[Abschnitt 8]
"... auf dass es uns wohl gehe auf unsern alten Tagen!"
Auf den Ursprung dieses Trinkspruches hat Storm 1871 in der Novelle "Eine Halligfahrt" selbst hingewiesen.
Aus "Eine Halligfahrt"
Aber schon trat er [der alte Vetter] selber wieder in die Stube.
»Ich habe unziemlicherweise die Tafel abgebrochen«, sagte er entschuldigend; »Sie wissen ja: Herz schon so
alt und noch immer nicht klug! - Lassen Sie uns nach Landesbrauch nun Martje Flors Gesundheit trinken!« Er füllte die
Gläser und erhob das seine. »Frau Cousine! Susanne! Mein lieber Junge! Auf dass es uns wohl gehe in unsern
alten Tagen!«
Und wir tranken, wie das diesem ernstesten aller Trinksprüche eigen zu sein scheint, schweigend und schüttelten
uns die Hände.
Die Geschichte aber, welche demselben zugrunde liegt, verdient es, auch in weiteren Kreisen erzählt zu werden. Als nämlich
Tönning, die große Stadt der Landschaft Eiderstedt, einst von den Schweden belagert wurde, hatte eine Gesellschaft feindlicher
Offiziere in dem benachbarten Kathrinenbad Quartier genommen und trieb dort arge Wirtschaft; sie ließen sich Wein auftragen,
zechten und lärmten, als seien sie die Herren hier. Martje Flor, die zehnjährige Tochter des Hauses, stand dabei und sah unwillig
dem Gelage zu, denn sie gedachte ihrer Eltern, die das unter ihrem Dache dulden mussten. Da reichte einer der Trinker ihr ein
volles Glas und rief, was sie so trübselig dastehe, sie solle lieber auch eine Gesundheit ausbringen! Und Martje trat mit dem
Glase an den Tisch, wo die feindlichen Kriegsleute saßen, und sprach: »Dat et uns will ga up unse ole Dage!« - Und auf dieses
Wort des Kindes wurde es still.
Seitdem versteht es jeder bei uns zu Hause, wenn am Schlusse des Mahles der Wirt es seinen Gästen zubringt:
»Und nun noch - Martje Flors!«
Der Sinn des Trinkspruches an dieser Stelle ist also, dass Ole Peters an sein eigenes Alter denken möge, wenn er jetzt Drees als alten Mann
so schlecht behandelt. Ole Peters versteht die Mahnung aber offenbar nicht.