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[Sechster Teil]
Sprung zur Textstelle Er war bescheiden, sparsam und fleißig in seinem Geschäfte, welchem er einen großen Umfang zu geben verstand.
Zeichnung von Andrée Monéger (1955)
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Sprung zur Textstelle ... dass sich sein Vermögen verdoppelte und er nach zehn oder zwölf Jahren mit ebenso vielen Kindern, die inzwischen Nettchen, die Strapinska, geboren hatte, und mit letzterer nach Goldach übersiedelte ...
Zeichnung von Helmut Knorr (1972)
Die Filme
Zur erfolgreichsten Umsetzung des Stoffes wurde der 1940 gedrehte Film von Helmut Käutner (1908-1980) mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Die heute mitunter zu lesende Einschätzung, es handle sich bei diesem Film um eine Satire auf den Uniformwahn des Dritten Reiches, hält einer Nachprüfung allerdings nicht stand. Zum einen gab es diesen 'Wahn' so ausgeprägt gar nicht (anders als in der Wilhelminischen Zeit, für die Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick" (1931) ihn verspottete), sondern das modische Leitbild selbst in der nationalsozialistischen Führungsschicht war der lässig-elegant gekleidete Zivilist. Zum anderen macht Wenzel Strapinski durch seine Kleidung ja sein Glück und reift dabei auch persönlich von einem allzu bescheidenen Schneiderlein zu einem passablen jungen Mann. Das Kleid zeigt letztlich nur, was in ihm steckt, und was die Gesellschaft 'wähnt', ist gar nicht so verkehrt.
Die satirischen Züge der Novelle werden von Käutner vielmehr in freundlicher Unterhaltung aufgelöst. Der Film beginnt mit einer längeren Szene, in der der Schneider sich in schöner Kleidung auch ein schöneres Leben erträumt und sich dabei selbst den Frack anmisst, den er für einen Kunden fertigstellen soll. Aus diesem Grund auf die Straße gesetzt, wird er - wie bei Keller - von einer Kutsche mitgenommen und für einen Grafen gehalten. Der Graf, dem die Kutsche gehört, kommt hier dann aber selbst ins Spiel, indem er sich für Strapinskis Diener ausgibt und seine Geldausgaben bezahlt. Ein Fräulein von Serafin, das sich für Strapinski interessiert, wird von diesem zugunsten Nettchens zurückgewiesen, erhält dafür aber den echten Grafen zum Mann. So mündet Kellers Gesellschafts-Satire in eine amüsante Rollentausch-Geschichte ein, in der besonders Heinz Rühmann sein komödiantisches Talent zur Geltung bringen kann.
Heinz Rühmann (1902-1994) als Schneider Wenzel Strapinski
Unterwegs im vornehmen Mantel
Mit Hertha Feiler (1916-1970) als Nettchen, vom 'Grafen' schon in der Kutsche nach Goldach mitgenommen.
Hertha Feiler als Nettchen (seit 1939 Heinz Rühmanns Frau)
Hans Stiebner (1898-1958) als Wirt im Gasthof
Hilde Sessak (1915-2003) als Fräulein von Serafin, die Strapinski nachstellt und die Braut des echten Grafen Stroganoff wird.
Fritz Odemar (1890-1955) als Graf Stroganoff, der sich Wenzel Strapinski als Diener anträgt.
Hans Sternberg (1878-1948) als Nettchens Vater und Rudolf Schündler (1906-1988) als eifersüchtiger Schneider Böhni.
Die Verlobung mit Nettchen
Nettchen erkennt, dass die Scharade auf den unechten Grafen ihrem Bräutigam gilt.
Das glückliche Ende

Wenzel bei der ersten Begegnung mit Nettchen.
1963 nahm sich das Fernsehen des Stoffes an. Nach einem Drehbuch von Leopold Ahlsen (geb. 1927) drehte die BAVARIA Film-Gesellschaft unter der Regie von Paul Verhoeven einen von der Kritik als 'vergnüglich' gelobten Film, in dem der damals namhafte Hamburger Bühnenschauspieler Hanns Lothar die Hauptrolle spielte. Auch hier hielt man wie in der Käutner-Verfilmung die reine Verwechslungs-Geschichte für nicht ergiebig genug und führte einen Grafen Strapinski als kriminellen Doppelgänger des verkannten Schneidergesellen ein . - Leider stand eine Kopie des Filmes zur genaueren Kennzeichnung nicht zur Verfügung.
Erwin Klietsch (1904 -nach 1970) als Nettchens Vater, Hanns Lothar (1929-1967) als Graf Wenzel und Hans Zesch-Ballot (1896-1972) als Herr Gabwiler
Monika Peitsch (geb. 1938) als Nettchen