Achtes Kapitel
»... Sogar größere Städte tragen jetzt ihre Wälle ab, die Gräben selbst fürstlicher Schlösser werden ausgefüllt ...«
Das Abtragen der Stadtwälle setzte in größerem Umfang erst nach dem Wiener Kongress (1815) während der ersten längeren europäischen Friedensperiode ein. Eine Ausnahme machte Dresden. Sachsen schloss nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstädt mit Napoleon Frieden, weshalb Dresden bereits 1809 mit der Beseitigung der Befestigungen begann. Beobachtet hatte Goethe diese Entwicklung aber schon 1797 in seiner Vaterstadt Frankfurt. Unterwegs in die Schweiz stellte er fest, dass die Stadt längst über ihre alten Wälle hinausgewachsen und der Stadtgraben zugeschüttet worden war.
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»... Und Sie, mein würdiger Altvater, können nunmehr mit Simeon sprechen: Herr, lass deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben den Heiland dieses Hauses gesehen.«
Simeon: Neues Testament, Evangelium des Lukas, Kap. 2, Vers 29. Dem gottesfürchtigen Simeon war geweissagt worden, er werde nicht sterben, bevor er den Heiland gesehen habe. Da sieht er im Tempel von Jerusalem das Christuskind, erkennt den Heiland in ihm und stirbt mit den zitierten Worten.
Dass Mittler den Sohn von Charlotte und Eduard für einen solchen Heilsträger ausgibt, ist schon fast Gotteslästerung. Der Tod des alten Pastors könnte auch bedeuten, dass er aus dem Erschrecken darüber stirbt.