Zweites Kapitel
... als er einen ansehnlichen Lotteriegewinst tat, sich ein mäßiges Gut kaufte, es
verpachtete und zum Mittelpunkt seiner Wirksamkeit machte ...
Lotterien gab es in den deutschen Ländern seit dem frühen 18. Jahrhundert. Goethe missbilligte das Glücksspiel, hat aber immerhin registriert, dass eine Hamburger
Lotterie im Juni 1797 ein Gut in Schlesien als Hauptgewinn auslobte.
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... so wär es für jeden andern schwer gewesen, ein Duett mit ihm durchzubringen. Aber Charlotte wusste sich darein zu finden; sie hielt
an und ließ sich wieder von ihm fortreißen und versah also die doppelte Pflicht eines guten Kapellmeisters und einer klugen Hausfrau ...
Als Beispiel für ein solches Hauskonzert hier eine Aufnahme des Adagio aus der Sonate für Flöte und Klavier in g-moll von Johann Sebastian Bach, gespielt von zwei Schülerinnen (13 und 11 Jahre alt) bei einem Sommercamp der Austrian Master Classes, Salzburg. Zweifellos hört sich aber schon diese Darbietung besser an als alles, was man sich für die Wahlverwandtschaften vorzustellen hat. (Video unter https://www.youtube.com/watch?v=8Syx5ne0tP0)
Rebecca & Franciska Himml, 2012.
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Beide Gatten würden auch wohl noch eine Zeitlang geschwankt haben, wäre nicht ein Brief des Hauptmanns im Wechsel gegen Eduards letzten angekommen.
Es ist etwas unwahrscheinlich, dass zu dem erst am Vortag an den Hauptmann abgeschickten Brief bereits dessen Antwort eintrifft, doch ausgeschlossen ist es nicht. Post wurde
mit den Postkutschen jederzeit mitgenommen und vor Ort auch gleich ausgetragen, sodass auf kurze Entfernungen auch Antworten von Tag zu Tag möglich waren. Dass
von Eduards "letztem" Brief und nicht seinem gestrigen gesprochen wird, lässt allerdings doch vermuten, dass Goethe sich des erschließbaren kurzen Zeitabstandes -
das Folgegespräch mit Charlotte findet "
des andern Tags" statt - nicht bewusst war. Nicht nur an dieser
Stelle merkt man dem Roman an, dass er nicht im Schreiben formuliert, sondern dass er diktiert worden ist.