick. Sie liegt oberhalb der Mooshütte:

Und so gelangte man denn über Felsen, durch Busch und Gesträuch zur letzten Höhe ... Dorf und Schloss hinterwärts waren nicht mehr zu sehen. In der Tiefe erblickte man ausgebreitete Teiche, drüben bewachsene Hügel, an denen sie sich hinzogen, endlich steile Felsen, welche senkrecht den letzten Wasserspiegel entschieden begrenzten und ihre bedeutenden Formen auf der Oberfläche desselben abbildeten. Dort in der Schlucht, wo ein starker Bach den Teichen zufiel, lag eine Mühle halb versteckt, die mit ihren Umgebungen als ein freundliches Ruheplätzchen erschien. (Kapitel 3, Absatz 12)
Dass man von dieser Stelle Dorf und Schloss nicht mehr, stattdessen aber nach der anderen Seite eine Schlucht mit "einem" starken Bach sieht, trennt ganz eindeutig den Bachlauf zwischen Schloss und Dorf von einem zweiten, der von der Mühle zu den Teichen führt. Dieselbe Lage wird noch einmal von Ottilie beschrieben, wenn sie als Bauplatz die höchste Stelle des Berges gegenüber dem Schloss vorschlägt:
»Ich würde ... das Haus hieher bauen. Man sähe zwar das Schloss nicht, denn es wird von dem Wäldchen bedeckt; aber man befände sich auch dafür wie in einer andern und neuen Welt, indem zugleich das Dorf und alle Wohnungen verborgen wären. Die Aussicht auf die Teiche, nach der Mühle, auf die Höhen, in die Gebirge, nach dem Lande zu ist außerordentlich schön ...« (Kapitel 7, Absatz 22)
Auch als das Haus - mit mindestens einem Obergeschoss - bezogen ist, wird der schöne Ausblick hervorgehoben:
Das Haus selbst war nahezu bewohnbar, die Aussicht, besonders aus den obern Zimmern, höchst mannigfaltig. Je länger man sich umsah, desto mehr Schönes entdeckte man. (Teil 2, Kapitel 10, Absatz 5)
 
5. Die Plätze am Teich

Die drei Teiche, vom Hauptmann zu einem einzigen verbunden, sind nur von dem Sommerhaus auf der Höhe, nicht von dem Schloss aus zu sehen. Schon bei der ersten Wahrnehmung von dort oben fällt der Blick auf eine Baumgruppe "zunächst" des mittleren Teiches, also an dessen dieseitigem Ufer.

Besonders zeichnete zu den Füßen der schauenden Freunde sich eine Masse Pappeln und Platanen zunächst an dem Rande des mittleren Teiches vorteilhaft aus. (Kapitel 3, Absatz 12)
Dieser Stelle gegenüber stehen alte Eichen, bei denen ein Landungsplatz für einen Kahn angelegt wird:
Er war am Ufer des mittelsten Teiches nicht weit von einigen alten Eichbäumen angebunden, auf die man schon bei künftigen Anlagen gerechnet hatte. (Kapitel 12, Absatz 3)
Die Platanen hat Eduard im Jahr der Geburt Ottlies selbst gepflanzt, wie hier und noch mehrmals hervorgehoben wird. Dementsprechend spielen die Uferstellen auch in der Handlung eine markante Rolle. Vor den Eichen wird das Feuerwerk abgebrannt, das sich Eduard und Ottilie allein ansehen, nachdem die Gesellschaft wegen des beinahe ertrunkenenen Knaben auseinandergelaufen ist.
Am mittelsten Teiche vor jenen großen Eichbäumen sollte es abgebrannt werden; gegenüber unter den Platanen sollte die Gesellschaft sich aufhalten ... (Kapitel 14, Absatz 9)
Während Eduards Abwesenheit wird die Stelle zum Lieblingsplatz Ottilies, von dem Haus auf der Höhe gut zu erreichen:
Ottiliens liebster Weg, teils allein, teils mit dem Kinde, ging herunter nach den Platanen auf einem bequemen Fußsteig. (Teil 2, Kapitel 10, Absatz 6)
Schließlich wählt sie nach dem Wiedersehen mit Eduard bei den Eichen für ihre Rückkehr auf die andere Seite den Kahn und das Kind ertrinkt.
Die Platanen sieht sie gegen sich über, nur ein Wasserraum trennt sie von dem Pfade, der sogleich zu dem Gebäude hinaufführt. (Teil 2, Kapitel 13, Absatz 16)

 
6. Die Wassermühle und die geplante Brücke

Der Weg zur Wassermühle in der Schlucht beginnt am Schloss und wird folgendermaßen beschrieben:

Eines Tages leitete sie ihr Spaziergang durch die Schlosspforte des rechten Flügels hinunter nach dem Gasthofe, über die Brücke gegen die Teiche zu, an denen sie hingingen, soweit man gewöhnlich das Wasser verfolgte, dessen Ufer sodann, von einem buschigen Hügel und weiterhin von Felsen eingeschlossen, aufhörte, gangbar zu sein. (Kapitel 7, Absatz 8)
Auch wenn hier nicht gesagt wird, dass schon auf dem Weg zu dem Gasthof ein Bach überquert wird, kann es nicht anders sein. Der Gasthof gehört zum Dorf und liegt an dessen einem Ende (siehe unten bei 8.), kann sich also nicht auf der Schlossseite befinden. Die "Brücke gegen die Teiche zu" muss deshalb eine über den zweiten Bachlauf sein.
Zurück wollte man denselben Weg nicht kehren, und Eduard schlug einen Felspfad auf der andern Seite des Baches vor, auf welchem die Teiche wieder zu Gesicht kamen ... (Kapitel 7, Absatz 15)
Indem man so auf die Höhe des geplanten Sommerhauses zurückgelangt, kommt auch das Tal mit dem Schloss wieder in den Blick:
Sie hatten eine kleine Welt umgangen; sie standen auf dem Platze, wo das neue Gebäude hinkommen sollte, und sahen wieder in die Fenster ihrer Wohnung. (Kapitel 7, Absatz 16)
Hier ist es noch der zunächst gewählte Platz, von dem aus man das Schloss sehen kann. Erst anschließend wird von Ottilie vorgeschlagen, das Haus weiter oben zu errichten. - Beiläufig ergibt sich aus einer Zeitangabe zu diesem Spaziergang auch ein Maßstab für den gesamten Handlungsraum. Der Hauptmann berechnet,
... dass der Weg, zu welchem sie mehrere Stunden gebraucht hatten, wohl gebahnt in einer Stunde zum Schloss zurückführen müsste. Schon legte man in Gedanken unterhalb der Mühle, wo der Bach in die Teiche fließt, eine wegverkürzende und die Landschaft zierende Brücke an ... (Kapitel 7, Absatz 17)
Die vier bis fünf Kilometer, die für den Rundweg somit anzusetzen sind, lassen sich gut auf die Raumverhältnisse im Ganzen übertragen. Zweifellos hat Goethe eine genaue Vorstellung von der geschilderten Landschaft gehabt.

 
7. Das Vorwerk

Bei dem Rückweg von der Mühle kommen die Spaziergänger an dem Vorwerk vorbei, das Eduard zur Finanzierung seiner Landschaftsumgestaltung verkaufen will.

Nun durchstrich man abwechselndes Gehölz und erblickte nach dem Lande zu mancherlei Dörfer, Flecken, Meiereien mit ihren grünen und fruchtbaren Umgebungen; zunächst ein Vorwerk, das an der Höhe mitten im Holze gar vertraulich lag. (Kapitel 7, Absatz 16)
 
8. Der Gasthof und das Haus der "alten Leute"

Als Eduard und der Hauptmann durch das Dorf gehen, werden sie von einem Bettler behelligt. Eduard ist empört, doch der Hauptmann weiß eine Lösung:

»An dem einen Ende des Dorfes liegt das Wirtshaus, an dem andern wohnen ein Paar alte, gute Leute; an beiden Orten musst du eine kleine Geldsumme niederlegen. Nicht der ins Dorf Hereingehende, sondern der Hinausgehende erhält etwas; und da die beiden Häuser zugleich an den Wegen stehen, die auf das Schloss führen, so wird auch alles, was sich hinaufwenden wollte, an die beiden Stellen gewiesen.« (Kapitel 6, Absatz 29)
Die Lage des Gasthofes zu den Teichen hin geht auch daraus hervor, dass man auf dem Weg dorthin an diesem vorbeikommt (siehe oben unter 6.).