
1975 verfilmte das Zweite Deutsche Fernsehen die Novelle. Unter
Herbert Ballmann (geboren 1924), einem vielseitigen und viel beschäftigten Regisseur, entstand eine außerordentlich
einfühlsame, in hohem Maße werkgetreue Nachgestaltung. Dass der Film annähernd zwei Stunden lang ist, mag
angesichts des Textumfanges überraschen, aber die Vorlage ist praktisch wie eine Drehbuch-Skizze benutzt worden,
sodass viele der von Thomas Mann nur knapp gekennzeichneten Situationen zu längeren Szenen werden.
Hervorragende Schauspieler, eine sorgfältige Ausstattung und die Musik Richard Wagners verbinden sich dabei zu einem
atmosphärischen Ganzen, das mit den sonst oft nur geborgt erscheinenden Filmhandlungen nach literarischen Vorlagen
nichts gemein hat. Auch der Schauplatz - das winterliche Bad Kreuth - gibt das von Thomas Mann beschriebene Sanatoriums-Milieu
ausgezeichnet wieder.

Nicht umgesetzt hat der Film die ironisch-satirischen Züge der
Novelle. Natürlich sind alle Figuren auch potenziell fragwürdig oder gar lächerlich, aber es geht diese
Kennzeichnung doch nie ins Bezichtigende über. Das wäre mit einer menschlich-glaubwürdigen Darstellung
auch nicht zu vereinbaren und über zwei Handlungsstunden hinweg obendrein schwer zu ertragen. Literarische Beschreibung und
szenische Darstellung folgen hier grundsätzlich verschiedenen Gesetzen. Wo der Leser eines Textes das Zugespitzte immer
erkennt und über sein Vergnügen an der Formulierung - zumal bei Thomas Mann - auch die dargelegten Schwächen
in einem milderen Licht sieht, würde deren wortgenaue szenische Wiedergabe zu einer Art Kabarett-Effekt führen,
der jede Anteilnahme ausschlösse. Die Verfilmung von 1975, die den Beteiligten über alle Unterschiede hinweg ihre
menschliche Substanz grundsätzlich belässt, hätte sicherlich Thomas Manns volle Zustimmung gefunden.