Dreizehntes Kapitel
... so liebenswürdig anzusehen, dass die Bäume, die Sträuche ringsumher hätten belebt, mit Augen begabt sein sollen, um sie zu bewundern ...
Was diese Bewertung bezweckt, ist offensichtlich: nichts an Ottilie soll sie nachlässig, fahrlässig, schuldig an der Situation erscheinen lassen, die aus dem selbstvergessenen
Lesen entsteht. Doch dafür die Bäume und Sträucher zu bemühen, ist unrichtig, es ist unecht, es ist Kitsch. Der gefällige Eindruck soll den Unschuldsbeweis ersetzen,
und das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Müsste man erfahren, welchen Geschichten, welchen Situationen sich Ottilie bei ihrer Lektüre in Gedanken zuwendet, bliebe von der Aura des Bewundernswerten nichts übrig. Man würde sie in einen Abgrund von Trivialität versunken sehen.
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Sie reißt ihren Busen auf und zeigt ihn zum ersten Mal dem freien Himmel ... hebt das erstarrte Kind mit beiden Armen über ihre unschuldige Brust, die an Weiße und leider auch an Kälte dem Marmor gleicht.
Man kann es nicht anders sagen: die ganze Beschreibung ist eine einzige voyeuristische Geschmacklosigkeit. Es geht um ein ertrunkenes Kind, ein verzweifeltes Mädchen, und die Schilderung ergötzt sich an deren entblößter Brust.