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[Abschnitt 11]
Sprung zu Abschnitt 11 Absatz 1 des Novellentextes Ein Möwenschrei war gegen das Fenster geschlagen ...
Sprung zu Abschnitt 11 Absatz 03 des Novellentextes ... wir beide haben es gesehen, Hans Nickels und ich: der Schimmelreiter hat sich in den Bruch gestürzt!
Wie bei Haukes Siegeswurf beim Eisboseln in Abschnitt 8 (siehe unter GESTALTUNG zu Abschnitt 8) ertönt wieder ein Möwenschrei als Zeichen des Unheimlichen, denn nunmehr wird bestätigt, was der Rahmenerzähler zu Anfang selbst wahrnimmt: der 'Schimmelreiter' ist in einer Wehle verschwunden, die von einem Deichbruch hinter dem Deich zurückgeblieben ist.
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Sprung zu Abschnitt 11 Absatz 6 des Novellentextes Es ist ja nur die eine Wehle; in Jansens Fenne, wo der Hauke-Haien-Koog beginnt ...
Diese Wehle befindet sich aber eben dort, wo 1756 Hauke Haien mit seiner Familie umgekommen ist, nämlich am Übergang des alten Deiches zu dem neuen Deich und Koog. Mit anderen Worten: Der Schimmelreiter verschwindet genau an der Stelle, wo Hauke Haien sein Leben beendet bzw. sich geopfert hat. Seine Wiederkehr bei Sturmfluten ist also eine Art Fortsetzung dieses Selbstopfers, denn er warnt damit ja vor einem Deichbruch. Andererseits bricht bei seinem Erscheinen auch immer irgendwo ein Deich (siehe letzter Abschnitt, Absatz 4), d.h. er ist auch ein Unglücksbote. So ist auch seine Wiederkehr Ausdruck seiner Doppelnatur - Segen und Fluch sind gleichermaßen mit seinem Wesen verbunden.
Mit dem hier gebrauchten Namen Hauke-Haien-Koog wird vorweggenommen, dass dieser als Deichgraf etwas Dauerhaftes leisten wird, und damit ein gewisses Gegengewicht gegen seine Wiederkehr als 'Gespenst' geschaffen. Auch damit deutet sich an, dass Storm in seinem Urteil über ihn nicht eindeutig sein will.
Seit 1961 gibt es einen Hauke-Haien-Koog aber auch tatsächlich: südlich von Fahretoft (bei Husum) wurde ein neu eingedeichtes Stück Land so benannt, um den vielen namenlosen Deichgrafen dieses Küstenstriches damit ein Denkmal zu setzen.
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Sprung zu Abschnitt 11 Absatz 15 des Novellentextes ... er wiederholte es sich mehr als zu oft, er sei der rechte Mann.
Die Formulierung 'mehr als zu oft' könnte kritisch gemeint sein: Hauke wiederholt sich die prophetische Idee nicht bloß zu oft (was schon zu viel des Guten wäre), sondern sogar mehr als zu oft. Das passt allerdings nicht zu seiner sonst eher nüchternen Art, und so meint es hier wohl: er wiederholte es sich 'nur gelegentlich, als dass er es sich zu oft wiederholte'. Sprachlogisch ist die Formulierung aber problematisch.
Sprung zu Abschnitt 11 Absatz 15 des Novellentextes ... so wuchsen in seinem jungen Herzen neben der Ehrenhaftigkeit und Liebe auch die Ehrsucht und der Hass. Aber diese beiden verschloss er tief in seinem Innern; selbst Elke ahnte nichts davon.
Auch hier fällt wieder die Allwissenheit des Erzählers auf. Obwohl Hauke Haien seine Empfindungen so tief in sich verschießt, dass nicht einmal Elke etwas davon bemerkt, kann der Schulmeister ein ganzes Jahrhundert später davon Mitteilung machen.