[Dritter Abschnitt]
"... Aber das alles hat Zeit, jetzt lege dich noch ein wenig ins Bett, du brauchst unbedingt Ruhe ..."
Georgs Versuch, den Vater von einer Aussprache über den Freund abzubringen, wird wie eine Entmündigung des Vaters
betrieben. Warum bekennt sich Georg nicht offen zu dem Freund? Warum will er dem Vater in dieser Situation eine Schwäche einreden? Offenbar
hat er Angst, in der Aussprache über diesen Freund den Kürzeren zu ziehen bzw. sich über ihn - oder über
diesen Teil seines Ichs - mit dem Vater nicht verständigen zu können.
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"Ich konnte ja deine Abneigung gegen ihn ganz gut verstehn ... Aber dann hast du dich doch auch wieder ganz gut mit ihm
unterhalten. Ich war damals noch so stolz darauf, dass du ihm zuhörtest, nicktest und fragtest."
Dass der Vater irgendwann einmal Interesse für den Freund gezeigt hat, wird von Georg wie eine ihm selbst zuteil gewordene Anerkennung gewertet -
und das, obwohl er sich von dem Freund innerlich schon gelöst hat. Irgendetwas bindet ihn also immer noch an diesen, nur will er sich auf keinen Fall
seinetwegen mit dem Vater überwerfen.
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"... Wohl kenne ich deinen Freund. Er wäre ein Sohn nach meinem Herzen. Darum hast du ihn auch betrogen die ganzen Jahre lang ..."
Mit dem Eingeständnis des Vaters, dass er den Freund gut kenne, ihn vermisse, ihn sogar mehr liebe als Georg, nimmt die
Geschichte nochmals eine überraschende Wendung. Auch der Vater, besonders der Vater ist nicht aufrichtig gewesen! Während sich Georg von
dem Freund schon halb abgewendet hat, weil der Vater ihn anscheinend nicht leiden konnte, hat dieser den Freund sogar besonders ins Herz
geschlossen. Das kann nur heißen, dass Georg sich mit der Übernahme des Geschäftes und der Entmachtung des Vaters
falsch entschieden hat, und als die letzte Bekräftigung dieser falschen Entscheidung stellt sich natürlich die Verlobung dar. Jetzt, da der Brief an
den Freund sie gleichsam unwiderruflich macht, kommt der Vater offen auf seine Empörung über diesen Schritt zu sprechen.
"... Wie du jetzt geglaubt hast, du hättest ihn untergekriegt, so untergekriegt, dass du dich mit deinem Hintern auf ihn setzen
kannst und er rührt sich nicht, da hat sich mein Herr Sohn zum Heiraten entschlossen!"
Anstatt wie der Freund nach Russland zu gehen und sich auf eine andere, ganz eigene Mission zu verlegen, hat Georg sich also über den
Vater erhoben und versucht, sich als Firmenchef und Ehemann an seine Stelle zu setzen. Das ist, wie sich im weiteren herausstellt, ein
todeswürdiges Verbrechen.