Erlebnisse Goethes /Zweiter Teil Zur Übersicht Zur Synopse Zur Einzelebene Druck
Zehntes Kapitel
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Die wunderlichen Nachbarskinder
Die stoffliche Anregung für diese Novelle erhielt Goethe bereits 1787 bei seinem zweiten römischen Aufenthalt. Wie er in der Italienischen Reise mitteilt ("Bericht" Oktober 1787), versuchte er einer Italienerin die Grundzüge des Englischen zu erklären und griff dafür nach einer englischen Zeitung.
"Ich blickte schnell hinein", schreibt er, "und fand einen Artikel, dass ein Frauenzimmer ins Wasser gefallen, glücklich aber gerettet und den Ihrigen wiedergegeben worden. Es fanden sich Umstände bei dem Falle, die ihn verwickelt und interessant machten, es blieb zweifelhaft, ob sie sich ins Wasser gestürzt, um den Tod zu suchen, sowie auch, welcher von ihren Verehrern, der Begünstigte oder Verschmähte, sich zu ihrer Rettung gewagt."
Es scheint, als hätte Goethe die Undeutlichkeit der Ausgangsgeschichte in die Novelle von den Wunderlichen Nachbarskindern hineintragen wollen, da jedenfalls die Rolle des Hauptmanns in ihr sonderbar undeutlich bleibt. Für den Romanzusammenhang tut das allerdings nicht gut. Man kann den Hauptmann nur entweder als Retter oder als Versager sehen, und das Bild von ihm ist jeweils ein anderes. Dass viele Kommentare der Entscheidung ausweichen, macht das Textdefizit überdeutlich.